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IVOTY-Fahrbericht Ford Transit Courier: Der Kleine hat was auf dem Kasten

Der Courier wächst und rückt dem Connect auf VW-Caddy-Basis auf die Pelle. Er basiert aber auf der Puma-Plattform, kommt daher auch als BEV und dürfte vielen Stadt-Lieferanten dank breitem Laderaum, drei Kubik und Platz für zwei Paletten reichen. Erste Eindrücke im Rahmen des "International Van of the Year".

Flotter Kleinfrachter: Der Courier lässt sich spielerisch dirigieren, man sitzt recht tief und hat dadurch gute Übersicht und gutes Stadtgefühl. | Foto: Ford
Flotter Kleinfrachter: Der Courier lässt sich spielerisch dirigieren, man sitzt recht tief und hat dadurch gute Übersicht und gutes Stadtgefühl. | Foto: Ford
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Johannes Reichel

Während die Pkw bei Ford schwächeln, legt die Marke bei den Transportern beständig nach. Kein Jahr ohne Neuheiten. Und jetzt ist der noch gar nicht mal so alte und noch immer sehr ansehnliche und praktische „Solitär“ Transit Courier dran, mit dem wir exklusiv und vorab im Rahmen des "International Van of the Year" auf der Ford-Teststrecke in Lommel unterwegs waren. Der Courier bildete nach dem Aus des Fiat Fiorino eigentlich die „kleinste anzunehmende Einheit“ bei den Transportern. 4,16 Meter, so kurz war kein anderer, zudem 1,76 auf 1,76 Meter hoch und breit, ergibt 2,3 Kubikmeter Laderaum.

Das ändert sich jetzt. Denn der neue Courier wird vor allem um einiges länger: Auf 4,37 Meter streckt sich der Stadtlieferwagen, wächst auch in Breite und Höhe um drei und fünf Zentimeter. Damit rückt man fast dem Connect auf die Pelle, der aktuell als Nutzfahrzeug noch in der alten Version verkauft wird, aber bald wie der Tourneo vom VW-Caddy-Derivat abgelöst werden dürfte. Länge des alten wie neuen Modells: 4,50 Meter.

Vielen City-Logistikern dürfte da genügen, was der clever gemachte Courier bietet. Denn die Mehrlänge beschert ihm ein Frachtabteil mit 2,9 Kubikmeter Volumen, das zudem über sehr schmale Radhäuser innen verfügt und damit zwei Europaletten packt, dank 1,22 Meter Durchladebreite und satten 1,80 Ladelänge (plus 18 cm). Sechs stramme Zurrösen sind Serie, Holz- oder Gummiboden sowie Lasi-Schienen verfügbar.

Coole Optik im Panzerknacker-Stil

Zudem hat die „Panzerknacker“ oder von Kunden so gewünschte SUV-Optik ihre praktischen Vorzüge, weil Hecköffnung und Laderaum weitgehend quadratisch sind und die Seiten wenig nach oben verjüngen. Eine Durchlade gibt es wieder, die dann 2,6 Meter Länge eröffnet. Zudem legt die Nutzlast ordentlich zu, die von 580 auf 680 Kilogramm wächst – bei erhöhter Nutzlast dürfen sogar bis zu 845 Kilo in dem Stadtlieferwagen mit. Einzig bei der Anhängelast muss der auf der B-Plattform des nächsten Ford Puma basierende Van abreißen lassen zum Connect: Bei 1.100 Kilo ist hier Schluss am Haken.

