Radlogistikhub München: B4B Logistics kommt voran mit Stückgut-Transport per Bike
Es geht voran, mit dem Projekt "Stückguttransport per Lastenrad", das vor einem Jahr am 1. Münchener Radlogistikhub gestartet ist. Die beiden Unternehmer Peter Blösl und Alex Belz von B4B Logistics vermeldete erstmals den Transport von 40 Stückgutsendungen pro Tag, die befördert werden. Die weiter modifizierte Kombination aus Rytle-Trikes der ersten Generation mit pallettentauglicher Plattform sowie auch als E-Handwagen verwendbaren e2trail-Anhängern ermöglicht in Summe 550 Kilogramm pro Fuhre, 150 auf dem mit einem Hublift ausgerüsteten Bike sowie 400 Kilo auf dem Trailer. Mittlerweile in der dritten Evolutionsstufe verfügen die Trailer über vier und zudem größere Räder mit standfesten und kräftigen Fahrwerker-Bremsen, was für mehr Fahrstabilität sorgt, einen verwindungssteiferen Profilrahmen, einen zentralen E-Antrieb, der via Differenzal die Kraft auf die zwei Vorderräder leitet. Damit packt man dann in der auf 48 Volt gesteigerten Kombination auch die kritischen Tiefgaragenausfahrten oder Rampen ohne Probleme, dank strammem Drehmoment und 1000 Watt Anfahrleistung. Die bewährten und großformatigen AES-Kofferakkus tauscht man im weiteren Tagesverlauf einfach durch.
In Summe der vielen einzelnen Teile ersetzt man beim Kooperationspartner Dachser tatsächlich zwei 7,5-Tonner innerhalb der Altstadt. Die stehen dann eben nicht mehr in zweiter Reihe in den engen Straßen und versperren Wege, verursachen Staus oder gefährliche Situationen. Die schmalen Lastenräder dagegen fügen sich fast hindernisfrei ins Verkehrsgeschehen ein. Drei Tonnen Fracht pro Tag schafft man mit den Rädern mittlerweile. Blösl ist gerade dabei, weitere Rytle-Bikes, Leasing-Rückläufer, für die nächsten Expansionsschritte zu akquirieren. Künftig will man aber auch die Kombination von E-Cargobikes mit E-Lkw in Eigenregie stärken, durch die Übernahme zweier Fuso eCanter von Dachser. Der Zulauf zum Hub erfolgt schon bisher mit E-Trucks aus dem Logistikzentrum in der Vorstadt im Münchner Osten. Zweimal täglich wird das Depot aufgefüllt, in der Früh und Mittags.
Ziel: Innerhalb des Altstadtrings weitgehen per Lastenrad zustellen
Blösls und Belz Vision ist es, Stückgutransporte innerhalb des Altstadtrings weitgehend auf dieses Konzept umzustellen, wenngleich es immer Sendungen mit 20 oder 30 Paletten Volumen geben werde, für die es einfach einen Lkw brauche, wie Blösl nüchtern analysiert. Langfristig könnte man vielleicht sogar die Münchner Umweltzone von den meisten der schweren Lkw befreien. Das ist allerdings noch ein weiter Weg, den die Stadt München flankieren müsste. Der Wille ist hier wohl vorhanden, über den noch ziemlich kleinflächigen Radlogistkhub mit seinem halben Dutzend Container in eine großformatigere und möglicherweise kooperativ genutzte Lösung im Stile eine Radlogistikzentrums zu überführen. Kleinteilige und solitäre Projekte mit Minilagern würden das Thema nicht in die Breite bringen, ist der Radlogistikpionier überzeugt. Daher beteiligte man sich von Seiten der Stadt und vom Münchner Radlogistikhub aus an dem EU-Meta-Case-Projekt, das zum Ziel hat urbanen Verkehr nachhaltiger zu gestalten und hierfür europaweit Pilotprojekte sammelt. In solch einem Radlogistikzentrum ließen sich die Sendungen auch größerer Lkw bündeln und auf Lastenräder verteilen. Blösl könnte sich in dem Rahmen auch eine zentrale Lastenradservice-Station, ein äußerst wichtiger Aspekt, oder ein Cargobike-Sharing-Konzept vorstellen.
Nicht warten, machen!
Wichtig ist Blösl, der schon mit dem UPS-Projekt im Rahmen des EU-Programms City2Share Pionierarbeit leistete, nicht auf die Städte zu warten, sondern schon mal anzufangen und den Beweis anzutreten, dass sich auch Stückgut per Cargobike transportieren lässt. Das ist in dem einen Jahr des Pilotprojekts in München gelungen, auch allmählich finanziell tragfähig, wie Blösl andeutet. Jetzt gelte es, das Konzept zu skalieren und in die verschiedenen Quartiere der Stadt zu übertragen. Zudem müsste man die noch etwas improvisierte Infrastruktur perspektivisch auch ergänzen, etwa um eine Überdachung, die aufgrund der häufigeren Starkregenereignisse aus Blösls Sicht essentiell ist, aber eben auch um Sozialräume und Sanitäreinrichtungen.
Generell braucht es robustere und günstigere Bike - und passenden Service
Damit nachhaltige Stadtlogistik mit Lastenrädern generell gelingt und man eben auch die breite Masse an KEP-Fracht vom Van aufs Bike verlagern kann, wünscht Blösl, der für Hermes auch als Sustainability Manager fungiert, vor allem günstigere Bikes, die einhergehen mit einem Service, wie der Logistiker ihn von Transportern gewohnt ist: Lokale Händler, die nicht nur den Vertrieb, sondern auch die Wartung übernehmen und diese dann auch schnellstmöglich vorhalten. Zudem müssten die Preise dringend sinken: Wenn ein Fiat Ducato für 299 Euro inklusive Versicherung im Leasing angeboten würde und ein zweifellos sehr gut gemachtes E-Lastenrad für 430 Euro, dass stellten sich für ihn als Logistikunternehmer eigentlich keine weiteren Fragen. Er hofft auf innovative Hersteller, die das erkennen und neben den mittlerweile immer besseren und robusteren Rädern, die Blösl jüngst auch auf der Eurobike entdeckte, günstigere Preise und auch entsprechende flankierende Dienstleistungen anbieten könnten. Denn ohne Service, nötigenfalls sogar mit Ersatzfahrzeugen, ist das beste Bike nichts wert, weiß der Radlogistiker.
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