Test Evum aCar: Ein universales Elektro-Gerät für alle Fälle
Seit 2021 ist er bereits auf dem Markt, doch richtig im Straßenbild etabliert hat sich der clevere, sanft-elektrische Bonsai-Unimog bisher nicht. Zu unbekannt die Marke, zu exotisch das Konzept. Dabei hat das leer 1,5 Tonnen leichte und mit 4,08 Meter Länge, bei zwei Meter Breite und Höhe noch recht kompakte Elektro-Nutzfahrzeug jede Menge auf dem Kasten, respektive auf der Pritsche: 1.150 Kilo Fracht zum Beispiel, bis zu 1,5 Tonnen Anhängelast oder eine riesige Ladepritsche mit Platz für zwei Paletten, die zudem mit sauber verarbeiteten Klappen und robuster Mechanik nebst obligater Klapptritte und resistentem Aluboden aufwartet. Sogar per Hydraulik kippen lässt sich die per Stapler leicht mit Palettenware befrachtbare Ladefläche der Dreiseiten-Kipper-Variante bei Entsperren der Bolzen. Zudem ist eine XL-Version erhältlich – und diverse Aufbauten von Plane-Spriegel über Koffer oder Kühl möglich.
Milde Sorte: 48-Volt-Antrieb
Nach dem Dreh am „Zündschlüssel“ sorgen die 2x10 kW-Asynchron-Elektro-Motoren (26 kW Peak) in dem bewusst einfach gehaltenen 48-Volt-Allrad-System für völlig ausreichenden Vortrieb in zwei Modi Eco und Work. Wobei wir im Work-Modus verblieben, weil es sonst schon arg träge vorangeht. Auch kleinere Steigungen spürt man, wobei wir nur mit 300 Kilo ballastiert auf Tour gingen, sprich dann doch recht stattlichen 2.020 Kilo „Kampfgewicht“ der Kipperversion. Die Steigfähigkeit des kleinen Allradlers soll dennoch bei 30 Grad liegen, ebenso respektabel wie Rampenwinkel und Böschungswinkel vorn und hinten von 30° sowie 28° und 39°. Höchsttempo 70 km/h genügt für die angepeilte Anwendung völlig, braucht allerdings dann einigen Anlauf. Ansonsten schwimmt man ganz passabel mit im urbanen Verkehr.
Traktionsprobleme kennt der „milde“ Allradler naturgemäß nicht. Untermalt wird das Fortkommen von einem „robusten“ Klangteppich aus Sirr- und Heullauten nahezu jeder Couleur, die an einen Trambahn gemahnen. Ein Leisetreter ist das aCar nicht, aber der Sound passt zu einem elektrischen Arbeitsgerät.
Laden an der AC-Säule wollte nicht gelingen
Klar, die Türdichtungen und Schiebefensterchen lassen das Geröhre der noch immer weit verbreiteten Tuning-Limousinen eher ungefiltert durch, auch Abrollgeräusche gibt es reichlich. Dafür hat man einen realistischen Radius von 120 Kilometer, mit dem "großen" Akku. Der hat statt 16 auch nur 23 kWh Kapazität, was Ressourcen schont, die Kosten senkt und die Nutzlast erhöht. Entspricht einem Verbrauch von 18 bis 23 kWh/100 km. Bei der kurzen 30-Kilometer Stadt-Überland-Probetour bei winterlichen Temperaturen sank der Akkustand von 92 auf 56 Prozent, eine Reichweitenanzeige sucht man zwar vergebens, aber man kommt auch so klar mit dem Energievorrat. Schonend wirkt sich die durchaus vorhandene, aber nicht sehr stramme Rekuperation aus. Den aufzuladen ist uns an der 22-kW-AC-Säule allerdings nicht gelungen, die Kommunikation zwischen Säule und Fahrzeug hakte.
Ehrlicher Typ, solide verarbeitet
Ehrlich darf man auch die Federung - Starrachse hinten und Doppelquerlenker-Konstruktion vorn - nennen, die den Fahrer durchaus über den Untergrund in Kenntnis setzt, ohne aber unsportliche Härte an den Tag zu legen. Wobei das aCar erstaunlich knisterfrei zusammengefügt und solide verarbeitet ist und überhaupt nicht mehr an den einstigen Prototypen mit seiner Bastler-Aura erinnert. Die Servolenkung ist leichtgängig, könnte aber mehr Feedback zur Fahrbahn bieten, man kommt auch ohne Höhenverstellung des Volants klar.
Die Straßenlage ist in jedem Fall sicher und verlässlich, die Wendigkeit dank eines kompakten Wendekreises mit großem Einschlagwinkel und kurzem Radstand top. Sportive Ambitionen sollte die angepeilte Klientel dieses „milden Mobils“ nicht haben. Dazu kommen verlässliche hydraulische und innenbelüftete Scheibenbremsen in den erwachsenen 16-Zoll-Rädern. Der Qualitätseindruck der Karosserie ist seriös, das Konzept wirkt stimmig und in sich schlüssig, wie aus einem Guss und zeugt von gründlicher Feinarbeit an Details.
