Intelligentes Energie-Management im Tiefkühllager: Unilever spart zehn Prozent Energie
Der Konsumgüter-Konzern Unilever nutzt das Speiseeis in seinem Tiefkühllager in Heppenheim als Speicher, um Energie effizienter zu nutzen. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und flexiblem Energiemanagement werden Stromverbrauch und Energiekosten erheblich gesenkt. Das Projekt zeigt, wie Kühllager zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen und die Nutzung erneuerbarer Energien optimieren können.
Wenn viel Strom aus erneuerbaren Energien verfügbar ist, wird das Kühllager auf bis zu -24 Grad heruntergekühlt. Steigen die Strompreise, weil weniger erneuerbare Energien zur Verfügung stehen und die Nachfrage besonders hoch ist, wird die Energiezufuhr reduziert. In dieser Zeit funktionieren Magnum, Langnese und Co. wie eine Batterie, da über 55.000 Paletten Speiseeis die nötige Kühltemperatur aufrechterhalten.
Diese Schwankungen sind möglich, da die Produkttemperatur im Speiseeis deutlich langsamer steigt und sinkt als die Lufttemperatur im Lager. Die Qualität und Sicherheit der Produkte bleiben dabei unbeeinträchtigt.
Projektpartner von Unilever ist die Energeering GmbH aus Mülheim an der Ruhr. Das 2018 gegründete Energieberatungsunternehmen unterstützt überwiegend Mandanten aus der Lebensmittellogistik und -industrie beim Betrieb von Energiemanagementsystemen sowie der Umsetzung von Strom-Lastmanagement-Systemen.
„Zusammen mit Energeering und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz können wir die optimale Stromversorgung des Lagers minutengenau berechnen. Wir analysieren Daten über Speiseeisproduktion, Lagerbestand, Stromverbrauch, Kühltemperatur, Wettervorhersagen und Börsenstrompreise“, so Sulyiman Nekzai, Head of Customer Operations bei Unilever DACH. „Anhand dieser Daten lässt sich der Stromverbrauch sinnvoll reduzieren und Strom günstiger einkaufen, wenn viel erneuerbare Energie verfügbar ist.“
„Tiefkühllager verbrauchen viel Energie. Durch intelligentes Energie-Management und die natürlichen Speichereigenschaften der gekühlten Produkte können diese Lager Netzlasten reduzieren und das Abschalten von Wind- und Solaranlagen verhindern. Das minimiert den Einsatz fossiler Energien und ist ein wichtiger Hebel für eine erfolgreiche Energiewende", so Holm Riedel, Geschäftsführer von Energeering.
Durch flexibles Energiemanagement und den Einsatz von künstlicher Intelligenz werden Stromverbrauch und Energiekosten in Spitzenzeiten drastisch gesenkt. Der innovative Ansatz hat das Potenzial, über Unilever hinaus Kühllager zu einem wichtigen Baustein der Energiewende zu machen.
Nach Schätzungen des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik können durch die Flexibilisierung von Kälteerzeugungsanlagen allein in Deutschland mehrere Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, ist Riedel überzeugt.
Aufgrund fehlender Energiespeicher müssen Wind- und Solaranlagen oft abgeschaltet werden, weil mehr Strom ins Netz fließt als verbraucht wird. Zu Spitzenzeiten reicht der Strom aus erneuerbaren Energien hingegen häufig nicht aus, um die Nachfrage zu decken, sodass Gas- und Kohlekraftwerke hochgefahren werden müssen. Energiespeicher sind daher entscheidend für die Reduzierung von CO2 und das Erreichen der Pariser Klimaziele.
„Das Potenzial dieses Systems für Unilever, die Branche und die Energiewende ist enorm“, sagt Nikolaus Huber, General Manager Ice Cream bei Unilever DACH. „Dank der Vielzahl an Sensoren und Daten können wir unsere Anlagen effizienter betreiben. Die Kälteanlagen laufen häufiger im optimalen Betriebspunkt. Im Juli haben wir in Heppenheim knapp 9,5 Prozent weniger Strom benötigt als im Vorjahreszeitraum ohne flexible Kühlung. Diese Menge an Strom reicht für etwa 14 Vier-Personen-Haushalte ein Jahr lang. Zukünftig können wir allein an diesem Standort Energiekosten im sechsstelligen Bereich einsparen. Für die 250 Kühllager bei Unilever weltweit gehen die Möglichkeiten zu Einsparungen in die Millionen.“
Unilever setzt in Deutschland seit 2012 Ökostrom an allen Betriebsstandorten ein und konnte weltweit bereits 74 Prozent der betrieblichen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2015 reduzieren.
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