Vorteil zu Connect & Caddy: Rein elektrisch zu haben

Dafür beschert dem Courier die Abstammung von dem Kompakt-SUV einen Vorteil, den die Caddy-Basis einfach nicht hergibt: Eine rein elektrische Variante ist von Anfang an mit vorgesehen. Die fährt in der Nutzbarkeit fast auf Augenhöhe mit dem Diesel (1,5 l EcoBlue, 100 PS, 6 Gang) und Benziner (1,0 l Ecoboost, 100/125 PS, 6 Gang, 7G-DSG Option), bietet mit 700 Kilo immer noch üppig Nutzlast und mit 750 Kilo brauchbar Anhängelast. Und wartet mit dem Clou eines Frunks auf, der unter der kantigen Haube 50 Liter Utensilien packt. Etwa das Ladekabel für den Stromer, der in AC mit 11 kW und in DC immerhin mit 100 kW nachlädt, beim Puma in 35 Minuten von 10 auf 80 Prozent. Zu den Antriebsdetails hat der Hersteller noch nichts offiziell verlautbart. Für den Puma geht man aber von 370 km Reichweite aus, die Akkugröße dürfte um die 55 kWh liegen. Gefertigt wird das Modell dann im rumänischen Werk in Craiova.

 

Gute Raumausnutzung, praktisches Interieur

So quadratisch-praktisch wie der Frachtraum gibt sich auch das Interieur, in dem man für ein Fahrzeug dieser Gattung überraschend, aber letztlich nicht unangenehm tief und trotzdem mit guter Sicht über die Kanthaube Platz nimmt. Die Materialauswahl fällt sichtbar „preisbewusster“ aus im Vergleich zum größeren Custom, was aber das cool-kantige Design ganz gut übertüncht. Zumal die praktischen Vorzüge überwiegen, wie die offenen Staufächer auf dem Armaturenbrett, das genau richtig mittige Handy-Fach mit USB-Buchsen, das Kleinfachsortiment zwischen den Sitzen oder die Halterung für ein wie auch immer geartetes Device in der Mitte. Auch im Courier geht Ford zu rein digitalen Displays über, zudem ein Sync4-Infotainment mit Touchscreen in 8 Zoll beim Verbrenner und 12 Zoll beim Stromer. Obligatorisch sind Over-the-Air-Updates dank 5G-Modem an Bord, Sprachassistenz, Echtzeitnavigation oder die drahtlose Anbindung per Apple Carpay oder Android Auto.
 

Fahrerassistenz auf Pkw-Niveau

Auch beim kleinsten Transit sind Fahrerassistenten wie Auffahrwarner, Spurhalter, Verkehrszeichenerkennung, ein intelligenter Tempomat oder Einparkhilfe Serie. Optional rückt man dann auf Level 2 des automatisierten Fahrens vor und bekommt auch einen adaptiven Tempomaten, inklusive Stop&Go-Funktion und Spurzentrierung, Totwinkelwarner oder eine Auspark-Notbremse für den kleinen Van.

Und wie fährt sich der konventionelle Courier? Wie vom Hersteller nicht anders erwartet, sehr stimmig und flott. Der kleine Diesel-Motor macht einen für einen Verbrenner recht diskreten Job, bringt die Fuhre nach kleiner Rudolf-Diesel-Gedenk-Sekunde ordentlich in Fahrt. Die Schaltung agiert präzise und mit passenden Anschlüssen. Das Fahrwerk wirkt keinesfalls überfordert als Transporter, die Einzelradaufhängung vorn und Torsionsachse hinten verarbeiten etwa Kopfsteinpflaster oder rauen Asphalt ruhig und ohne die Contenance zu verlieren, das Lenkgefühl schön direkt.

Erwachsenes Fahrgefühl

Kurzum: Das Fahrgefühl ist so erwachsen wie das ganze Fahrzeug. Die Bremsen sprechen etwas spitz an, packen aber verlässlich zu. Und das dürfte auch der Baby-Transit am Markt. Erst recht als BEV könnte er dem Connect einiges an umweltbewusster Kundschaft wegschnappen, die sonst nur den PHEV geboten bekäme, der nach der Vorlage des Caddy eHybrid kommen dürfte. Aber jede Wette: Bis der kommt, ist er ein schon ein alter Hut. Dann lieber eine (halbe) Nummer kleiner, voll unter Strom – und voll cool im Look.  

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