Streetscooter: Kurz vor Abwicklung begehrt?

Die Käufersuche für die Stromvans der Deutschen Post galt bereits als gescheitert, das Unternehmen sollte im ersten Quartal abgewickelt werden. Doch laut der Plattform „Gründerszene“ bringt der allgemeine Hype um die Elektromobilität nun neue Interessenten.

Mittlerweile sollen mehrere Bieter der Post den Streetscooter abkaufen wollen. | Foto: Streetscooter
Mittlerweile sollen mehrere Bieter der Post den Streetscooter abkaufen wollen. | Foto: Streetscooter
Johannes Reichel
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Laut Manager Magazin soll das Interesse mit dem allgemeinen Boom der Elektromobilität zusammenhängen. Denn die Abkehr vom Verbrennungsmotor ist in vielen Ländern politisch gewollt, und der Kauf von Elektrofahrzeugen wird mit teils hohen Subventionen unterstützt. Zudem stiegen in den vergangenen Monaten die Kurse börsennotierter Unternehmen in der Elektrobranche und immer mehr Autohersteller verkünden von sich aus eine Beendigung der Verbrennermodelle bis 2030 oder spätestens 2035. Davon könnte die Deutsche Post nun doch noch finanziell profitieren. Sie übernahm 2014 die Firma Streetscooter aus dem Umfeld der Technischen Hochschule in Aachen. Wegen Verlusten von jährlich geschätzt 70 Millionen Euro hatte Post-Chef Frank Appel Streescooter jedoch zum Verkauf ausgeschrieben, die Auftragsfertigung für Dritte wurde beendet. Doch Käufer schienen sich keine zu finden. Die Post hielt das werk Düren für den Eigenbedarf mit geringen Stückzahlen am Laufen – bis Ende 2021 sollen dann insgesamt 20.000 E-Paketfahrzeuge eingeflottet sein.

Dann wollte man eigentlich endgültig den „Stecker ziehen“, doch das Fahrzeug und das Werk scheint jetzt doch eine Zukunft zu haben: Der Autohersteller Chery soll laut Manager Magazin die Produktion nach China verlagern wollen, um die Kosten zu reduzieren. Die drei anderen Bieter erwägen „Weiterentwicklungen, vor allem aber eine Veredelung am Kapitalmarkt.“  Und der eMobs respektive Electric Brands aus dem hessischen Münster bei Dieburg schielt auf die Fabriken zur Produktion des eBussy.

LOGISTRA-Kommentar:

Streetscooter bietet ein einfaches aber schlaues Grundkonzept für Paketdienste. Post-Chef Appel verkündete noch 2018, dass einzelne Analysten berechnet hätten, dass der Streetscooter „Milliarden“ wert ist. Auch wenn das nicht ganz der Fall ist, wäre es schade, dieses einfache, aber entwicklungsfähige Produkt einfach sanft entschlafen zu lassen. Das scheinen auch einige Investoren gemerkt zu haben, so dass sowohl das Produkt als auch die Werke eine Zukunft haben könnten.