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MAN eTruck rollt in Straßenerprobung

Am Steuer des schweren Lkw sitzt bei der ersten Tour auf öffentlicher Straße MAN-CEO Alexander Vlaskamp, am Beifahrersitz hat der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Marktstart 2024.

eTruck vor Fernsehturm - es war ein ungewöhnliches BIld gestern auf dem Olymiagelände. (Foto: C. Harttmann)
eTruck vor Fernsehturm - es war ein ungewöhnliches BIld gestern auf dem Olymiagelände. (Foto: C. Harttmann)
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Johannes Reichel
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Es war ein ungewohnter Anblick, in München: Ein 40-Tonner parkt vor der Olympiahalle, der sonnenbeschienene stahlt Fernsehturm im Hintergrund und außenherum spazieren Fußgänger durch den Park. Es war die erste Fahrt des MAN eTruck auf mehr oder minder öffentlichen Straßen, oder – wie es Truck-Chef Alexander Vlaskamp ausdrückte:

„Ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg hin zur Serienreife.“

Der Marktstart von MANs großem Stromer rückt näher. 2024 ist avisiert. Nur noch ein paar letzte Tests müssen absolviert werden. Seine Wintertauglichkeit hat der Großserien-Elektro-Lkw für den CO2-freien Straßengüterverkehr erst vor kurzem am Polarkreis bewiesen. Nun geht er in den Langstreckendauerlauf auf öffentlichen Straßen. En Sommertest in der Sierra Nevada steht ebenfalls noch aus, sagt Vlaskamp.

Zur Premierenfahrt auf dem Münchner Olympiagelände nahm neben CEO vom MAN der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder auf dem Beifahrersitz Platz, als der schwere Fernverkehrs-eLkw eine kurze Strecke durch den Olympiapark stromte.

An den Politiker gerichtet unterstich anschließend Vlaskamp – wie so häufig bei seinen Auftritten in der letzten Zeit – die Wichtigkeit des Ausbaus der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Für die erfolgreiche Umstellung auf batterieelektrische Lkw sie dies absolut notwendig. Und die Antriebswende im Fernverkehr soll ja nach den Plänen Vlaskamps bald beginnen:

„Bereits Mitte dieses Jahrzehnts wird es hierzulande wirtschaftlicher sein, E-Lkw zu fahren, als Trucks mit Verbrenner-Motoren. Unseren schweren E-Lkw bringen wir also genau zur richtigen Zeit, wenn mit einer anziehenden Nachfrage der Transporteure zu rechnen ist“, konkretisierte der Vorstandsvorsitzende von MAN Truck & Bus das große Marktpotenzial für batterieelektrische Lkw.

Zugleich betont er, dass, wenn die Transformation gelingen soll, die öffentliche E-Infrastruktur mithalten muss. Mindestens 50.000 Hochleistungs- und Megawatt-Ladepunkte in Europa fordert Vlaskamp – sowohl in den Depots der Kunden als auch entlang der wichtigsten Fernverkehrsrouten.

Ehrgeizige Pläne - Fokus auf Batterie

Dies ist umso dringender, weil MAN bei der Elektrifizierung ehrgeizige Pläne verfolgt. Schon 2030 sollen 50 Prozent aller in Europa neu zugelassenen Lkw des Herstellers batterieelektrisch sein. Als Teil der Traton Group betreibt MAN deshalb im Joint-Venture mit weiteren Partnern selbst aktiv den Aufbau von zumindest 1.700 Hochleistungs-Ladepunkten entlang von Autobahnen sowie an Logistik-Hubs in Europa. Auch am Projekt HoLa – Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr sind die Münchner beteiligt: Entlang der Autobahn A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet sollen dabei Schnelladepunkte entstehen, an denen batterieelektrische Langstrecken-Lkw innerhalb der gesetzlichen Pausenzeiten von 45 Minuten aufgeladen werden können.

Megawattladen als Baustein

Für das dafür benötigte und voraussichtlich ab 2025 verfügbare Laden im Megawattbereich ist der neue MAN eTruck technisch bereits vorbereitet. Fernverkehrstaugliche Tagesreichweiten zwischen 600 und 800, später sogar bis zu 1.000 Kilometer sollen mit dem Elektro-Löwen möglich sein. Aber auch den Großteil der weiteren typischen Transportaufgaben heutiger Lkw wird der neue MAN eTruck damit abdecken, wie die geräuscharme und abgasfreie Abfallentsorgung in der Stadt oder die Abholung von Milch beim Biobauern mit dem elektrischen Lebensmitteltankzug.

Die Vorbereitung des Münchner Werks auf die Elektrifizierung ist bereits in vollem Gange. Die Fertigung des neuen MAN Elektro-Lkw soll dort ab 2024 starten, parallel zum herkömmlichen Diesel-Lkw auf einem Band. Diese Mischproduktion ermöglicht es, die in den nächsten Jahren steigende Nachfrage nach Elektro-Lkw flexibel zu bedienen und dennoch so lange wie nötig Diesel-Lkw im Programm zu behalten.

2030 soll die Hälfte der Lkw vollelektrisch sein

Während 2025 geplant 2.500 Elektro-Lkw vom Münchner Band laufen, sollen 2030 bereits 40.000 schwere Stromer mit Löwe im Kühlergrill neu in Europa zugelassen werden – rund die Hälfte der jährlichen Gesamtproduktion von MAN. Die Batterien dafür wird MAN in seinem Werk in Nürnberg selbst fertigen. Hier wird mit einer Produktionskapazität von rund 100.000 Batterien im Jahr 2030 geplant.

Es ist also kein Wunder, dass Vlaskamp freudestrahlend aus dem Truck stieg, der sich fast lautlos an die wartenden Journalisten herangeschlichen hatte. Markus Söder versprühte ebenfalls gute Laune – was gibt es auch Schöneres, als Erfolge zu begleiten. Es sei etwas ganz Besonderes heute, meinte der der Bayerische Ministerpräsident, der vor zehn Jahren diese Geschwindigkeit bei der Transformation nicht erwartet hätte. So ganz fremd ist ihm die Trucker-Welt übrigens nicht. In seiner Zeit bei der Bundeswehr machte er den Lkw-Führerschein und fuhr – zumindest nach eigener Aussage – damals eigentlich nur MAN. Wobei:

„Damals die 10-Tonner, das war schon noch was Anderes“, resümierte der Ministerpräsident nach seiner ersten Fahrt im eTruck mit strahlenden Augen.

Im Vergleich zu damals sei das jetzt, wie Urlaub im Robinson Club, mit Bar und Mikrowelle und vielen anderen Annehmlichkeiten. Dass sich passenderweise die Sonne hinter den Wolken hervor wagte während des Events – was will man mehr.

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