Luis: Mit KI gegen Leerfahrten

Das KI-basierte System Luis Smart Load des Spezialisten für Kamera- und Fahrerassistenzsysteme soll die optimale Auslastung für Lkw berechnen und Betriebskosten senken.

Luis Smart Load soll durch Überprüfung des Laderaums nicht ausgelastete oder leere Lkw-Fahrten verringern. | Bild: Luis Technology.
Luis Smart Load soll durch Überprüfung des Laderaums nicht ausgelastete oder leere Lkw-Fahrten verringern. | Bild: Luis Technology.
Johannes Reichel
(erschienen bei PROFI-Werkstatt von Claudia Leistritz)

Lkw, die auf der Straße zeitweise nur gering beladen oder gar leer unterwegs sind, müssen nicht sein. Das meint Luis Technology, und stellt mit Luis Smart Load gleich eine Lösung vor, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die Ladekapazität von Transportfahrzeugen optimieren soll. Das Hamburger Technologieunternehmen ist auf Kamera- und Fahrerassistenzsysteme vor allem im Nutzfahrzeugbereich sowie für mobile Maschinen spezialisiert und hat kürzlich auf der Transport Logistic Fachmesse in München seine neue Entwicklung vorgestellt. Sie funktioniert mit einem KI-Algorithmus, der dem Anbieter zufolge Personen sowie „größere Ladungsbewegungen“ erkennen kann.

Mehr Effizienz, mehr Sicherheit

Laut Luis, nach eigenen Angaben einer der führenden Anbieter im Bereich der künstlichen Intelligenz und in der Herstellung von Kamera-Monitor- und Fahrerassistenzsystemen in Europa, kann die neue Lösung auf Grundlage moderner KI-Algorithmen die notwendigen Informationen zur besseren Auslastung des Laderaums liefern. Neben der Effizienz soll sich mit der Anwendung auch die Sicherheit von Nutzfahrzeugen und mobilen Maschinen steigern lassen.

Die Spediteure haben derzeit mit einigen Herausforderungen zu kämpfen: neben dem Fahrermangel beispielsweise mit den vermehrten gesetzlichen Vorschriften und den vor allem aufgrund der gestiegenen Kraftstoffpreise höheren Betriebskosten. Setze man hier an einer Reduzierung von Leerfahrten an, so argumentiert Luis, könne zugleich auch der CO2-Ausstoß verringert werden.

„Die nicht genutzte Kapazität von Lkw liegt in Deutschland laut dem Kraftfahrt-Bundesamt bei knapp 60 Prozent. So entstehen rund 11 Milliarden Euro an unnötigen Kosten und erhebliche, zusätzliche Emissionen“,

rechnet das 1999 gegründete Unternehmen. An der jetzt vorgestellten Lösung, die den Angaben zufolge bereits in vielen Fahrzeugen genutzt wird, hat der KI-Spezialist seit 2020 zusammen mit den ebenfalls auf diesem Gebiet tätigen Experten des Tochterunternehmens Luvis AI, Nicolas Hoyer und Stephan Hotto, gearbeitet.

Kameraüberwachung und -auswertung

Zur Funktionsweise äußert sich der Anbieter, dass das System zunächst „den Fahrer entlasten“ will und dem Spediteur jederzeit ermöglicht, den Laderaum zu analysieren. Dazu dient eine im Laderaum integrierte Digitalkamera, die die Bilder aufnimmt und diese an einen zentralen Server ins Backend sendet, wo auch die KI-Auswertung vorgenommen wird. Daraus errechnet die Software dann beispielsweise, wieviele freie Lademeter zur Verfügung stehen oder wieviele Palettenstellplätze. So ergäben sich Vorteile für die Nutzer auf mehreren Ebenen, sagt Luis-Geschäftsführer Dr. Matthias Feistel:

„Damit kann der Kunde die eigene reale Transporteffizienz messen und verbessern. Und somit ressourcenschonender agieren – bei überschaubaren Anschaffungs- und Betriebskosten.“

Außerdem lasse sich das System auch als Hilfestellung zur korrekten Ladungssicherung nutzen – und in einer „optimierten Version“ auch zur Überwachung von Ladungsbewegungen sowie zur Warnung vor unberechtigten Personen im Laderaum.

Selbständige Erfassung

Luis stellt vor allem auch die Vorteile für den Fahrer heraus: Das System, heißt es, sei so entwickelt worden, dass der Fahrer über das integrierte Web-Portal entlang der Prozesskette entlastet werde. Das heißt nach der Beschreibung, dass das System sozusagen einen Teil der komplexen Aufgaben im Zusammenhang mit dem Transportprozess übernimmt – und dabei unabhängig vom Fahrer arbeitet:

„Das Luis-Produkt kann vom Fahrer oder der Fahrerin nicht beeinflusst werden und ist nicht von der richtigen Anwendung des Menschen abhängig. Gerade auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangel ist vielen Spediteuren genau dies ein wichtiger Aspekt“,

sagt Martin Groschke, einer der drei Geschäftsführer. Vor allem Unternehmen mit großem Fahrzeugflotten, die sich mit der Digitalisierung beschäftigen, seien an der Lösung sehr interessiert, heißt es in der Pressemeldung. Zudem sei das Konzept des Systems nicht starr festgelegt und auch ausbaufähig. Aileen Sommer, Produktmanagerin Telematik bei Luis:

„Wichtig ist, zu verstehen, dass das Smart Load-System nicht nur für die Berechnung der freien Laderaumkapazität angewendet werden kann, sondern von uns maßgeschneidert für kundenspezifische Use-Cases erweitert werden kann.“

Das Unternehmen will nun in den nächsten Monaten an der Anpassung der Anwendung für die Serienproduktion arbeiten.