Rightech: Neue Wrightbus-Tochter für E-Lkw und -Midibusse
Es war ein fast familiäres Treffen in den Cotswolds, dem wunderschönen Vorgarten der britischen Prominenz und „Upper Class“, die das dortige Farmland für sich entdeckt hat. Liz Hurley arbeitet dort ebenso im Garten wie Jeremy Clarkson, der quasi die Nachbarfarm von Jo Bamfords Mutter gekauft hat, die seit 1975 auf Gut Daylesford Biolandwirtschaft betreibt – lange bevor die Cotswolds und Bio so hip waren wie heute.
Familiäre Bande: Willkommen bei den Bamfords!
Und diese Farm, auf der sich Jo Bamford immer wieder mal um die Tiere gekümmert hat, wenn er nicht in einer Frühschicht Bagger zusammenschraubte, nutzt nun diese Farm seiner Mutter mit herrlichem Shop und Restaurant für die Präsentation der neuen Marke Rightech. Mit der er, einst extrem Wasserstoffaffin, eingesteht, das Elektromobilität auch mit Akkus Sinn machen kann.
Da Aufwand und Kosten für komplette Neukonstruktionen zu groß gewesen wären, sah man sich in China um und wurde bei JAC für die Lkw und King Long für die Busse fündig. Allerdings konstruierte man die noch merklich um, testete ausgiebig und homologierte sie für Europa. Bei den Bussen investierte man auch in neue Fronten, es gibt eigene Innenausstattungen und eine eigene Software. Auch bei den Lkw strickte man einiges um, trotzdem erkennen Lkw-Afficionados noch die JAC-Basis.
Unsere ersten Eindrücke beim Probebegehen und –sitzen: Robuste Qualität, sauber gemacht und die Lkw verwöhnen mit Pkw-artig einfacher Bedienung. Klar ist: Wrightbus möchte als aktuell am stärksten wachsender Bushersteller Europas den Schwung mitnehmen und führend im urbanen Bereich werden. Unter der neuen Marke „Rightech“ bringt das Unternehmen aus Ballymena deshalb jetzt zwei Lkw auf den Markt – einen 7,5-Tonner mit Links- und einen mit Rechtslenkung – sowie einen 6- Meter-Bus und einen 9-Meter-Bus. Sie sollen im Vereinigten Königreich, in Irland und auf dem europäischen Festland verkauft werden. Rightech hat bereits Aufträge aus allen genannten Zielgebieten erhalten.
Preiswerte Optionen für Kommunen – auch die TCO sollen sinken
Man will Städten und Gemeinden preiswerte Optionen bieten, um Emissionen zu reduzieren und die Luftqualität zu verbessern. CEO Jean-Marc Gales erklärte, dass der Schritt Wrightbus einen zusätzlichen Vorteil gegenüber reinen Asien-Importen verschaffe. Denn bisher seien solche Importe nie von engagierten OEM-Vertriebs- und Marketingteams, einem 24/7-Servicenetz, Telematik-Software und Routenoptimierungswerkzeugen unterstützt worden. Denn all das hat Wrightbus im Hintergrund. Hier hat Bamford ein ganzes Netz an alternativer Mobilität zusammengestrickt, zumal auch seine „Mutterfirma“ JCB mittlerweile eine große Palette an emissionsfreien Baufahrzeugen anbietet und an Wasserstoffmotoren arbeitet. Theoretisch könnte Bamford Kommunen künftig also mit Baumaschinen, Traktoren, Bussen und leichten Lkw beliefern – alle lokal emissionsfrei.
