Mercedes-Benz Vans investiert in neuen Sprinter und Van-Sharing

Daimler-Marke meldet Rekordabsatz für 2016 und will zwei Milliarden Euro in den neuen Sprinter, Werksmodernisierung und Mobilitätsdienstleistungen investieren. Van-Sharing-Dienst startet dieses Jahr.

Interessant Perspektive für Lieferdienste: Mit dem Mobile Material Service erprobt MB Vans einen an Handwerker adressierten Nachfülllieferdienst ins Fahrzeug - bisher vielversprechend. | Foto: J. Reichel
Interessant Perspektive für Lieferdienste: Mit dem Mobile Material Service erprobt MB Vans einen an Handwerker adressierten Nachfülllieferdienst ins Fahrzeug - bisher vielversprechend. | Foto: J. Reichel
Johannes Reichel

Die Daimler-Tochter Mercedes-Benz Vans hat im vergangenen Jahr neue Rekordmarken beim Fahrzeugabsatz, dem Umsatz und dem Gewinn erzielt. Das gab MB-Vans-Chef Volker Mornhinweg bei einer Pressekonferenz in Stuttgart bekannt. Mit 359.100 Fahrzeugen der Baureihen Citan, Vito/V-Klasse und Sprinter habe man soviele Fahrzeuge verkauft wie nie zuvor und den Absatz um zwölf Prozent gesteigert, erklärte Mornhinweg. Bei einer um 1,4 Prozentpunkte gesteigerten Umsatzrendite von 9,1 Prozent habe man auch so gut verdient, dass man jetzt ebenso hohe Investitionen tätigen könne. Der MB-Vans-Chef kündigte an, eine Summe von gesamt zwei Milliarden Euro im laufenden und nächsten Jahr investieren zu wollen. Produktmäßig liegt der Schwerpunkt auf dem neuen Pickup X-Klasse sowie auf dem laut Mornhinweg derzeit unter Hochdruck entwickelten neuen Sprinter. Dieser soll 2018 auf den Markt kommen und laut dem Daimler-Manager neue Maßstäbe nicht zuletzt bei den Gesamtbetriebskosten setzen. Zudem investiert der Hersteller in den Ausbau der deutschen wie ausländischen Werke sowie vor allem in fahrzeugbezogene Dienstleistungen.

Car-Sharing für Transporter kommt

Im Rahmen der eigens gegründeten MB Vans Mobility GmbH geht der Hersteller zum Sommer mit dem bereits in Pilotversuchen laufenden Car-Sharing für Transporter an den Start. Dieses soll bundesweit und zunächst in Ballungsgebieten und bei Händlern aufgebaut werden, die nahe an größeren Kunden platziert seien. Aufsetzend auf dem technischen Modell der Car2Go-Schwester soll der Nutzer bei Auftragsspitzen flexibel auf diese Fahrzeuge, die teils auch mit Sonderausbauten ausgestattet sein sollen, zurückgreifen können, schilderte Mornhinweg. Man starte damit vorerst an Orten mit erwartetermaßen hoher Nachfrage, könne das Angebot sukzessive lokal anpassen, skizzierte Mornhinweg.

Interessante Dienstleistung: Nachfüll-Lieferservice

Das Transporter-Sharing-Angebot fügt sich ein in den Rahmen der sogenannten "Ad-Vance"-Initiative, in die der Hersteller bis 2020 rund 500 Millionen Euro investieren will, um über das Fahrzeug hinaus Leistungen anzubieten. Dazu zählt auch etwa die Beteiligung an Robotik-Startup Starship sowie dem Drohnenspezialisten Matternet. Hierdurch wolle man sich auch den Erstzugriff unter den Fahrzeugherstellern auf bestimmte Technologien sichern, die man nach den geltenden Daimler-Maßstäben mitentwickle und erprobe, erläuterte der Chef der separaten Sparte "Future Transportation Systems" Stefan Maurer den Hintergrund. In diesem Bereich erfolgt zudem eine Verdoppelung der Personalzahl von 200 auf 400, kündigte Mornhinweg an.

Ebenfalls in diese Initiative fällt das für Sommer angekündigte neue Telematiksystem MB Pro Connect, das erstmals Echtzeitdaten verarbeiten können soll. Noch im Pilotstadtium befinden sich Projekte wie das sogenannte Slider-Regal mit vorkonfigurierten Ladungsträgern sowie der Mobile Material Service, den man jetzt neben einem Heizungs-Sanitär-Betrieb auch bei einer Schreinerei erprobt. Die bisherige Resonanz auf den teilautomatisierten Nachfüllservice in den Transporter sei gut. Man wolle jetzt auch ein Preismodell für den Kunden entwickeln. Für Logistiker könnte sich hier ein neues Betätigungsfeld in der Nachtbelieferung ergeben. Bisher ist der KEP-Dienstleister TNT Partner von MB-Vans in dem Projekt.

Elektro-Transporter: Es könnte auch ein E-Vito werden

Bezüglich des ebenfalls für 2018 angekündigten serienmäßigen vollelektrisch angetriebenen Mercedes-Transporters wollte Volker Mornhinweg sich noch nicht festlegen, ob man damit in der Vito- oder Sprinter-Klasse aufwarte. Hier sei derzeit vieles im Schwange, die Lieferlogistik tendiere zu immer schnelleren Umläufen, wofür die Sprinter-Klasse möglicherweise zu groß sein könnte, deutete der Manager an. Die Diskussion sei hier noch nicht abgeschlossen. Man wolle aber in jedem Fall mit einer modularen und nach Anwendung in der Akku-Kapazität skalierbaren Technik an den Start gehen, die sich in alle Fahrzeugklassen übertragen ließe und wofür alle Baureihen auch vorbereitet seien. Außerdem soll das Fahrzeug sich von Beginn an für den Käufer rechnen. Bezogen auf die für Stuttgart beschlossenen innerstädtischen Fahrverbote sagte Mornhinweg, dies sorge sicher für eine forcierte Bewegung in Richtung E-Mobilität, wenngleich man bei Daimler generell nicht allzu viel von Fahrverboten halte. Diese Maßnahmen schränkten vor allem auch den Wirtschaftsverkehr ein.

Im Hinblick auf andere Alternativen wie den Erdgasantrieb bemerkte Mornhinweg, dieser habe sich im Sprinter keiner sonderlich hohen Nachfrage erfreut. Man beobachte das Thema vor allem aber vor dem Hintergrund der verschärften CO2-Regularien, die sich derzeit andeuten. Hier soll aber vor allem auch der weiterentwickelte Diesel-Motor für Fortschritte sorgen:Das zuerst in der neuen E-Klasse vorgestellte Diesel-Aggregat werde in naher Zukunft über weitere Baureihen auch bei den Vans ausgerollt. "Sicher ist, wir erfüllen zu jedem Zeitpunkt die geltenden Abgasvorschriften und wir werden das auch in Zukunft tun", erklärte der MB-Vans-Chef.