ITS World Congress 2021: ibeo macht autonom in Lager, Straße und Schiene

Neben einem Logistikroboter mit Level-4-Fähigkeit präsentiert der Hamburger Spezialist einen sensorgestützten Zug, der ohne weitere Infrastrukturmaßnahmen eine Takterhöhung ermöglichen soll.

Kooperativ: Der auf Level 4-fahrbereite Logistikroboter soll sich schon heute in Lagerumgebungen einfügen lassen und hat Potenzial für mehr. | Foto: ibeo
Kooperativ: Der auf Level 4-fahrbereite Logistikroboter soll sich schon heute in Lagerumgebungen einfügen lassen und hat Potenzial für mehr. | Foto: ibeo
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Hamburger Automotive-LiDAR-Spezialist Ibeo zeigt auf dem ITS World Congress in Hamburg sein Portfolio an Technologielösungen und Bausteine für das (teil-)autonome Fahren der Zukunft. Gezeigt werden unter anderem der neue sogenannte Solid-State-LiDAR-Sensor ibeoNEXT, der besonders kompakt sein will und ohne bewegliche Teile auskommt. Als weitere Highlights verweist man auf die Ausstattung eines Zuges der Deutschen Bahn mit ibeoNEXT-Systemen im Rahmen des Projektes Sensors4Rail und Vorführungen einer völlig autonom fahrenden Plattform für unterschiedliche Mobilitätsanwendungen.

Für Ibeo als LiDAR-Pionier sei die ITS aus verschiedenen Gründen ein echtes Heimspiel, wie Ibeo-Geschäftsführer Ulrich Lages erklärt. Man forsche, entwickle, teste und vermarkte zwar weltweit – etwa in China, den USA, Australien oder Südamerika.

"Hamburg ist unser Firmensitz – hier schlägt unser Herz, und von hier aus werden die Aktivitäten der mittlerweile über 400 Mitarbeiter:innen an unseren Standorten in Deutschland, den Niederlanden und den USA koordiniert.

Man habe hier in Hamburg innerhalb von zwei Jahrzehnten ein Unternehmen geschaffen, das Lange als weltweit führend in der Entwicklung von LiDAR-Systemen ansieht. So ist der Anbieter auch offizieller Kooperationspartner des Pilotprojekts „Sensors4Rail“ der Deutschen Bahn, das Teil der Sektorinitiative „Digitale Schiene Deutschland“ ist. Ziel des Projekts sei es, die Kapazität, Zuverlässigkeit und Effizienz des deutschen Bahnsystems zu erhöhen. Dafür wurden die Züge mit Kameras, Radar, digitalen HD-Karten, (Satelliten-)Ortungstechnologien und zwölf Real-Solid-State-ibeoNEXT-LiDAR-Sensoren von Ibeo ausgestattet.

Spart Infrastruktur: Zugposition präzise bestimmbar

Damit soll sich die Position des Zuges jederzeit genau bestimmen lassen, ohne dafür zusätzliche Infrastruktur an der Strecke installieren zu müssen. Weitere namhafte Unternehmen wie Bosch Engineering, Siemens Mobility und HERE Technologies sind ebenfalls unter den Kooperationspartnern. Während des Weltkongresses wird ein Zug, der vollständig mit den oben genannten Sensoren und Systemen ausgestattet ist, mehrmals in der Woche zwischen den Bahnhöfen Bergedorf und Dammtor verkehren.

Logistikroboter erstmals auf deutschem Boden

Zusammen mit dem australischen Partner Applied EV haben die Hamburger zudem die Blanc-Robot-Plattform entwickelt, die zum ersten Mal auf deutschem Boden präsentiert wird. Das modulare Konzept dieser autonom fahrenden Elektromobilitätslösung könne für eine Reihe von autonomen Anwendungen konfiguriert werden, einschließlich Fracht- und Paketzustellung, den Transport von schweren Arbeitsgeräten oder als mobiler Einkaufsladen. Die Plattform für das autonome Fahren der Stufe 4 ausgerüstet und kommt mit zehn ibeo-Sensoren und dem sogenannten Ibeo Driver sowie mit einer Allradlenkung und -antriebseinheit, Batterie- und Lademanagement und dem Drive-by-Wire-System Digital Backbone von Applied EV. Damit stelle die Plattform alle Funktionen für einen vollständig bidirektionalen Betrieb bereit, so der Hersteller.

Erst in der Intralogistik, dann in der "Smart City"

Primäres Ziel sei es, für vergleichsweise schnell umsetzbare Anwendungsfälle in der Intralogistik Produkte für den Markt vorzubereiten, die auch ohne Überwachung betrieben werden können. Danach solle die Technologie für weitere komplexere Anwendungen, wie zum Beispiel für die Individualmobilität in Smart Citys, weiterentwickelt werden.

„Unserer Vision einer sicheren fahrerlosen Mobilität für alle wollen wir uns in kleinen, aber realistischen Schritten nähern – und hier gibt es viele Kunden und Märkte, die bereits in wenigen Jahren von unserer Technologie und unseren Produkten wirtschaftlich und hinsichtlich Sicherheit und Komfort profitieren können“, erklärt Lages.

Die Kooperation sein ein weiterer Schritt in den New-Mobility-Markt.Man verfüge über die nötigen Mittel und Zertifizierungen, um schnell mit einer Serienproduktion zu starten, ließ der ibeo-CEO durchblicken. Nachdem die Plattform vorerst in einer kontrollierten Umgebung angewendet werden soll – etwa in der Industrielogistik – ist auch ein späterer Einsatz im Straßenverkehr vorgesehen. Die ersten Praxistests mit ausgewählten Applikationspartnern starten Anfang 2022.