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Linde Material Handling: Grüner Wasserstoff für den innerbetrieblichen Materialfluss

Der Staplerhersteller Linde nimmt im Werk Aschaffenburg ein Leuchtturmprojekt in Betrieb. Mit eigener Infrastruktur wird dort grüner Wasserstoff für 21 Brennstoffzellenstapler produziert.

Mit einer eigenen Infrastruktur produziert Linde Material Handling am Standort Aschaffenburg ab sofort grünen Wasserstoff und versorgt damit 21 Brennstoffzellenstapler der Werksflotte mit Energie. | Bild: Linde MH
Mit einer eigenen Infrastruktur produziert Linde Material Handling am Standort Aschaffenburg ab sofort grünen Wasserstoff und versorgt damit 21 Brennstoffzellenstapler der Werksflotte mit Energie. | Bild: Linde MH
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Tobias Schweikl

Der Flurförderzeughersteller Linde Material Handling produziert ab sofort grünen Wasserstoff mit eigener Infrastruktur. Der klimaneutrale Energieträger entsteht in einer Anlage im Linde-Werk Aschaffenburg und versorgt dort 21 Brennstoffzellenstapler der Werksflotte.

Rund 2,8 Mio. Euro flossen in die Planung und Errichtung der Wasserstoffinfrastruktur. Die Produktionsanlage entstand in einer Bauzeit von elf Monaten auf einer 280 qm großen Bestandsfläche an einer verkehrsgünstigen Stelle innerhalb des Fertigungs- und Montagewerks. Rund 50 Subunternehmen waren unter der Regie des Generalunternehmers Covalion, einer Marke der Framatome, und der Bauabteilung von Linde MH an der Errichtung der Wasserstoffinfrastruktur beteiligt.

Die Investition wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert, durch die NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt. Mit dem Pilotprojekt will das Unternehmen Erfahrungen sammeln, um künftig Kunden beim Einsatz von Wasserstoff in Materialflussprozessen beraten zu können. 

„Das Thema Energie entwickelt sich zu einer der großen Herausforderungen dieser Dekade und darüber hinaus“, so Stefan Prokosch, Senior Vice President Brand Management Linde Material Handling. „Bei der Suche nach möglichen Lösungen sehen wir Wasserstoff als eine Option im Energiemix der Zukunft.“

Neben der potenziellen Klimaneutralität sei vor allem das schnelle Betanken der Flurförderzeuge mit Wasserstoff bei intensiven Mehrschichteinsätzen ein großer Vorteil.

„Eine dreiminütige Betankungszeit entspricht einer vergleichbaren Ladeleistung von ca. 480 kW“, verdeutlichte Prokosch.

Darüber hinaus könne der Energieträger bei einer zukünftig stärkeren Nutzung regenerativer Energiequellen als Energiespeicher fungieren, um beispielsweise mittels Photovoltaik oder Windkraft erzeugten Strom zwischenzuspeichern.

Man wolle die gesamte Bandbreite an Energieversorgungslösungen im Portfolio haben, um den Kunden die für sie beste Lösung anzubieten. Mit dieser Strategie bliebe man flexibel und offen für unterschiedliche Entwicklungen. Denn keiner wisse heute so genau, wohin die Reise am Ende tatsächlich gehe, so das Unternehmen.

„Mit der Inbetriebnahme von Anlage und Staplern werden wir selbst zum Wasserstoffproduzenten und -anwender und bauen damit unser technologisches Know-how weiter aus. Davon profitieren auch unsere Kunden. Denn die Erfahrungen, die wir bei Planung, Errichtung und Betrieb der Anlage sowie dem Einsatz der Brennstoffzellenstapler machen, geben wir bei zukünftigen Materialflussprojekten an diese weiter“, erklärte Prokosch.

Die Anlagenteile der in Aschaffenburg installierten Wasserstoffinfrastruktur verteilen sich auf mehrere Module. Herzstück ist ein PEM (Polymer-Elektrolyt-Membran)-Elektrolyseur, der auf eine Produktionsmenge von 50 kg Wasserstoff pro Tag eingestellt ist. Hier wird gereinigtes und deionisiertes Trinkwasser mithilfe von grünem Strom in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt.

In einem weiteren Container wird der Wasserstoff stufenweise auf 450 bar komprimiert und gelangt anschließend über Rohrleitungen und Ventile in die Hochdruckspeicher. Ein softwaregesteuertes Ventilsystem regelt die Zuleitung zum Dispenser, der Zapfsäule. Hier schließen die Mitarbeiter die Fahrzeuge mit wenigen Handgriffen an. Der Hochdruckspeicher ist so ausgelegt, dass er bei 450 bar bis zu 120 kg Wasserstoff speichern kann, um Abnahmespitzen durch vermehrtes Tanken zum Schichtwechsel abzudecken.

Die insgesamt 21 Elektrogegengewichtstapler mit Brennstoffzellenhybridsystem, davon zwölf Linde E50 mit fünf Tonnen Tragfähigkeit sowie neun Linde E35 mit 3,5 Tonnen Tragfähigkeit, ersetzen bisher eingesetzte Modelle mit Verbrennungsmotor. Als Teil der Werksflotte übernehmen sie unter anderem das Be- und Entladen von Lkw und die Versorgung der Montagebänder mit großen und schweren Komponenten wie beispielsweise Gegengewichten, vormontierten Rahmen oder Fahrerkabinen.

Die Fahrzeuge stoßen im Betrieb keine Emissionen aus. Im Brennstoffzellensystem des Flurförderzeugs reagieren der Wasserstoff und der Sauerstoff der Umgebungsluft. Die erzeugte elektrische Energie lädt eine Lithium-Ionen-Batterie auf, die den Stapler antreibt. „Nebenprodukte“ sind Wasser und Wärme.

Bereits im Jahr 2000 entstand bei Linde MH der erste Staplerprototyp mit Brennstoffzellenantrieb, seit 2010 sind die Brennstoffzellenstapler in die Serienproduktion integriert. Stand heute könnten 80 Prozent der Baureihen, darunter Gegengewichtstapler, Schlepper und Hochhubwagen, als kundenspezifische Lösung mit H2-Antrieb bestellt werden, so der Hersteller.

Parallel zum Bau der Wasserstoffinfrastruktur in Aschaffenburg wird die Entwicklung und Produktion von eigenen Brennstoffzellensystemen im Mutterkonzern, der Kion Group, vorangetrieben. Zur Messe LogiMAT stellte Linde MH das erste eigene 24-Volt-System für Lagertechnikgeräte vor, welches am Standort Aschaffenburg entwickelt wurde. Für die Entwicklung eines 48-Volt-Brennstoffzellensystems liege bereits ein genehmigter Förderbescheid vor, wie es heißt.

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