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IRU-Studie: Flottenbetreiber ausgebremst von Fahrermangel

Der Weltdachverband der Straßentransportunternehmen publiziert eine Studie zum Fahrermangel mit klarer Erkenntnis: Danach bremst er mehr als die Hälfte der Flottenbetreiber in der Expansion.

(Grafik: IRU)
(Grafik: IRU)
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Johannes Reichel
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Über die Hälfte der Lkw-Flottenbetreiber kann wegen des Fahrermangels nicht weiter expandieren. Das geht aus einer aktuellen Studie der IRU (International Road Transport Union) hervor, für die mehr als 1.000 europäische Güterkraftverkehrsunternehmen befragt wurden.

Weitere Folgen des Mangels sind demnach bei fast 50 Prozent der Unternehmen eine geringere Produktivität und bei 39 Prozent ein Umsatzrückgang. Der Analyse zufolge fehlen in der EU, Norwegen und Großbritannien mehr als 233.000 Lkw-Fahrer. Es wird prognostiziert, dass die Zahl bis 2028 aufgrund von Pensionierungen sogar auf über 745.000 ansteigen wird, wenn keine wesentlichen Maßnahmen ergriffen werden.

Im Durchschnitt sind Lkw-Fahrer in Europa 47 Jahre alt. Während ein Drittel über 55 Jahre alt ist und voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen wird, sind weniger als 5 Prozent jünger als 25 Jahre.

Betreiber suchen nach Lösungen.

In dieser Situation suchen die Betreiber nach Lösungen. Mehr als 70 Prozent ergreifen Maßnahmen, um Fahrer zu halten und zu gewinnen. Mehr als die Hälfte setzt dabei auf Leistungsprämien und Lohnerhöhungen - mit Folgen. Der durchschnittliche Bruttolohn eines Lkw-Fahrers in Europa liegt 55 Prozent über dem nationalen Mindestlohn, in den Niederlanden sogar 233 Prozent. Darüber hinaus investieren die Lkw-Flottenbetreiber in bessere Fahrzeuge (44 Prozent), die Deckung der Kosten für den Zugang zum Beruf (35 Prozent) und die Bereitstellung von Weiterbildungsmöglichkeiten (25 Prozent).

Ein wesentliches Hindernis, insbesondere junge Menschen für den Beruf des Lkw-Fahrers zu gewinnen, sind laut Studie die hohen Kosten für den Lkw-Führerschein und die berufliche Qualifikation in Europa. Diese entsprechen dem 3,7-fachen des monatlichen Mindestlohns.

Raluca Marian, Direktorin der IRU für EU-Interessenvertretung, sagte:

„Der jüngste Bericht der IRU über den Mangel an Lkw-Fahrern in Europa zeigt deutlich, dass Straßengüterverkehrsunternehmen und damit der EU-Handel durch den Fahrermangel beeinträchtigt werden. Klar ist auch, dass die Unternehmen alles tun, um mehr Fahrer zu gewinnen und zu halten.“

Marian fordert die EU und die nationalen Regierungen auf, Zugangsbarrieren abzubauen und attraktivere Arbeitsbedingungen zu fördern.

„Was die Barrieren betrifft, so sollte beispielsweise die 'School-to-Wheel-Lücke' geschlossen werden, indem 17-Jährigen die Möglichkeit gegeben wird, zusammen mit einem Fahrertrainer Fahrpraxis zu sammeln, und die Anerkennung von Führerscheinen und Qualifikationen aus Drittstaaten sollte auf EU-Ebene harmonisiert werden. Auch die Ruhebedingungen der Fahrer sollten verbessert werden, unter anderem durch den Bau von mehr sicheren Parkplätzen“, so die Vertreterin des Lobbyverbandes.

Geringe Beteiligung von Frauen

Nur 4 Prozent der europäischen Lkw-Fahrer sind Frauen. Deutschland (7,2 Prozent), Rumänien (6,1 Prozent) und Frankreich (4,5 Prozent) haben den höchsten Anteil weiblicher Lkw-Fahrer. Sichere Arbeitsbedingungen und der Zugang zu gut ausgestatteten Rastplätzen sind die Hauptanliegen der Frauen. Die Verbesserung dieser Bedingungen ist laut Bericht der Schlüssel, um mehr Frauen für den Beruf zu gewinnen.

Über den Bericht

Der IRU-Bericht "Lkw-Fahrermangel 2023 in Europa" bietet eine Aufschlüsselung des chronischen Lkw-Fahrermangels auf regionaler und nationaler Ebene. Der Bericht beschreibt auch die wirtschaftlichen und demografischen Trends, die dem Mangel zugrunde liegen, die Hindernisse für den Marktzugang, einschließlich rechtlicher Hürden, die Herausforderungen, die die Attraktivität des Berufs einschränken, und die Lösungen, die von Regierungen, Straßenverkehrsverbänden und Unternehmen als Reaktion darauf umgesetzt werden.

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