Sicherheit: EU will Assistenzsysteme schneller zur Pflicht machen

Kommission legt Vorschlag für obligatorischen Einbau von Notbrems-, Spurhalteassistent für Pkw sowie Passantenerkennung und Reifendruckmesssystem für Lkw vor. DVR begrüßt Vorstoß.
Retter in der Not: Die EU will die zu hohe Zahl an Verkehrstoten mit dem forcierten Einbau von Systemen wie dem Notbremsassistenten reduzieren, der für neue Lkw bereits obligat ist. | Foto: Bosch
Retter in der Not: Die EU will die zu hohe Zahl an Verkehrstoten mit dem forcierten Einbau von Systemen wie dem Notbremsassistenten reduzieren, der für neue Lkw bereits obligat ist. | Foto: Bosch
Johannes Reichel

Die EU-Kommission hat im Rahmen eines Strategiepapiers zur automatisierten Mobilität einen Vorstoß zum raschen verpflichtenden Einbau weiterer Fahrerassistenzsysteme in neuen Pkw und Lkw gemacht. Insgesamt umfasst die Vorlage 15 verschiedene Sicherheitssysteme, darunter automatische Notbrems-, Spurhalte- und Geschwindigkeitsassistent zur automatischen Tempoanpassung. Für Lkw sollen zusätzlich zum bereits obligaten Notbremsassistenten zudem Fußgänger- und Radfahrererkennung sowie Reifendruckmesssensoren Pflicht werden. Auch die vieldiskutierten Abbiegeassistenten mit aktiver Warnung sollen schneller eingeführt werden. Die Vorschläge könnten bereits ab Mai 2019 umgesetzt werden, sofern EU-Parlament und Rat zustimmen. Man wolle damit auch die Zukunft des vernetzten und automatisierten Fahrens vorbereiten und die EU hier weltweit in eine Vorreiterposition bringen, kommentierte EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska den Vorstoß der Behörde. 90 Prozent der Unfälle seien zurückzuführen auf menschliches Versagen, führte die Kommissarin weiter aus. Ziel ist es kurzfristig vor allem, die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren. Bei Lkw sind erste aktive Notbremssysteme (AEB) der Stufe 1 mit milder Verzögerung bereits seit 2015 Pflicht, die Stufe 2-Systeme werden für neue Trucks ab November 2018 obligatorisch. Der ADAC hatte 2017 bei einem Test der Systeme in Sattelzügen den Herstellern MAN, Volvo und Mercedes-Benz eine deutlich höhere Leistung attestiert als die moderaten gesetzlichen Anforderungen verlangen. Die Verzögerungsleistung sei ähnlichen Systemen bei Pkw ebenbürtig, so das Urteil.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat DVR begrüßte den Vorstoß der EU-Kommissarin. Wichtig sei, die vorgeschlagenen Maßnahmen zügig umzusetzen und zudem Abbiegeassistenten einzuführen. Dies wäre eine "zielführende Aktion, um schwere Abbiegeunfälle mit Radfahrern zu vermeiden", so der Verband. Für den Fall der Einführung von Abbiegeassistenten sehe man "die Chance, gefährliche Rechtsabbiegeunfälle mit Rad Fahrenden zu vermeiden und Leben zu retten“, erklärte DVR-Hauptgeschäftsführer Christian Kellner. Langfristig sollten die Systeme auch automatisiert bremsen können, forderte er.