Timocom-Studie: Krise lässt Europas Transportmarkt taumeln

Laut Timocom Transportbarometer hat sich die Coronakrise im ersten Quartal 2020 äußerst unterschiedlich auf den Transportmarkt ausgewirkt. Auf vorgezogenen Auftragsboom folgt ein abrupter Einbruch.

Im Zeichen der Corona-Pandemie schlug der europäische Transportmarkt im ersten Quartal Kapriolen, sagt IT-Anbieter Timocon. (Foto: Kurt Kleemann / Fotolia)
Im Zeichen der Corona-Pandemie schlug der europäische Transportmarkt im ersten Quartal Kapriolen, sagt IT-Anbieter Timocon. (Foto: Kurt Kleemann / Fotolia)
Johannes Reichel
(erschienen bei LOGISTIK HEUTE von Therese Meitinger)

Der Erkrather IT-Anbieter Timocom hat am 16. April die Ergebnisse des „Timocom Transportbarometers“ vorgestellt. Dafür hat das Unternehmen die Entwicklung von Transportangebot und -nachfrage in der eigenen Frachtenbörse ausgewertet. Eines der Ergebnisse: Die Unsicherheit über den Verlauf der Corona-Krise hat dem Transportbarometer zufolge im März zu einem sprunghaften Anstieg von Frachtangeboten auf dem europäischen Transportmarkt geführt.

„Viele Unternehmen haben mit Aussicht auf Grenzschließungen und anderen Beschränkungen im Zeichen von Corona Bestellungen vorgezogen“, kommentiert Tilman Fecke, Business Analyst bei Timocom, den ungewöhnlich hohen Anstieg von Frachtangeboten, die bis Mitte März auf der Frachtenbörse eingestellt worden waren.

So konnte Timocom nach eigenen Angaben im ersten Quartal 2020 bei den Frachtangeboten ein Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbuchen; Transporte aus EU-Ländern in Richtung Italien stiegen demnach um 26 Prozent, nach Polen sogar um 53 Prozent. Besonders begehrt seien Kühlfahrzeuge gewesen, meldet der Betreiber der Frachtenbörse. In der Spitze habe die Nachfrage nach temperaturgeführten Transporten um 50 Prozent über den Werten des Vorjahres gelegen.

Frachtmengen um mehr als zwei Drittel gesunken

Den Wendepunkt der Aufwärtsbewegung markiert im Transportbarometer ab Mitte März der europaweite Lockdown, der weitgehend zum Stillstand von Produktionsbetrieben und – mit Ausnahme des Lebensmitteleinzelhandels – zu einem Einbruch der Liefermengen geführt hat. „Trotz steigender Transporte im Lebensmittelbereich sind die Frachtmengen von Mitte bis Ende März europaweit um mehr als zwei Drittel zurückgegangen“, berichtet Fecke. Eine vergleichbare Entwicklung habe es so vor Ostern noch nicht gegeben.

Obwohl Transportunternehmen in Zeiten des Lockdown händeringend nach Aufträgen suchen, um ihre LKW auszulasten, sind die über Timocom am Markt platzierten Frachtkapazitäten dem Anbieter zufolge im ersten Quartal dieses Jahres gesunken. So ging laut dem Transportbarometer die Zahl der frei verfügbaren LKW im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal europaweit um drei Prozent zurück; in Deutschland sank demnach die Zahl der Fahrzeugangebote sogar um 15 Prozent. Wie passt das zusammen?

„Wir beobachten, dass Transportunternehmen Teile ihrer Fahrzeugflotte mangels Auslastung vorübergehend vom Markt nehmen“, kommentiert Timocom-Unternehmenssprecher Gunnar Gburek. So komme es durch den Ausnahmezustand, in dem sich die Welt in diesen Wochen befindet, zu Marktverzerrungen. Gburek zeigt sich dennoch zuversichtlich:

„Zurzeit zeichnen sich beim Frachtangebot leichte Aufwärtstendenzen ab. Wie sich die Transportwirtschaft im Zeichen der Corona-Pandemie weiterentwickelt, wird sich allerdings erst im zweiten Quartal zeigen.“