Mercedes-Benz eSprinter: Jetzt als Pharma-Van, ab 2023 auf neuer Plattform

Der Hersteller unterstreicht bei einem Workshop seine Ambitionen bei der Elektrifizierung der Transporter und fährt auf einen eSprinter mit Thermo-King-Pharma-Ausbau vor. Die nächste Generation soll mit modularem Antriebskonzept für KEP, eGrocery und andere Gewerke zugeschnitten sein - und viel effizienter.

Auf eine eigene Antriebsbasis gestellt: Der nächste eSprinter soll deutlich mehr Reichweite, Effizienz und Nutzlast bieten, nutzt aber den aktuellen Rohbau für ein modulares Konzept. | Foto: Screenshot
Auf eine eigene Antriebsbasis gestellt: Der nächste eSprinter soll deutlich mehr Reichweite, Effizienz und Nutzlast bieten, nutzt aber den aktuellen Rohbau für ein modulares Konzept. | Foto: Screenshot
Johannes Reichel

Die Transportersparte des Daimler-Konzerns hat bei einem Web-Workshop ihre Ambitionen in Sachen Elektrifizierung des Portfolios unterstrichen und will mit der nächsten Generation des eSprinter ab dem zweiten Halbjahr 2023 dann eine modulare und flexible Lösung für diverse Branchen auffahren. Für den Moment setzt man noch auf die vor kurzem gelaunchte elektrifizierte Variante des konventionellen Modells, die in zwei Akkuvarianten (35/47 kWh nutzbar) und ausschließlich als frontgetriebener 11-Kubikmeter-Kastenwagen erhältlich ist und eine Reichweite von maximal 120 und 168 Kilometer im Zyklus schafft.

Hier gibt es neben dem Kastenwagen jetzt auch eine Pharma-Variante, die in Kooperation mit Thermo-King realisert wurde. Der eSprinter Pharma ist ausgestattet mit der vollelektrischen Temperaturregelanlage E-200 und einer neuen Lithium-Ionen-Batterie von Thermo King. Die Kombination aus der E-200, Anbindung an das Fahrzeugbordnetz und der Lithium-Ionen-Batterie stellt eine manuell einstellbare, konstante Temperatur zwischen 15 und 25 Grad Celsius sicher, auch wenn der Fahrer stoppt um Ware auszuliefern. Selbst nach Türöffnungen sorgt die Regelanlage für eine schnelle Temperaturrückführung.

Nachhaltige Auslieferung von Pharmaprodukten

Zusätzlich kann das Fahrzeug mit einem optionalen Kühlcontainer für eine zweite Temperaturzone (beispielsweise 2 bis 8 Grad Celsius) ausgestattet werden. Mit dem eSprinter Pharma ermöglicht Mercedes- Benz Vans zusammen mit Thermo King die Auslieferung von wichtigen medizinischen Produkten auf eine nachhaltige Art und Weise. Aktuell befindet sich das Fahrzeug in einem Prototypenstatus und durchläuft unterschiedliche Testszenarien. Darüber hinaus hat man einen eSprinter als Krankentransportwagen konzipiert und umgesetzt. Beim kleineren Van eVito ergänzt man das Portfolio des schon bisher erhältlichen Kühlkastenwagens mit Kerstner-Ausbau und elektrischer Unterflurkühlanlage mit einer eVito Tourer-Variante für den Transport von Personen mit eingeschränkter Mobilität, die in Kooperation mit AMF-Bruns entstand.

Ab 2023 wird alles besser: Vor allem die Reichweite soll zulegen

Um künftig einen noch größeren Kundenmehrwert zu schaffen, habe man perspektivisch die sogenannte Electric Versatility Platform entwickelt. Sie realisiert auf Basis des aktuellen Rohbaus ein modulares Antriebskonzept für die nächste Generation des eSprinter, der ab dem zweiten Halbjahr 2023 sukzessive in Charleston, Düsseldorf und Ludwigsfelde produziert wird. Bei der Entwicklung habe man die Anforderungen in enger Zusammenarbeit mit Kunden definiert, wie es heißt. Daher setze man auf drei Batterie- und zahlreichen Aufbauvarianten vom Kastenwagen bis hin zum Fahrgestell für Kofferaufbauten. Zudem soll das Fahrzeug in Europa und auch in den USA und Kanada kommen. Die Reichweite werde sich im Vergleich zum aktuellen eSprinter je nach Konfiguration mehr als verdoppeln, das Ladevolumen um bis zu 50 Prozent steigen. Bei Fahrzeugen mit Kofferaufbau werde es sogar noch deutlich mehr, verspricht der Anbieter.

Nicht nur größere Batterien, sondern höhere Effizienz

Das alles soll sowohl durch größere Batterieformate, aber auch durch eine höhere Antriebseffizienz und ein weiter verbessertes Thermomanagement erreicht werden. Wie Ford beim Transit setzt Mercedes-Benz beim nächsten eSprinter auf einen integrierten Hinterachsantrieb. Dieser soll auch eine Anhängeoption ermöglichen, die bisher eines der größten Mankos des aktuellen eSprinter ist. Bei der Kastenvariante ist das Volumen dann identisch zur heckgetriebenen Version des Sprinter, die Ladekante liegt Akku-bedingt etwas höher. Zudem soll die nächste Generation des eSprinter CO 2 -neutral produziert werden.

Mehr für die Branchen: Neben KEP- auch Lebensmittler im Blick

Welche Auf- und Ausbaulösungen künftig möglich sein könnten, zeigen zwei auf der nächsten Generation des eSprinter basierenden Konzeptfahrzeuge: das „eGrocery-Konzept“ für den Transport von Lebensmitteln und das „KEP-Zustell-Konzept“ für Einsätze im Kurier-, Express- und Paketdienst. Beim eGrocery-Van, der ersten Chassis-Variante des eSprinter, versorgt die elektrische Kühlanlage mit der in der Fahrzeugbatterie gespeicherten Energie mit Strom und sorgt für die durchgängige Kühlung der temperaturempfindlichen Ware. Auch die hier hohen Anforderungen an die Nutzlast soll das Fahrzeug erfüllen können.

Auch beim KEP-Zustell-Konzeptfahrzeug sind die Ergebnisse eines gelebten Co-Creation-Prozesses am Beispiel der Kurier-, Express- und Paketdienste deutlich sichtbar: Die per keyless-Go aktivierte "Speed Delivery Door" im Verein mit dem kompletten "keyless Start"-System bringe dem Zusteller auf seinen täglichen Touren erhebliche Vorteile, da er die Laderaumschiebetür nicht bis zu 240 Mal pro Tag händisch öffnen und schließen muss, argumentiert der Hersteller. Die modulare Electric Versatility Platform ermöglicht eine individuelle Konfiguration passend für den jeweiligen Fahrzeugeinsatz, sei es im innerstädtischen KEP-Einsatz oder bei längeren Fahrten über Land, so das Versprechen.

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