Pilotprojekt in München: Radrikscha befördert Mensch und Material

Ride Parcel Pooling: Ein vom Bund gefördertes, App-basiertes Projekt in München kombiniert den Fracht- und Personentransport und eruiert inwiefern sich die Transportwege koppeln lassen.

Pakete und Personen: Ein Pilotprojekt in München erforschte die Kombination der Beförderung, basierend auf einer App. | Foto: TUM
Pakete und Personen: Ein Pilotprojekt in München erforschte die Kombination der Beförderung, basierend auf einer App. | Foto: TUM
Johannes Reichel

Das im Rahmen des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geförderte Forschungsprojekt "TEMPUS" hat erste Erkenntnisse zum sogenannten Ride-Parcel-Pooling (RPP) gesammelt. Das Konzept "Ride-Parcel-Pooling" beschreibt die kombinierte Beförderung von Fahrgästen und Paketen und ist ein sogenannter "Ride-Pooling"-Dienst, der Fahrgastwünsche kombiniert und so gezielt Fahrstrecken und Fahrzeuge einsparen soll. In diesem emissionsfreien Feldversuch kommen zu den Fahrgästen auch noch Pakete hinzu, was das Ganze zu einem "Ride-Package-Pooling" macht. Auch eine Automatisierungsoption, dann nicht mehr mit Rikschas, sondern Shuttle-Fahrzeugen gehört ebenfalls zum deutlich umfassenderen Projekt.

Im Falle des Münchner Pilotprojekts werden die Pakete mit einer niedrigeren Priorität als die Fahrgäste bedient und fahren einfach auf passenden Fahrgastfahrten mit. Dies ermögliche eine möglichst effiziente Auslastung der Fahrzeuge und eine Reduzierung der Gesamtfahrstrecke. Der Feldversuch umfasst eine Handy-App und  fünf Elektrofahrrad-Rikschas, die den RPP-Service im Münchner Stadtteil Maxvorstadt anbieten werden. Jede Rikscha verfügt über zwei Sitzplätze und zusätzlichen Platz für die Pakete. An die Rikscha wird zu diesem Zweck ein Anhänger gekoppelt, der die Pakete aufnimmt. In dem Versuch sollte nicht zuletzt die Funktionalität der App in Echtzeit überprüft werden.

Kurze Phase zur Erprobung der App

Der Service stand eine Woche lang täglich zwischen 11:00 und 19:00 Uhr zur Verfügung stehen und ist für die Nutzer kostenlos. Die Fahrten konnten an jedem beliebigen Ort innerhalb des Servicegebiets beginnen und enden, und die Pakete können direkt beim Absender abgeholt werden. Die Paketbeförderung umfasst eine Spenden- oder Recyclingaktion, der RPP-Service sammelt Spenden für die Ukraine, alte Bücher oder Altkleider sowie kleinen Elektroschrott und Batterien. Die Pakete werden dann an die Organisationen "München Hilft Ukraine e.V." und "Stiftung Pfennigparade" gespendet, die Recyclinggeräte werden fachgerecht entsorgt.

Insgesamt hatten sich nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung etwa 110 Personen registriert und rund 300 Fahrten wurden absolviert. Die kurze Phase des Tests erschwerte allerdings laut der Verantwortlichen den Service, weil die Nutzer vor allem Beständigkeit und Zuverlässigkeit erwarten würden. Echte Erkenntnisse erwarte man erst, wenn der Service etabliert sei. Dennoch sehen die Macher der TU München bereits nach der Probephase fest, dass das Modell den öffentlichen Nahverkehr ergänzen könne. Zudem funktionierte die digitale Anbindung gut. Die größte Frage ist nun, ob das Konzept auch "kommerzialisierbar" ist.