KIT nutzt Tram für Pakettransport

Beim Projekt LogIKTram wandelt man das Karlsruher Modell der „Überlandtrams“ zu einem innovativen Lieferansatz ab, der mehr Güter auf kurzen und mittleren Strecken auf die Schiene bringen soll.

Ziel des Projekts LogIKTram ist es, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern – und so zu einer besseren Verkehrsklimabilanz beizutragen. (Foto: Paul Gärtner, KVV)
Ziel des Projekts LogIKTram ist es, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern – und so zu einer besseren Verkehrsklimabilanz beizutragen. (Foto: Paul Gärtner, KVV)
Johannes Reichel
(erschienen bei LOGISTIK HEUTE von Therese Meitinger)

Den Güterverkehr auch auf mittleren und kurzen Strecken stärker von der Straße auf die Schiene zu verlagern, ist Ziel des neuen Verbundprojekts „LogIKTram“. Um Elektromobilitätslösungen für die gewerbliche Logistik in Städten und Regionen bereitzustellen, will das Projekt laut einer Pressemitteilung vom 4. März die bestehende Straßenbahn- und Eisenbahninfrastruktur des „Karlsruher Modells“ nutzen. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), das FZI Forschungszentrum Informatik, ein Innovationspartner des KIT, und weitere Partner entwickeln demnach ein fahrzeugtechnisches und logistisches Konzept für eine „Gütertram“ auf der Basis einer Karlsruher Zweisystem-Stadtbahn und untersuchen die Auswirkungen auf den Straßen- und Schienenverkehr. Hinzukommt als Vorhaben eine Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)-Plattform für einen zukünftigen Gütertransport in Straßenbahn- und Stadtbahnwagen.

„Im Zielzustand nutzen wir die bestehende Straßenbahn- und Eisenbahninfrastruktur“, erklärt Dr. Michael Frey, stellvertretender Institutsleiter am Institut für Fahrzeugsystemtechnik (FAST), Institutsteil Fahrzeugtechnik, des KIT. Auch der Institutsteil Bahnsystemtechnik des FAST sowie das Institut für Verkehrswesen (IfV) des KIT sind an LogIKTram beteiligt.

Schienengüterverkehr für urbanen Raum

Kombinierter Verkehr auf der Schiene bewege sich derzeit überwiegend zwischen den großen Güterterminals oder von und zu den Seehäfen, argumentiert das KIT. In den Städten und urbanen Agglomerationen spiele der Schienengüterverkehr bisher kaum eine Rolle. Dort seien kleinteilige Verkehre auf der Straße unterwegs, für die es neuer Konzepte bedürfe.

Das Projekt LogIKTram ist laut KIT am 1. März 2021 gestartet und auf drei Jahre angelegt. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) erhält LogIKTram demnach eine Förderung von insgesamt rund 2,75 Millionen Euro. LogIKTram ist ein grundlegendes Teilprojekt der Gesamtinitiative „regioKArgo“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, in Karlsruhe und der umliegenden Region neue Formen des Warenladungs- und Lieferverkehrs zu untersuchen und umzusetzen.

Güter-Tram nutzt Zweisystem-Stadtbahn-Konzept

Das Projekt LogIKTram verfolgt der Pressemitteilung zufolge mehrere Teilziele. So entwickelten die Forscherinnen und Forscher am FAST des KIT das technische Konzept für eine „Gütertram“ auf der Basis einer Zweisystem-Stadtbahn nach dem „Karlsruher Modell“, das Straßenbahnstrecken in der Stadt und Eisenbahnstrecken im Umland bereits seit fast 30 Jahren kombiniert. Die AVG stelle hierfür ein älteres Fahrzeug zur Verfügung, welches speziell für die Anforderungen des Transports von Gütern angepasst und als erstes Demonstrationsobjekt getestet werden soll, heißt es.

„Ein weiteres Teilprojekt namens regioKArgoTramTrain soll es darauf aufbauend ermöglichen, die neue Bahn nicht nur testweise auf dem Betriebshof, sondern im Realbetrieb auch in der Region einzusetzen – wir haben uns dazu um eine Förderung beim Landeswettbewerb RegioWIN beworben“, so Egerer.

Vor einem Realbetrieb sind der Mitteilung zufolge weitere Aufgabenstellungen in den Themenfeldern verkehrliches Konzept, Bahnbetrieb, Gestaltung der Umschlagvorgänge und rechtliche Grundlagen zu bearbeiten.