KEP-Branche: Deutsche Post trennt sich von Jürgen Gerdes

Nachdem der Manager vor zwei Monaten von seinem Posten als Brief- und Paketchef abberufen worden war, zieht der Incubations-Vorstand jetzt offenbar die Konsequenzen.
Mediengewandt: Der langjährige Brief- und Paketvorstand Jürgen Gerdes ließ kaum einen Termin für die öffentlichkeitswirksame Darstellung der E-Mobility-Aktivitäten des Konzerns aus. So etwa im Juni 2017 mit dem Münchener OB Dieter Reiter, als die ersten StreetScooter übergeben wurden. | Foto: J. Reichel
Mediengewandt: Der langjährige Brief- und Paketvorstand Jürgen Gerdes ließ kaum einen Termin für die öffentlichkeitswirksame Darstellung der E-Mobility-Aktivitäten des Konzerns aus. So etwa im Juni 2017 mit dem Münchener OB Dieter Reiter, als die ersten StreetScooter übergeben wurden. | Foto: J. Reichel
Johannes Reichel

Überraschende Personalie bei der Deutschen Post DHL Group:Das Unternehmen trennt sich von Jürgen Gerdes (53), dem langjährigen Vorstand und zuletzt Chef der Corporate Incubations, der sein Mandat niedergelegt. Die Gesellschaft und Gerdes hätten sich aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die strategische Schwerpunktsetzung des Unternehmens "im besten gegenseitigem Einvernehmen auf ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand geeinigt", heißt es aus dem Unternehmen. Gerdes verlässt zum 30. Juni 2018 den Konzern nach mehr als 30 Jahren Tätigkeit. Vor gut zwei Monaten hatte der Konzern Gerdes bereits vom lange Jahre versehenen Vorstandsposten für das zuletzt schwächelnde Brief- und Paketgeschäft abberufen und für das Geschäft mit den konzerneigenen Start-Ups verantwortlich gemacht. Hierzu zählt unter anderem auch die Tochter StreetScooter, mit der man versucht, eine eigene Produktion von Elektro-Fahrzeugen zu installieren. Vor kurzem wurden neben Aachen das zweite Werk in Düren eröffnet.

Vor allem Gerdes war ein Ideengeber und Antreiber der eigenständigen E-Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsaktivitäten des Konzerns. Die in der Startphase befindliche Sparte wird dem Konzern aber in diesem Jahr wohl einen Verlust von 70 Millionen Euro bescheren, wie das Unternehmen vor kurzem mitteilte. Auch der Gewinn des Gesamtunternehmens werde sinken, statt der ursprünglich in Aussicht gestellten 4,2 Milliarden Euro prognostiziert der Marktführer nurmehr 3,2 Milliarden Euro. Daher versucht man, mit Vorruhestandsregelungen und der Auslagerung von Paketboten an die Gesellschaft DHL Delivery die Kosten zu drücken. Generell boomt zwar das Paketgeschäft, auf der anderen Seite schwächelt aber das Briefbusiness, das dennoch hohe Fixkosten verursacht. Angekündigt hat der Konzern zudem die Investition von jährlich zusätzlich 100 bis 150 Millionen Euro, um die Digitalisierung und Automatisierung des Brief- und Paketgeschäfts zu forcieren und so langfristig die Kosten zu senken.

Die Verantwortung für das Vorstandsressort Corporate Incubations übernimmt mit sofortiger Wirkung Thomas Ogilvie zusätzlich zu seinem Mandat als Personalvorstand und Arbeitsdirektor des Unternehmens, teilte das Unternehmen weiter mit.