IAA Nutzfahrzeuge 2016: Auf dem Weg zum unfallfreien Lkw

Der Lkw-Hersteller Mercedes-Benz bringt zur IAA Nutzfahrzeuge 2016 weltweit erste Sicherheitstechnologien mit Personenerkennung in den Lkw. Die vernetzten Dienste werden weiter ausgebaut.

Bei Mercedes-Benz-Lkw sollen künftig der neue Abbiege-Assistent und der Bremsassistent auch Radfahrer und Fußgänger aktiv schützen. | Foto: Daimler
Bei Mercedes-Benz-Lkw sollen künftig der neue Abbiege-Assistent und der Bremsassistent auch Radfahrer und Fußgänger aktiv schützen. | Foto: Daimler
Tobias Schweikl

Als Ausblick auf die IAA Nutzfahrzeuge 2016 (22. bis 29. September, Hannover) hat Mercedes-Benz mit „Uptime“ und dem FleetBoard-Store für Apps zwei neue digitale Angebote für Lkw präsentiert. Außerdem vorgestellt wurden der neue Abbiege-Assistent für Lkw und die jüngste Generation des Notbremssystems „Active Brake Assist“ (ABA 4) mit Personenerkennung.
Bei „Uptime“ macht Daimler Ernst mit der angestrebten Vernetzung des Lkw. Der neue Dienst soll die Fahrzeugverfügbarkeit im täglichen Geschäft erhöhen, indem der Betreiber durch die kontinuierliche Auswertung der verfügbaren Daten des Lkw in Echtzeit aktiv kontaktiert wird, noch bevor ein Teiletausch oder eine andere Reparatur zwingend nötig werden. Das soll erstens Pannen unterwegs verhindern und zweitens durch intelligentes Termin-Management die notwendigen Wartungszeiten besser planbar machen. Das System soll die Kunden auch bei jenen Instandsetzungsmaßnahmen unterstützen, die sie selbst innerhalb ihrer firmeneigenen Fuhrpark- und Werkstattorganisation vornehmen.
„Uptime“ empfängt dazu permanent Daten von allen im Fahrzeug verbauten Sensoren und überprüft den Status der Fahrzeugsysteme fortlaufend. Deuten sich Reparatur- oder Wartungsbedarfe an, meldet sich der Lkw selbstständig beim Mercedes-Benz Service. Dort werden die Daten in Echtzeit automatisch analysiert und interpretiert. Zusammen mit konkreten Handlungsempfehlungen werden die Daten dann an die Mercedes-Benz Serviceorganisation übertragen. Diese kontaktiert dann den Kunden, unterstützt ihn mit Handlungsempfehlungen und nimmt ihm bei dringenden Reparaturen die Werkstattsuche und Organisation ab.
Mercedes-Benz hat Uptime zwei Jahre lang in 1.400 Lkw in 16 Flotten in Deutschland, Großbritannien, Österreich und Polen getestet. Voraussetzung für die Nutzung ist eine neue Hardware-Komponente. Dieses etwa DIN-A5 große Modul wird zukünftig markenübergreifend bei Daimler Trucks verbaut. Technologische Basis ist die über verschiedene Regionen und Marken hinweg eingesetzte vereinheitlichte Elektrik/Elektronik-Architektur (E/E). Insgesamt investiert Daimler Trucks nach eigener Aussage bis zum Jahr 2020 rund eine halbe Milliarde Euro in die Vernetzung der Lkw mit ihrer Umwelt.
Mehr Sicherheit in der Stadt
Neben der Vernetzung der Lkw sind die Sicherheitssysteme ein weiterer großer Entwicklungsblock bei Daimler. Bisher konnten Assistenzsysteme im Lkw primär zur Vermeidung von schweren Unfällen auf Autobahnen und im Fernverkehr beitragen. Mit dem komplett neuen Abbiege-Assistenten und dem verbesserten System „Active Brake Assist 4“ überträgt Mercedes-Benz Lkw die Sicherheitstechnik nun in den Stadtverkehr. Mit dem Abbiege-Assistenten soll der Lkw den Fahrer beim Abbiegen auf Fußgänger und Radfahrer aufmerksam machen. Der neue ABA 4 soll sogar Fußgänger erkennen, die zwischen parkenden Fahrzeugen auf die Fahrbahn treten. Das Fahrzeug leitet in diesem Fall selbständig eine Teilbremsung ein.
Mit dem neuen FleetBoard-Store für Apps startet Mercedes-Benz Lkw Anfang 2017 außerdem ein Angebot, wie man es vom Smartphone oder Tablet kennt – eine Art „iTunes für den Lkw-Transport“, so Daimler. Diese Plattform ist bewusst offen konzipiert. Software-Experten anderer Branchenpartner wie Aufbau-Hersteller, Logistiker und Kunden können auf diese Weise nützliche Apps für alle am Transport Beteiligten beisteuern, um den Straßengüterverkehr in Summe noch effizienter zu machen.