Gründlich gemacht: Clevere Details, stringentes Design
Genau diese Gründlichkeit des Teams rund um Gründer und CEO Dr. Ing. Martin Soltes bestätigt auch das funktionale Interieur, das mit besagten Schiebefenstern und einer auf mit Handschuhen bedienbaren Tastergalerie aufwartet, in der mittig das Handy einen wirklich perfekten Platz findet, dabei das Infotainment sowie Navigation ersetzt und oberhalb ein knackscharfes und robustes Display die nötigsten Fahrzeuginfost ergänzt. Cool und pragmatisch gelöst sind auch die dünnen Rohre mit Bowdenzug, unverwüstliche und stets griffbereite Türöffner für die weit aufschwingenden Portale, die reichlich Platz für Utensilien, nötigenfalls auch Zweiliter-Botteln bieten. Clever auch die gummierten offenen Ablagen mit rutschfestem Belag.
Sogar einen großen Frunk gibt es
Ladekabel und Arbeitsutensilien finden wiederum im geräumigen Frunk unter der Kurzhaube Platz, ebenfalls mit robustem Belag ausgeschlagen. Zudem gibt es viel Platz an Schultern und Scheitel, tollen Durchstieg und ordentliche Sitze - und natürlich eine erhabene Aussicht, mit den Nachteilen einer eingeschränkten Sicht an die Fahrzeugecken links und rechts sowie eines eher hohen Zustiegs. Wobei die optionalen Weitwinkelspiegel Lkw-Niveau bieten und im City-Betrieb besonders angenehm, den letzten Winkel „ausleuchten“. Und beim Einstieg eine kleine Zwischenstufe hilft, die zudem mit griffigem Belag ausstaffiert ist ist. Linkes Bein aufgestellt, Lenkrad ergriffen und schon schwingt man sich ins Cockpit. Ein bisschen MOG-mäßig eben.
Selbst mit Handschuhen zu greifen und robust ist schließlich auch der Blinkerhebel, die Taster für das Licht findet man mittig. Filigran dagegen das Display der optional erhältlichen Eberspächer-Bioethanol-Heizung, die dann aber mächtig losbollert. Frieren muss im aCar im Winter wirklich niemand. Im Sommer kann man mit dem zusätzlichen Schiebefenster in der Rückwand für „natürliche Klimatisierung“ sorgen.
Alles, was ein kleiner Truck braucht
Mithin alles, was ein kleiner Truck als wendiges urbanes Arbeitstier braucht. Dazu garniert der Hersteller, einst aus einem Studienprojekt für Schwellenländer an der TU München bei Fahrzeugtechnik-Professor Markus Lienkamp hervorgegangen, günstige Preise: Ab 33.490 geht es los - und im Betrieb soll das aCar erst richtig sparen. Ein Drittel der Kosten eines ähnlichen Verbrenner-Konzepts mit Diesel, kaum Energiekosten, minimaler Service und Wartung, kaum Versicherung und eine 5-Jahres-Garantie mit 150.000 km Laufleistung.
Wobei der mild am Haushaltsstecker oder am Starkstrom mittels externem Ladegerät bei dann 6 kW binnen zwei bis drei Stunden auf 80 Prozent geladene Akku 2.500 Ladezyklen garantiert aushält. Mit 13,50 Euro soll man summa summarum auf 100 Kilometern klarkommen, das wäre ein sehr günstiges Arbeitsgerät, auch wenn der Wegfall der Bafa-Prämie von 9.000 Euro die Kosten von 9,97 Euro/100 km deutlich angehoben hat.
Sinnvolle Optionen, Made in Lower Bavaria
Optional gibt es bei den 300 Händlern in Europa LED-Rundumleuchten, eine Servolenkung, Rückfahrwarner, eine externe Steckdose mit 3 kW Dauerleistung, Werkzeugkiste, Unterfahrschutz, Ablagenpaket nebst der sehr praktischen Netze in der Rückwand und unterm Dach, besagte Bioethanol-Heizung oder Weitwinkelspiegel. Dann sieht der erstaunlich geräumige, solide und maximal funktional gestaltete Bonsai-Laster fast aus wie der große Bruder, der beim Händlerlaunch in der Motorworld München passend daneben parkiert wurde. Nur braucht er halt maximal die Hälfte an Platz. Und fährt "made in Lower Bavaria" mit einer recycelbaren und kratzfesten Kunststoffkarosserie grün, günstig und leise durch Stadt, Land, Park – oder Logistik- und Industrieareale. Mithin eine „coole Kiste“, dieser ElektroMOG aus München.
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