Pharmalogistik: Verordnungsgerechte Abwicklung von Patientenaufträgen

Ein Pilotprojekt beim Pharmagroßhändler Pluripharm Groep soll die Auftragsabwicklung optimieren und gleichzeitig die Apotheken entlasten.

Im Rahmen eines Pilotprojektes hat Pluripharm die „Central Filling“-Lösung der niederländischen Inther Group installiert. | Bild: Inther Group
Im Rahmen eines Pilotprojektes hat Pluripharm die „Central Filling“-Lösung der niederländischen Inther Group installiert. | Bild: Inther Group
Tobias Schweikl

Der Pharmagroßhändler Pluripharm Groep B.V. mit Sitz in Alkmaar hat mit dem „Central Filing System“ eine Hybridlösung zur kompakten Lagerung, hohen Verfügbarkeit und intelligenten Auftragszusammenführung eingeführt. Erreicht werden soll eine maximale Flexibilität und eine Entlastung der Kunden bei der gesetzeskonformen Rezeptbearbeitung. Projektpartner ist der niederländische Systemintegrator Inther Group.

„Der gesamte Komfort in einer Tasche“, resümiert Gerard van de Weert, Commercial Director der Pluripharm Group. „Das Central Filing System ist für uns, aber vor allem für unsere Kunden ein einzigartiges und wichtiges Projekt. Das System mit der patientengerechten Zusammenfassung aller Medikamente zu einem Blockbeutel beziehungsweise pro Rezept ermöglicht den Apotheken eine wesentlich einfachere, verordnungsgerechte Abwicklung ihrer Patientenaufträge bei maximaler Flexibilität und Zugang zu einem sehr großen Lagerbestand. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.“

Pluripharm ist auf die Belieferung von Apotheken und Krankenhausapotheken spezialisiert. Die Kunden erhalten unter Berücksichtigung aller gesetzlichen Vorgaben rezeptpflichtige und -freie Arzneien, Generika und medizinische Pflegeprodukte. Die Prozesse im Zentrallager am Standort Alkmaar wurden nun im Rahmen eines Pilotprojektes überarbeitet. Die „Central Filling“-Lösung der niederländischen Inther Group basiert auf dem modularen Warehouse Execution System (WES) „Inther LC“, einer A-Frame-Installation zur kompakten Lagerung und automatisierten, auftragsgerechten Kommissionierung behälterfähiger Artikel sowie einer intelligenten Zusammenführungs- und Abfüllstation.

Im Hostsystem des Großhändlers werden die erfassten Bestellungen und Auftragsdaten nahezu in Echtzeit an das Inther LC übertragen. Damit wird einerseits der für die Auftragsbearbeitung tatsächlich verfügbare Bestand für die bestellenden Apotheken reserviert. Andererseits bieten die Daten bei Wiederholungsmedikationen eine berechenbare Grundlage für die Medikamentenbevorratung. Überdies sorgt die Lösung in den operativen Alltagsprozessen dafür, dass Pluripharm mit Abschluss der Kommissionierung die angebundenen Bestellkunden direkt über den aktuellen Bearbeitungsstatus und die bevorstehende Auslieferung informieren kann.

„Central Filling ist eine intelligente Ergänzung des Inther-Portfolios und bietet ein Gesamtpaket von Lösungen, die insbesondere auf die pharmazeutische Industrie ausgerichtet sind“, fasst Martijn Herder, CEO der Inther-Gruppe, zusammen. „Die Besonderheit der Lösung besteht neben der Effizienz in der 100-prozentigen Kontrolle durch Integration der von Inther entwickelten Prüf-Software Inther-FMD."

Das Central Filling beginnt mit der Weiterleitung und Zusammenführung der Rezepte über das Host-System an das WES. Dort werden die Kommissionieraufträge wegeoptimiert an verschiedene Kommissionierbereiche einschließlich des A-Frames verteilt. Von dem Förderband des A-Frames werden die Medikamentenpackungen in Transportbehälter übergeben. Fördertechnik führt die Behälter an eine der 16 Central Filling Stationen.

Dort starten die Mitarbeiter die Auftragsbearbeitung auf Patienten- oder Rezeptebene. Die Bediener scannen zunächst den Quellbehälter, in dem bis zu 20 Patientenaufträge gesammelt wurden. Anschließend werden die Artikel einzeln gescannt. Handelt es sich um einen FMD-Artikel (Falsified Medicines Directive), wird er durch die Integration von „Inther FMD“ automatisch am NMVS (National Medicines Verification System) abgezeichnet.

Die Softwarelösung Inther FMD wurde von dem Systemintegrator entwickelt, um die Anwendung der europäischen FMD-Richtlinie und damit die logistische Abwicklung von Medikamenten zu vereinfachen. Die Hauptfunktionen der Anwendung sind die Prüfung und Abmeldung einzelner Arzneimittel in einer zentralen Datenbank. Dabei können GS1-Barcodes gescannt und mit der gewählten Aktion an die NMVS-Datenbank weitergegeben werden.

Für den weiteren Verlauf der Zusammenführung und Versandbereitstellung wird pro Artikel ein Patientenetikett gedruckt und auf den Artikel aufgebracht. Unterstützt von einem Pick-to-Light-System werden die Artikel je Patient oder Rezeptvorgabe auf transparente, sogenannte Blockbeutel verteilt und zusammengefasst.

Sensible Sensortechnik überprüft dabei, ob die einzelnen Artikel tatsächlich in den richtigen Blockbeutel eingelegt wurden. Die Beutel sind unter einem Gitterrost auf der Arbeitsfläche der Stationen angebracht – pro Arbeitsstation 20 Zielbeutel respektive Einzelaufträge. Wenn alle Artikel rezeptgemäß verteilt sind, werden die Blockbeutel einzeln entnommen und ein Patientenetikett gedruckt, das auf der Vorderseite des Blockbeutels angebracht wird. Die Beutel werden schließlich in Ausgangsbehälter gelegt, mit denen die Apotheke in einem Mehrweg-Kreislaufsystem beliefert werden.