Lagermodernisierung: Nobilia bringt Kommissionierung in Schwung

Der Küchenhersteller Nobilia hat seine gesamte Kommissionierung ausgetauscht und zugleich auch die Fördertechnik modernisiert.

Mit dem kompletten Tausch der Kommissioniergeräte und einer umfassenden Modernisierung der Fördertechnik brachte Kardex Mlog die Kommissionierung beim Küchenhersteller Nobilia auf den Stand der Technik. | Bild: Kardex Mlog
Mit dem kompletten Tausch der Kommissioniergeräte und einer umfassenden Modernisierung der Fördertechnik brachte Kardex Mlog die Kommissionierung beim Küchenhersteller Nobilia auf den Stand der Technik. | Bild: Kardex Mlog
Tobias Schweikl

Innerhalb eines Zeitfensters von drei Wochen hat der ostwestfälische Küchenhersteller Nobilia seine gesamten Kommissioniergeräte getauscht und seine Fördertechnik umfassend modernisiert. Möglich machte dies eine Modernisierungsstrategie, die unter anderem eine vorläufige Inbetriebnahme und die Optimierung in einer realen Testumgebung vorsah. Projektpartner war Kardex Mlog.

Der Intralogistikspezialist unter anderem bereits 2008 am Werk II ein komplett neues Hochregallager für Arbeitsplatten errichtet und wenige Jahre später um eine dritte Gasse erweitert, um dem gestiegenen Kapazitätsbedarf Rechnung zu tragen. Nun war die Kommissionieranlage für Küchenfronten an der Reihe. Diese war 1998 mit zwei Kommissioniergeräten eines Drittanbieters realisiert und 2008 um ein weiteres ergänzt worden.

Nach jahrelanger intensiver Nutzung im Zweischichtbetrieb zeigten sich erste Verschleißerscheinungen an den Geräten, Fahrschienen und den Schleifleitungen. Im September 2017 erhielt Kardex Mlog den Auftrag zur Modernisierung der Anlage. Weniger als ein Jahr später, im August 2018, konnte diese mit neuen Geräten und deutlich höherer Durchsatzleistung wieder in Betrieb genommen werden. Im selben Zuge wurden die Versorgung der Kommissionieranlage durch die Einrichtung zusätzlicher Palettenpufferplätze in der Fördertechnik optimiert und das Sicherheits- und Zugangskonzept auf den neuesten Stand gebracht.

„Über die Front ergeben sich unzählige Gestaltungsvarianten. Genau diese Möglichkeit, seinen individuellen Lebensstil ausdrücken zu können, suchen Kunden bei unseren Küchen“, so Rüdiger Sturz, Projektleiter der Modernisierungsmaßnahme bei nobilia, „wir müssen diesen Anspruch unsererseits technisch und logistisch abbilden.“

Testlauf beim Anbieter

Somit ist die Frontenkommissionierung Dreh- und Angelpunkt in der Produktion, die ausschließlich Unikate hervorbringt: Jede einzelne Küche wird individuell geplant und gefertigt. Ein Ausfall der Kommissionierung hätte gravierende Folgen. Daher entschied sich das Unternehmen zeitig für eine langfristige Sicherung der Anlagenverfügbarkeit und der Ersatzteilversorgung.

Für die erste Phase des Umbaus stand mit den Nobilia-Werksferien lediglich ein dreiwöchiges Zeitfenster zur Verfügung. Um das Gerät im Echtbetrieb testen zu können, wurden die Frontenkommissioniergeräte komplett mit Kommissioniergängen in einer Testumgebung aufgebaut und über einen längeren Zeitraum getestet und optimiert.

„Dank des Testaufbaus konnte beim eigentlichen Umbau vor Ort bereits eine eingespielte Technik installiert und in Betrieb genommen werden. Der Austausch der Kommissioniergeräte verlief reibungslos und termingerecht“, so Rüdiger Sturz.

Als Kommissioniergeräte kommen eigens für Nobilia entwickelte Verteilerwagen mit Hub und mitfahrenden Kanallagerfahrzeugen zum Einsatz. Alle drei Geräte fahren, mit überlappenden Arbeitsbereichen, in derselben Gasse. Bei den Trägerfahrzeugen handelt es sich um eine komplette Neukonstruktion. Die höchste Fahrgeschwindigkeit liegt bei 120 m/min, die maximale Hubgeschwindigkeit bei 0,5 m/s, jeweils bei einer maximalen Beschleunigung von 0,5 m/s.

Neue Anlagensteuerung

Die Steuerung übernehmen S7-1515 F SPS auf den Trägerfahrzeugen. Beim Austausch gegen die vorhandenen S5-Steuerungen wurde das Anwenderprogramm nach Kardex-Mlog-Standard adaptiert, um eine stringente, einheitliche Softwareumgebung mit den Nachbaranlagen zu gewährleisten. Die Interbustechnologie wurde durch Profinet- und Profibuskomponenten abgelöst.

Die S7-Steuerungen auf den Trägerfahrzeugen steuern auch die mitfahrenden Tochtergeräte. Die Kanallagerfahrzeuge mit einfachtiefer Teleskopgabel erreichen Geschwindigkeiten von 60 m/min (Fahrwerk) bzw. 20 m/min (Hubwerk) und 60 m/min (Gabel, unbeladen). Die Übergabefördertechnik wurde optimiert. Die Geschwindigkeit der Rollenförderer wurde auf 0,3 m/s erhöht. Das Gesamtsystem bringe jetzt zehn Prozent mehr Durchsatz im Vergleich zu vorher, so der Hersteller.

Projektdaten:

  • Austausch von drei Kommissioniergeräten in Frontenkommissionieranlage
  • Nobilia J. Stickling GmbH & Co. KG, Verl (Möbelindustrie)
  • Auftragserteilung 09/2017, Go life 08/2018
  • Drei Frontenkommissioniergeräte inkl. Gangausrüstung
  • Neues Sicherheits- und Zugangskonzept zu den Geräten
  • Anpassung der zuführenden Fördertechnik
  • Modernisierung der Förderanlagensteuerung
  • Integration von Anlagenvisualisierung „MVisu“
  • Sondergerät für Frontenkommissionierung entwickelt – Verteilerwagen mit Hub und mitfahrendem Kanallagerfahrzeug
  • Termingerechter Austausch der Geräte dank Testaufbau bei Kardex Mlog
  • Materialfluss zentral in Produktion integriert
  • Optimierung der Versorgung der Kommissionieranlage
  • Aktualisierung des Sicherheits- und Zugangskonzeptes