Logistik-Startups: Das Datengold ist schwer zu heben

Eine Podiumsdiskussion auf der Logistics Digital Conference LDC! widmete sich den Start-ups in der Logistik. Tenor: Der Wandel kommt, aber er kämpft mit Widerständen.

Diskutierten über Start-ups in der Logistik: (v.l.n.r) LOGISTRA-Chefredakteur Tobias Schweikl mit Martin Krajczy (Conizi), Jochen Michaelis (Coureon) und Rolf-Dieter Lafrenz (Cargonexx). | Foto: Thilo Jörgl
Diskutierten über Start-ups in der Logistik: (v.l.n.r) LOGISTRA-Chefredakteur Tobias Schweikl mit Martin Krajczy (Conizi), Jochen Michaelis (Coureon) und Rolf-Dieter Lafrenz (Cargonexx). | Foto: Thilo Jörgl
Tobias Schweikl

Auf der Logistics Digital Conference LDC! im Rahmen der Messe Hypermotion moderierte LOGISTRA zusammen mit Logistik Heute eine Diskussion über Start-ups in der Logistik und wie diese das Geschäft von morgen verändern können. Den Anfang machte Maja Stange, Programm Manager beim Next Logistics Accelerator aus Hamburg, der gerade eine Finanzierungsrunde für den ersten Batch an Start-ups aus dem Bereich Logistik abgeschlossen hat. Sie verwies in ihrem Impulsvortrag zu Beginn der Veranstaltung darauf, dass der Wandel zur Plattform-Ökonomie mit Größen wie Amazon und Alibaba in allen möglichen Branchen bereits vollzogen ist.

Und als nächstes sei eben die Logistik dran. Insofern sieht sie die nun so zahlreich aufkommenden Start-ups eher als Chance, die Digitalisierung selber im Griff zu behalten. Das Risiko sei, dass sonst in wenigen Jahren eine der großen Plattformen komme, und es selber macht. Nicht weil Amazon & Co. besonders viel Interesse an der Logistik haben. Aber man sei eben dabei, alle Bereiche der Wirtschaft zu digitalisieren. Und zur Not würde man auch viel Geld in die Hand nehmen, um dieses Ziel zu erreichen.

In die anschließende Diskussionsrunde stiegen neben Maja Stange dann auch noch Jochen Michaelis von der Coureon Logistics GmbH, Rolf-Dieter Lafrenz von der Cargonexx GmbH und Martin Krajczy von der Conizi GmbH ein. Die drei Unternehmensgründer deckten mit ihren Start-ups die Paketlogistik (Coureon), Lkw-Ladungen (Cargonexx) und Speditions-Netzwerke (Conizi) ab. Michaelis und Lafrenz sehen sich dabei sowohl als Konkurrenten als auch als Partner der Speditionen.

Partner und Konkurrent gleichzeitig

Einerseits könne man helfen, Transporte effizienter zu gestalten, andererseits dränge man sich natürlich in die Geschäftsbeziehung zwischen Verlader und Spedition. Beide sehen ihren Mehrwert für alle darin, dass sie durch eine möglichst hohe Teilnehmerzahl an ihren Plattformen ein Transportnetzwerk schaffen, das effizienter arbeitet als die vorhandenen. Martin Krajczy setzt mit seinem Ansatz eher darauf, die Kooperation zwischen den bisherigen Marktteilnehmer zu erleichtern. Aus seiner bisherigen beruflichen Erfahrung heraus dauert es derzeit noch zu lange, bis Geschäftsbeziehungen im Transport aufgebaut sind. Vor allem weil diese Beziehungen dann anschließen immer kürzer Bestand hätten, so Krajczy. Seine Plattform verringere den Aufwand für alle.

Die verwendete Technologie sehen hingegen alle drei als entscheidend an. Lafrenz arbeitet bei Cargonexx gar mit einer Künstlichen Intelligenz (KI), um die Frachtpreise zu bestimmen. Diese lerne ständig und selbständig aus den verwendeten Daten hinzu. Der Start-up-Gründer sagt sogar selbst, dass er selber nicht mehr genau weiß, wie sich die Preise im System konkret bestimmen. Das habe sich die KI selber beigebracht.

Entscheidend sind die Daten

In jeden Fall sind aber alle drei Start-ups darauf angewiesen, dass ihre Kunde ihnen Daten liefern. Indem jeder etwas preisgebe, könne das System für alle bessere Lösungen finden. Dass diese Daten ein heikles Thema sind, ist allen bewusst. Man legt Wert auf die Feststellung, dass alle drei Start-ups davon leben, dass sie aus den Daten Mehrwert für die Kunden, also die Plattform-Teilnehmer generieren. Und nicht davon, dass man die Daten selber zu Geld mache. Das sei das Geschäft von Facebook und Google, und nicht ihres.

Ebenfalls einig waren alle Diskussionsteilnehmer, dass die Qualität der Daten, die ihre Kunden liefern, noch sehr schlecht ist. Könnten EDI-Daten zur Verfügung gestellt werden, sei das bereits gut. Die Bandbreite reiche aber über E-Mails und Excel-Listen noch bis hin zur Papierform. Vor allem die Verlader hätten hier noch viel Arbeit vor sich.

Das Datengold lässt sich in der Logistik offenbar nur schwer heben.

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