Toll Collect: Coronakrise zügelt den Güterverkehr

Mautpflichtige Fahrleistung in Deutschland geht im April 2020 gegenüber dem Vorjahresvergleich um mehr als 14 Prozent zurück. Auf den Autobahnen ist rund jede neunte Fahrt entfallen.

Weniger Lkw-Verkehr im März: Auf den mautpflichtigen Strecken registrierte Toll Collect eine Abnahme um rund 14 Prozent. (Foto: Toll Collect)
Weniger Lkw-Verkehr im März: Auf den mautpflichtigen Strecken registrierte Toll Collect eine Abnahme um rund 14 Prozent. (Foto: Toll Collect)
Johannes Reichel
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Die Coronakrise hinterlässt Spuren in der Mautbilanz und hat die Fahrleistungen gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent einbrechen lassen. Das geht aus dem Report „Mautnetz und Lkw-Verkehr“ hervor, den Toll Collect erstmalig veröffentlichte. Der Mautbetreiber nutzte dafür die im Mautsystem generierten Daten, die er in anonymisierter Form aufbereitete. Daraus ergäben sich, so eine Mitteilung des Unternehmens, detaillierte Erkenntnisse zum Lkw-Verkehr für Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen über 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht in Deutschland.

Das Fahrverhalten auf dem mautpflichtigen Streckennetz, die Ein- und Ausfahrten an den deutschen Grenzen könnten genauso ausgewertet werden wie die Befahrungen einzelner Streckenabschnitte oder regionale Besonderheiten. Im aktuellen Bericht enthalten sind auch eine Analyse der Kölner Durchfahrverbotszone sowie der neu eröffneten Hochmoselbrücke. Der Report erscheint ab sofort dreimal jährlich und wird auf der Toll-Collect-Website veröffentlicht.

Exakter Spiegel des Pandemieverlaufs

Die Erstausgabe, die in einer besonderen Zeit veröffentlicht wird, zeigt sehr genau die Auswirkungen der Pandemie in den Monaten März und April 2020. Der Rückgang der gesamten mautpflichtigen Fahrleistung im April 2020 erreichte im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Wert von 15,6 Prozent. Auf Deutschlands mautpflichtigen Straßen legten die Lkw über 7,5 Tonnen im März damit insgesamt etwa 2,9 Milliarden Kilometer zurück.

Der Bericht attestiert Befahrungsrückgänge gegenüber dem Vorjahresmonat für fast das gesamte Mautnetz. Nur vereinzelt, vorwiegend im Norden, seien einige geringfügige Zunahmen zu sehen. Das Autobahnnetz, insbesondere seine Ost-West-Transitrouten, war laut Toll Collect am deutlichsten von der Abnahme des Schwerverkehrs betroffen. Dort sanken die gefahrenen Kilometer sogar um gut 16,2 Prozent. Rund jede neunte Fahrt entfiel.

Grenzschließungen: Weniger Verkehr auf den Transitrouten

Dass auf den Transitrouten weniger Lkw unterwegs waren, könnte auch damit zusammenhängen, dass an den Ländergrenzen der Transitverkehr um mehr als 17 Prozent zurückging. Lediglich zwischen Deutschland und Dänemark waren etwas mehr Lkw unterwegs als als im Vorjahr. Auch die Befahrungen einzelner Streckenabschnitte wurden ausgewertet. Die Auswertung ergab, dass Autobahnabschnitte auf der A2 um Hannover herum mit weit über 9.000 Lkw-Befahrungen die höchstfrequentierten im gesamten mautpflichtigen Streckennetz waren.

Das Mautsystem als Instrument der Nutzerfinanzierung leiste seit 2005 nicht nur einen signifikanten Beitrag zur Instandhaltung und zum Ausbau der Straßeninfrastruktur und zum Umweltschutz. Es erzeug auch wertvolle Daten, die Schlussfolgerungen für die Entwicklung der Volkswirtschaft zulassen. Unter strikter Einhaltung des Datenschutzes würden dafür ausschließlich anonymisierte Daten ausgewertet, verspricht der Anbieter.

Der neue Report „Mautnetz und Lkw-Verkehr“ analysiert auch die Entwicklung des mautpflichtigen Streckennetzes mit derzeit rund 51.000 Kilometer. Das entspricht einer tarifierten Netzlänge – Länge beider Fahrtrichtungen – von rund 102.000 Kilometern mit rund 143.000 Tarifabschnitten, die von Toll Collect ständig aktualisiert werden. In den ersten vier Monaten des Jahres kamen 159 mautpflichtige Kilometer zum Streckennetz hinzu, vor allem im Autobahnnetz. Bei den Bundesstraßen gab es durch verschiedene Abwidmungen im Saldo einen geringeren Zuwachs.