Der Service steht von Anfang an
Und wie sieht es mit dem Service aus? Muss laut Gales 24/7 ab Markteinführung laufen! Deshalb unterstützt Wrightbus alle neuen Produkte mit einem Garantie-, Service- und Wartungspaket. Dahinter steht die größte Flotte mobiler Techniker im Vereinigten Königreich. Darüber hinaus hat Rightech einen Servicevertrag mit Sapphire für das Vereinigte Königreich geschlossen. So kommen zu den bestehenden drei Werkstätten von Wrightbus in Ballymena, Bicester und Warwick 14 regionale Werkstätten hinzu. In Europa kann Rightech auf die regionale Servicezentrale von Wrightbus in Brühl bauen. Zusätzlich wurden vier Letters of Intent mit Dienstleistern in Deutschland, Frankreich und den Benelux-Ländern unterzeichnet.
Und wie vorher erwähnt: Wrightbus-Eigentümer Jo Bamford hat noch ein paar Zusatzasse im Ärmel: Ryze Power stellt Ladeinfrastruktur und Fachwissen bereit – egal, ob man Wasserstoff oder Ladeinfrastruktur braucht, Ryze stellt einem das hin. Aber auch an Telematik und Routenoptimierung wurde gedacht: W-Tech ist ein Technologie- und Forschungszentrum von Wrightbus in Kooperation mit der Queen's University Belfast. Es soll Bus- und Lkw-Betreibern helfen, Routen zu optimieren und Flotten so effizient wie möglich zu betreiben.
30.000 Stunden flossen in Tests, Homologierung und Neukonstruktion einzelner Baugruppen
Und wie wir vorher erwähnt haben: Man will das Momentum nutzen, denn der Rightech-Launch folgt auf eine Phase des Rekordwachstums für Wrightbus. Das Unternehmen war bereits zum am schnellsten wachsenden Bushersteller Europas gekürt worden. Heute beschäftigt der Hersteller wieder 2.200 Mitarbeiter. Zur Zeit der Insolvenz 2019 waren es keine 100 mehr! Er unterhält Fabriken in Nordirland und Malaysia sowie Servicezentren im Vereinigten Königreich, Nordirland und Deutschland. Die Ingenieure von Wrightbus haben mehr als 30.000 Stunden investiert, um die Fahrzeuge auf den Wrightbus-Standard zu bringen – durch unabhängiges Testen, Homologieren, Designen und Validieren. Jo Bamford hatte Wrightbus 2019 aus der Insolvenz geholt. Er zeigte sich überzeugt davon, dass Rightech dazu beitragen wird, die Dekarbonisierungspläne für alle Transport- und Flottenbetreiber zu beschleunigen und erklärte:
„Angesichts der stark spürbaren Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Planeten darf man einfach keine Zeit verlieren“.
Extremwetter ist auch in den Cotswolds zu spüren
Womit er Recht hat: Auch die Cotswold leiden seit Jahren an zu langen Trocken- und Regenperioden. Auch zur Zeit unseres Besuchs bildeten sich wegen Dauerregen schon wieder kleine Seenlandschaften auf manchen Äckern und Wiesen. Bamford fuhr fort:
„Jedes meiner Unternehmen konzentriert sich auf die Energiewende; egal ob es sich um Fahrzeuge oder Wasserstoff und nachhaltige Kraftstoffe handelt. Auch die Verteilung, Versorgung und Infrastruktur haben wir im Blick. Die Flotten-Betreiber müssen jetzt handeln. Dazu brauchen sie erschwingliche Lösungen.“
Jean-Marc Gales, CEO von Wrightbus, hat bereits vier Jahrzehnte lang in der gesamten Automobilbranche mit Lastkraftwagen, Pkw und Bussen gearbeitet. Er erklärte:
„Wrightbus hat lange vor allen anderen die Flagge für Zero Emission gehisst. Unser Wasserstoff-Doppeldecker war der weltweit erste. Außerdem haben wir 1.700 Elektrobusse auf der Straße. Sie legen Millionen von Kilometern durch Großbritannien und Europa zurück. Dabei erreichen sie eine Betriebsverfügbarkeit von 98,6 Prozent.“
