Renault Kangoo: Langversion, Topbenziner und Branchenlösungen

Neben dem bereits avisierten Elektro-Modell kommt im nächsten Jahr auch die Langversion mit 4,9 Kubikmeter Volumen sowie Spezialausbauten, etwa von Bott, Sortimo und Kerstner. Der Topbenziner mit Doppelkupplung fährt sich geschmeidig und ist eine Überlegung wert. Überraschung: Es könnte eine Cargoversion des vollelektrischen Kleinwagens Dacia Spring geben.

Lückenschluss: Die L2-Version des Kangoo bildet die Brücke zum jüngst modellgepflegten Trafic, der mit Euro6d-Motoren an den Start geht. | Foto: J. Reichel
Lückenschluss: Die L2-Version des Kangoo bildet die Brücke zum jüngst modellgepflegten Trafic, der mit Euro6d-Motoren an den Start geht. | Foto: J. Reichel
Johannes Reichel

Der französische Transporterhersteller Renault bleibt weiter am Drücker und hat für sein neues Modell Kangoo jetzt weitere Details zu den Varianten und Derivaten bekannt gegeben. So soll im nächsten Jahr neben dem mit einem komplett neuen E-Antrieb ausgestatteten vollelektrischen Kangoo E-Tech vor allem auch eine Langversion folgen. Der Kangoo L2 wartet dann mit bis zu 4,9 Kubikmeter Ladevolumen auf, das über einen längeren Radstand sowie Überhang realisiert wird. Die maximale Ladelänge mit dem optionalen Beifahrerklappsitz beträgt dann 3,50 Meter. Zudem kommt der Lang-Kangoo mit einer breiteren Schiebetür, die 83 Zentimeter weit öffnet, verzichtet dann aber auch die Option der B-Säulen-freien "Open-Sesame"-Tür, die es für die L1-Version gibt. Dem größeren Laderaum des L2 trägt auch die Opton mit erhöhter Nutzlast Rechnung, die dann bis zu 1.000 Kilogramm Fracht befördert.

Zudem rücken ab Werk weitere Ausbauten ins Sortiment. Neben dem bereits gezeigten Service-Fahrzeug mit schwenkbarem Sortimo-Ausbau in Kombination mit der "Open-Sesame"-Seitenöffnung kommt auch ein Werkstattausbau von Bott, bei dem die lang ausziehbaren Schubfächer direkt von der Seite aus erreichbar sind. Ebenfalls ins Programm rückt ein Kerstner-Kühlausbau.

Benziner mit Drehmoment fast wie der Diesel

Erstmals fahrbar war auch die stärkere Version des 1,3-Liter-Benziners mit Doppelkupplungsgetriebe, die 130 PS aufbietet - und ein praxistaugliches Drehmoment von 240 Newtonmeter, das bereits bei 1.500/min anliegt. Das kann der Diesel kaum besser, der als 95-PS-DCI 260 Nm und als 115-PS-Topversion 270 Nm bei 1.750/min bereitstellt. Im Ergebnis fährt sich der harmonische und leise Vierzylinder-Benziner tatsächlich noch angenehmer als der etwas brummigere, für einen Selbstzünder aber auch sehr kultivierte Diesel. Der Turbo-Otto dreht nötigenfalls munter hoch, was aber meistens eben nicht nötig ist, beschleunigt in 11,8 Sekunden auf 100 km/h und wird bis zu 183 km/h schnell - wenn es ganz eilige Fracht ist. Der Verbrauch soll naturgemäßg mit 6,7 l/100 km einen guten Liter über dem Diesel liegen, was sich in CO2 dann aber bei 152 zu 141 gCO2/km nicht ganz so stark auswirkt. Unsere "kalt" gestartete Proberunde ergab über 8 l/100 km, wobei die Kollegen den Motor nicht gerade schonten ... Die 7er-Marke dürfte realistisch sein.

Preislich ist das durchaus eine Überlegung für Wenigfahrer, denn der Topbenziner kostet netto 700 Euro weniger als der im Drehmoment vergleichbare 95-PS-Diesel und 1.700 Euro weniger als der Top-Diesel. Man kann sich aber auch gleich mit dem 100-PS-Benziner bescheiden, der ab 17.450 Euro nochmal 800 Euro günstiger kommt. Allerdings muss man dann per Hand die etwas nackeligen und nicht sonderlich präzise geführten sechs Gänge "durchstufen", was das für die Top-Diesel und Benziner erhältliche Doppelkupplungsgetriebe nach kurzer Adaption an den ökonomisch agierenden Fahrer tadellos übernimmt. Es stuft recht schnell und ruckfrei hoch, hält bergab auch mal die Stufe, um die Motorbremskraft zu nutzen und tendiert ansonsten zu spritsparender Schaltstrategie.

Trafic bleibt "up to date"

Daneben ist der modellgepflegte Renault Trafic in den Verkauf gestartet, der unter anderem über ein überarbeitetes Interieur samt neuem Easy Link-Infotainment, modernere Frontoptik mit serienmäßigen LED-Hauptscheinwerfern sowie überarbeitete Diesel-Motoren mit 110 bis 170 PS nach Abgasnorm Euro 6d, optional kombinierbar mit Doppelkupplungsgetriebe verfügt. Zudem legt der Hersteller bei der Fahrerassistenz nach und bringt unter anderem einen adaptiven Abstandstempomaten, aktive Spurhaltung und Notbremsung, Totwinkelwarner, Verkehrszeichenerkennung mit Tempowarner, Müdigkeitserkennung sowie Parksensoren und Rückfahrkamera.

Konsequent aus dem Baukasten: Dacia Spring als Cargo

Bei der Schwester Dacia kündigt sich dagegen nach dem Auslaufen des Dokker eine "Cargo"-Version des erfolgreich gestarteten Budget-Stromers Spring an, die 2022 auf den Markt kommen könnte und als kompakter, elektrischer Stadtlieferwagen reüssieren könnte. Als Pkw misst der mit dem chinesischen Partner Dongfeng als Renault K-ZE entwickelte Spring nur 3,73 Meter in der Länge und 1,58 Meter in der Breite, bei einer Höhe von 1,51 Meter. Formal fasst der Kleinwagen bei umgelegter Rückbank 1,1 m³ Volumen, eine Cargoversion könnte bis zu 1,4 m³ bieten.

Dank eines unter der Rückbank verbauten Lithium-Ionen-Akkus mit 27,4 kWh Kapazität und einem leichten Gewicht von knapp über einer Tonne schafft der Strom-Kleinstwagen mindestens 230 Kilometer Reichweite. Zu dem AC-Lader mit 6,6 kW gesellt sich optional ein 30-kW-DC-Lader, mittels dessen die Akkus in einer Stunde wieder zu 80 Prozent geladen sein sollen. Als Pkw kostet der Spring ab 20.490 Euro, eine Nutzfahrzeugversion könnte den Preis in Richtung 16.000 Euro drücken und abzüglich Prämie weit unter 8.000 Euro kosten.