Radikalumbau: Daimler spaltet die Lkw ab

Der Pkw- und Nutzfahrzeughersteller Daimler will sein Truck & Bus-Geschäft noch in diesem Jahr als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen.

Die Daimler AG sieht bei der Entwicklung von Elektro-Lkw zu wenig Gemeinsamkeiten mit der Pkw-Entwicklung. Beide Geschäftsbereiche gehen künftig eigenständige Wege. | Bild: Daimler
Die Daimler AG sieht bei der Entwicklung von Elektro-Lkw zu wenig Gemeinsamkeiten mit der Pkw-Entwicklung. Beide Geschäftsbereiche gehen künftig eigenständige Wege. | Bild: Daimler
Tobias Schweikl

Aufsichtsrat und Vorstand von Daimler haben die Aufteilung des Geschäfts in zwei unabhängige Unternehmen sowie die Börsennotierung eines Mehrheitsanteils von Daimler Truck beschlossen. Unter dem Dach von Daimler Truck vereint das Unternehmen sieben Marken: BharatBenz, Freightliner, Fuso, Mercedes-Benz, Setra, Thomas Built Buses und Western Star. Bereits seit dem 1. November 2019 gibt es unterhalb der Daimler AG drei eigenständige operative Tochtergesellschaften für das Geschäft mit Cars & Vans, Lkw & Bussen sowie den Mobilitätsdienstleistungen.

„Dies ist ein historischer Moment für Daimler und der Anfang für eine tiefgreifende Umgestaltung des Unternehmens. Mercedes-Benz Cars & Vans und Daimler Trucks & Buses arbeiten in verschiedenen Branchen mit spezifischen Kundengruppen, Technologiepfaden und Kapitalanforderungen. Beide Unternehmen sind in Industrien tätig, die sich technologisch und strukturell umfassend verändern. Diesen Wandel können sie deutlich effektiver gestalten, wenn sie dabei als unabhängige Einheiten agieren – mit einer starken Nettoliquidität und ohne die Einschränkungen einer Konglomerats-Struktur“, sagt Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Daimler und Mercedes-Benz.

Für das Spin-Off von Daimler Truck ist eine eigenständige Börsennotierung geplant, Daimler selbst solle mit dem Pkw-Geschäft und den Vans zum gegebenen Zeitpunkt in Mercedes-Benz umbenannt werden, heißt es aus Stuttgart. Die Finanzdienstleistungen von Daimler Mobility sollen sowohl dem Pkw & Van- als auch dem Truck & Bus-Geschäft zugeordnet werden, so die Planung.

Daimler Truck soll nach dem Schritt volle unternehmerische Freiheit erlangen sowie eine eigenständige Corporate-Governance-Struktur mit einem unabhängigen Aufsichtsratsvorsitzenden besitzen. Zudem werde angestrebt, dass Daimler Truck die Kriterien für eine Aufnahme im DAX erfüllt, heißt es weiter.

 „Wir glauben an die finanzielle und operative Stärke unserer beiden industriellen Geschäftsfelder. Und wir sind überzeugt: Mit einem unabhängigen Management und mit unabhängiger Governance-Struktur werden beide Einheiten künftig noch schneller agieren, ehrgeiziger investieren sowie Wachstum und Kooperationen gezielter vorantreiben können – das alles macht sie deutlich stärker und wettbewerbsfähiger“, so Källenius weiter.

Mit der Unabhängigkeit wolle man bei alternativen Antrieben und bei der Automatisierung weiterhin führend sein. Mit den batterieelektrischen und brennstoffzellengetriebenen Lkw sowie mit der aktuellen Position auf dem Gebiet des automatisierten Fahrens sei bereits klar definiert, wie die Zukunft dieses Geschäfts aussehen werde, so Daimler. Gezielte Partnerschaften sollen die weitere Technologie-Entwicklung beschleunigen.

Nach aktueller Planung soll die Transaktion bis zum Ende des Jahres 2021 abgeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt soll Daimler Truck erstmals an der Frankfurter Börse gelistet sein. Weitere Einzelheiten sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im 3. Quartal vorgestellt werden.