Von King Long stammt der Neun-Meter-Bus. Er erhielt eine Front in Wrightbus-Optik und wurde für Europa überarbeitet. | Foto: G. Soller
Ergonomischer Arbeitsplatz. | Foto: G. Soller
Die Bestuhlung hier noch in China-Ausführung. In Europa geht man hier auf Kundenwünsche individuell ein. | Foto: G. Soller
Gleiches gilt für den Sechs-Meter-Bus. | Foto: G. Soller
Auch er ist einfach zu fahren. | Foto: G. Soller
Und auch hier haben die Kunden die Wahl, anders zu bestuhlen. | Foto: G. Soller
Die "großen Brüder": Die Electroliner-Doppeldecker. | Foto: G. Soller
Hier mit "britischem" Cockpit und Sitzen mit grünen Akzenten. | Foto: G. Soller
Viel Platz und niedriger Boden innen. | Foto: G. Soller
Konzern im "Hintergrund": Auch JCB treibt emissionsarme Fahrzeuge voran. | Foto: G. Soller
Wrightbus-CEO Gales kann starke Wachstumsraten vorweisen. | Foto: G. Soller
Auch an Ersatzteile und 24/7 Service wurde gedacht. | Foto: G. Soller
Auch das Stammwerk in Nordirland wächst weiter: Es erhält neue Roboterschweißanlagen und eine neue Lackiererei. | Foto: G. Soller
Vor allem der letzte Wert lässt aufhorchen und tatsächlich bestätigen uns Buskollegen, dass die Wright-Busse sehr zuverlässig ihren Dienst tun. Und Bamford versucht auch, das „Made in Great Britain“ hoch zu halten. CEO Gales rechnet vor:
„43 Prozent der Teile eines jeden Wrightbusses kommen von Zulieferern aus dem Vereinigten Königreich. Das Unternehmen beschäftigt direkt mehr als 2.200 Mitarbeiter im Vereinigten Königreich und sorgt für weitere 6.600 Arbeitsplätze in der Lieferkette. Dieser Trend wird anhalten.“
Dazu muss man aber wachsen und den Sprung von der Insel auf neue Märkte wagen – ohne nur Doppeldecker zu bauen. Gales fährt fort:
„Wir wollen ein globales Mobilitätsunternehmen sein. Dazu müssen wir unser Produktportfolio erweitern. Unser Werk steigert weiterhin die Produktion von Einzel- und Doppeldeckerbussen. Aber um die Nachfrage im Bereich emissionsfreier Midi-Busse zu befriedigen, ist diese strategische Partnerschaft sinnvoll. Denn der schnellste Weg zur Dekarbonisierung von Lkw- und Busflotten ist die sofortige Elektrifizierung.“
Seine Hoffnung ist, der „Belegschaft in Nordirland, dem Rest des Vereinigten Königreichs und in Europa mehr Arbeitsplätze und Chancen zu bieten.“
Ein Sprecher von Sapphire sagte: „Ziel unserer Partnerschaft ist es, der Transportbranche dabei zu helfen, die CO2-Reduzierung voranzutreiben. Dies geschieht, indem wir elektrifizierte Transportinitiativen in bestehende innovative Lösungen und Dienstleistungen integrieren. So unterstützen wir diese Flotten beim zwingenden Übergang zum Fahrbetrieb mit alternativen Kraftstoffen.“ Dafür nennt man sogar einen Preis: Der 7,5-Tonner-Lkw soll bei gut 62.000 Euro starten, der lange Radstand kostet kaum mehr. Und: Mit Aufbauern hat man auch schon gesprochen: Wer also in Deutschland einen Meiller-Kipper oder Kiesling-Kühler oder oder oder braucht, für den sollte Rightec auch die „richtige“ Technik im Aufbaubereich haben.
Was bedeutet das?
Es war ein extrem spannender Blick ins „Reich der Bamfords“ – die sich mit JCB, der Farm und Wrightbus alle stark für die Mobilitäts- und Agrarwende einsetzen. Mit Rigtech fügt Jo Bamford dem wieder ein bemerkenswertes Puzzlestück hinzu. Möge er damit so erfolgreich werden wie JCB es im Baumaschinensektor ist!
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