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IRU: Frachtraten im Straßengüterverkehr stabil, aber hohe Kosten als Belastung

Trotz sinkender Spotmarktpreise zeigen sich die Vertragsraten im europäischen Straßengüterverkehr als stabil. Hohe Betriebskosten und schwache Nachfrage sind für deutsche Transportunternehmen aber eine Herausforderung.

Europäische Frachtraten bleiben stabildoch stellen sinkende Spotmarktpreise deutsche Transportunternehmen vor Herausforderungen. (Foto: Pixabay)
Europäische Frachtraten bleiben stabildoch stellen sinkende Spotmarktpreise deutsche Transportunternehmen vor Herausforderungen. (Foto: Pixabay)
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Johannes Reichel
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Laut dem aktuellen „European Road Freight Rates Index“ der IRU (International Road Transport Union) bleiben die Frachtraten im Vertragsbereich für den europäischen Straßengüterverkehr im dritten Quartal 2024 stabil. Der Kassakursindex, der die Spotmarktpreise widerspiegelt, fiel jedoch um 4,4 Punkte gegenüber dem Vorquartal und liegt im Jahresvergleich ebenfalls niedriger. Damit zeigt sich ein anhaltender Abwärtsdruck auf die Preise im Spotmarkt, während die Vertragsraten beständig bleiben.

Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen belasten Branche

Die gegenwärtige Marktlage im Straßengüterverkehr wird stark von der schwachen industriellen Produktion und einer verhaltenen Konsumnachfrage in Europa beeinflusst. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den sinkenden Frachtraten wider, welche im Spotmarktbereich einen wichtigen Indikator für die Nachfrage darstellen. Michael Clover, Head of Commercial Development bei Transport Intelligence (Ti) erklärte dazu:

„Der Rückgang der Kassakurse im 3. Quartal ist ein Hinweis auf die schwache Nachfragesituation, aber wir gehen davon aus, dass die Kassakurse ein Frühindikator für die Erholung der Nachfrage […] sein werden, wenn sich der Markt ändert.“

Für deutsche Güterverkehrsunternehmen bleibt die wirtschaftliche Erholung entscheidend, um langfristig stabile Vertragsraten zu sichern und gleichzeitig den Druck durch hohe Betriebskosten abzufangen. Laut Angaben der IRU haben sich die Betriebskosten insbesondere durch die Inflation und gestiegene Arbeitskosten in den letzten zwei Jahren deutlich erhöht. Auch die Preise für Versicherungen, Wartung und Ersatzteile belasten die Kalkulation der Unternehmen zunehmend.

Kostenentwicklung und ihre Folgen

Die Dieselpreise, die ein zentraler Kostenfaktor für den Güterverkehr sind, sanken zwar im dritten Quartal 2024 auf durchschnittlich 1,50 Euro pro Liter, was einem Rückgang von acht Prozent gegenüber dem Höchststand im Juli entspricht. Doch bereits im Oktober zogen die Preise aufgrund geopolitischer Spannungen wieder an, was Unternehmen vor zusätzliche Herausforderungen stellt. Vincent Erard, Senior Director for Strategy and Development der IRU, wies auf die Schwierigkeiten der Branche hin und betonte die Bedeutung politischer Unterstützung, um insbesondere kleine und mittlere Unternehmen zu entlasten. Die zunehmenden Betriebskosten durch neue Umweltauflagen und Emissionsrichtlinien könnten die Branche weiter unter Druck setzen, so Erard.

Digitale und ökologische Anpassung im Fokus

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Umstellung auf den intelligenten Fahrtenschreiber Version 2 (G2V2) im Rahmen des EU-Mobilitätspakets 1. Nach einer IRU-Umfrage hatten bis Mitte 2024 nur 6,4 Prozent der EU-Fahrzeuge die neuen Fahrtenschreiber installiert, während etwa 60 Prozent noch veraltete Geräte verwenden. Bis zum Jahresende 2024 sollen alle analogen und digitalen Fahrtenschreiber durch G2V2-Geräte ersetzt werden, was deutsche Unternehmen vor logistische Herausforderungen stellt.

Thomas Larrieu, Chief Executive Officer von Upply, merkte an, dass die Digitalisierung auch eine Chance zur Steigerung der Effizienz darstellt. Der Sektor steht allerdings vor der Herausforderung, die Kosten für die Implementierung neuer Technologien zu schultern, während hohe Betriebskosten gleichzeitig die Frachtraten hoch halten. Die Digitalisierung könnte jedoch langfristig zur Stärkung der Produktivität beitragen und eine weitere Schwächung des Marktes verhindern.

Die insgesamt schwachen Marktaussichten und die anhaltenden Betriebskostenbelastungen fordern die deutsche Transportbranche weiterhin heraus. Eine Erholung hängt stark von einer wirtschaftlichen Stabilisierung in Europa und dem Fortschritt bei regulatorischen Anpassungen ab.

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