Inrix-Statistik: 46 Stunden Stau in der Stadt

Nach wie vor verbringen Autofahrer täglich viel Zeit im Stau, beim Spitzenreiter München 87 Stunden pro Jahr, im Schnitt aller 74 Städte 46 Stunden. Neue Messsystematik erweitert auf das Umland. Erstmals dargestellt: Lohnen die Alternativen ÖPNV und Rad.

Nichts geht mehr: Eine berüchtigte Staufalle im Münchner Norden ist die Moosacher Straße/Frankfurter Ring, häufig und vergeblich als Paralelle zur stets staureichen B2R (Mittlerer Ring) genutzt. | Foto: J. Reichel
Nichts geht mehr: Eine berüchtigte Staufalle im Münchner Norden ist die Moosacher Straße/Frankfurter Ring, häufig und vergeblich als Paralelle zur stets staureichen B2R (Mittlerer Ring) genutzt. | Foto: J. Reichel
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Keine Verbesserung der Verkehrssituation in deutschen Städten hat es 2019 gegeben. Deutsche Autofahrer und damit auch Gewerbetreibende verbringen im Bundesdurchschnitt mehr als 46 Stunden im Stau. Das ist die Bilanz des alljährlichen Global Traffic Scorecard des Verkehrsinformationsanbieters INRIX, die jährlich Stau- und Mobilitätstrends in mehr als 900 Städten in 43 Ländern untersucht. Besonders zäh ist es für Autofahrer in der künftigen IAA-Stadt München: Sie hätten im vergangenen Jahr insgesamt 87 Stunden in Staus zugebracht. Auf den Plätzen zwei und drei liegen Berlin mit 66 und Düsseldorf mit 50 Stau-Stunden. Die Autoren verweisen neben dem Zeitfaktor selbst auch auf die finanziellen Auswirkungen des stark stockenden Verkehrs. In München etwa hätten sich durch den Zeitverlust Kosten in Höhe von 774 Euro pro Autofahrer angehäuft, was sich auf bis zu 405 Millionen Euro im Jahr summiere. In Berlin betrügen die Kosten 587 Euro pro Autofahrer, in Düsseldorf waren es auch noch 445 Euro.

"In den untersuchten Städten in Deutschland sind im vergangenen Jahr so Staukosten in Höhe von 2,8 Milliarden Euro entstanden", so die Bilanz der Verkehrsanalysten.

Laut der Autoren würde das Verkehrsaufkommen deutscher Städte dank einer angepassten Methodik nun noch aussagekräftiger dargestellt. Während im Vorjahr der Fokus ausschließlich auf Wegen in die Stadtzentren lag, habe man für die neue Scorecard die von Pendlern am stärksten befahrenen Strecken identifiziert, auch über das Stadtzentrum hinaus. Damit ließen sich deutlich mehr Strecken berücksichtigen, begründet der Anbieter. Allerdings sinken so die Zeiten teilweise massiv, etwa für Berlin, wo die alte Methodik 154 Stunden für 2018 ergeben hatte.

Alternative 1: Mit dem Rad nicht so viel langsamer

Erstmals gibt die aktuelle Scorecard erstmals auch Auskunft darüber, inwieweit es sich für Autofahrer auf den entsprechenden Strecken lohnt, das Fahrrad oder den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) als Auto-Ersatz zu nutzen. Am geringsten sei der Zeitverlust mit dem Fahrrad in München und Berlin, hier benötigen Radfahrer auf den untersuchten Strecken im Tagesdurchschnitt nur höchstens 50 Prozent Fahrtzeit mehr als Autofahrer. Fährt man mit dem Auto also etwa 40 Minuten zu seinem Ziel, benötige ein Radfahrer weniger als 20 Minuten länger dorthin. In den meisten anderen Städten seien Autofahrer zwar noch immer deutlich schneller als Radfahrer, doch falle auch hier der Zeitverlust mit 50 bis 100 Prozent mehr Fahrzeit noch nicht übermäßig hoch aus, so die Analysten.

Alternative 2: Mit Bus&Bahn mehr als doppelt so viel Zeit

Insgesamt schneiden Bus und Bahn als Alternative für Pendler auf den von Autofahrern vielbefahrenen Strecken im Vergleich zum Fahrrad aber deutlich schlechter ab. Hierbei benötige man in sieben der Top-10-Städte mehr als die doppelte Fahrzeit. Dabei gelte es allerdings zu berücksichtigen, dass die Studie sich auf die von Autofahrern meistbefahrenen Strecken konzentriere. Strecken hingegen, auf denen Radfahrer oder öffentliche Verkehrsmittel voraussichtlich erheblich schneller sind, fallen daher nicht oder kaum ins Gewicht, relativieren die Autoren.

„Die Ergebnisse machen deutlich, dass Städte stetig weiter daran arbeiten müssen, den Wandel in der Mobilitätslandschaft voranzutreiben und den Verkehrsfluss zu optimieren – gerade vor dem Hintergrund, dass die meisten Metropolen weiterhin schnell wachsen“, meint Trevor Reed, Transportation Analyst bei INRIX.