Toyota MH: Beratung, Automatisierung und Augmented Reality

Flurförderzeughersteller will sein Portfolio um Beratungsdienstleistungen nach dem TPS-Prinzip erweitern und stellt eine einfache Automatisierung, ein Pick-by-Vision-System und eine 10-Jahres-Garantie für Industrie-Motoren vor.
Helfer im Lager: Der kleine Schlepper TAE050 befördert in der Werkstatt in Isernhagen Ersatzteile zu den Arbeitsplätzen. | Foto: J. Reichel
Helfer im Lager: Der kleine Schlepper TAE050 befördert in der Werkstatt in Isernhagen Ersatzteile zu den Arbeitsplätzen. | Foto: J. Reichel
Johannes Reichel

Der japanische Flurförderzeughersteller Toyota Material Handling will sein Geschäft um Beratungsdienstleistungen zum hauseigenen Toyota-Produktionssystem (TPS) erweitern. Das teilte der Hersteller bei einer Veranstaltung am deutschen Stammsitz in Isernhagen bei Hannover mit. Man wende diesen Standard bisher nur nach innen an, dieser sei aber in vielen Bereichen anwendbar. Dieses Geschäft, das bisher von diversen Beratungsunternehmen am Markt angeboten wird, wolle man künftig selbst anbieten, erklärte der Geschäftsführer der Toyota Material Handling Deutschland (TMHDE) Norman Memminger. Das Unternehmen sehe neben der Herstellung, Vertrieb, Service und Finanzierung von Flurförderzeugen große Chancen, das im eigenen Haus intensiv praktizierte Know-How rund um die Produktions-Effizienz-Philosophie TPS anderen Anbietern in Logistik oder Produktion zur Verfügung zu stellen. Bereits abgeschlossen habe das Unternehmen ein Projekt bei der italienischen Ali Group. Bei dem Beratungsauftrag sei es unter anderem um den Einsatz von Staplern und der Zentralisierung des Ersatzteilgeschäfts.

Für die Anwendung gebe es auch bereits im E-Commerce-Bereich einen ersten Pilotkunden, bei dem die Anwendung von TPS demnächst abgeschlossen sein werde, so Memminger. Beim klassischen Staplergeschäft prognostiziert der Hersteller bis 2025 zwar einen Rückgang der Stückzahlen um vier Prozent. Dafür sollen neue Anwendungsbereiche mit der Integration von Hard- und Software für zunehmend automatisierte Flurförderzeuge dazukommen. Hier sieht der Hersteller ein Zuwachspotenzial von 20 Prozent.

Einen Anfang macht der japanische Anbieter mit dem sogenannten TAE050, einem automatisierten Schlepper, dessen Anwendungsbereiche Toyota in überwiegend geschlossenen Räumen sowohl in Produktion und Lager, aber auch im E-Commerce oder im Gesundheitsbereich sieht. Der Autopilot soll sich einfach anschließen lassen und befördert bis zu 500 Kilogramm Last. Optional ist ein Regalaufbau vorgesehen für die Beförderung von Kleinladungsträgern. Das Gefährt orientiert sich an Magnetbändern im Boden und soll über simple Excel-Befehle zu programmieren sein. Die Fahrstrecke orientiert sich an dem zuvor definierten Materialfluss sowie den Positionen der Be- und Entladestationen. Je nach Betrieb und Bedürfnis, ließen sich Befehle, wie "langsame Geschwindigkeit" oder "Stopp" einstellen und weitere Aufgaben ergänzen, so der Hersteller. Man wolle damit eine sofort verfügbare und simple Automatisierungslösung anbieten. Für komplett autonom fahrende Systeme mangle es nicht an der vorhandenen Technik, sondern an der Erfüllung gängiger Sicherheitsnormen, begründete der Hersteller den Schritt.

Der TAE050 bewährt sich etwa im Ersatzteiltransport in der Werkstatt in Isernhagen. „Früher haben unsere Techniker ihre Teile selbständig aus dem 50 Meter entfernten Lager geholt und Arbeitszeit für den Materialtransport eingesetzt“, schildert Antonia Schellhammer, Leiterin der Werkstätten Deutschland den Einsatz. „Wir sind sehr zufrieden, da es sich um ein einfaches und flexibles System handelt, das uns nicht nur schnelle Veränderungen nach unseren Kaizen-Aktivitäten ermöglicht, sondern auch ein sicheres und stressfreies Arbeiten.“ Ein zertifizierter Sicherheitssensor sorgt für höchste Genauigkeit und Sicherheit. Das Gerät stoppt, sobald es ein Hindernis oder eine sich nähernde Person erkennt, um Unfälle und Schäden zu vermeiden.

Eine weitere Innovation und Erweiterung im Toyota MH-Programm ist die mit eigener Software adaptierte Pick-by-Vision-Lösung auf Basis von Google Glasses. „‘Pick by Vision‘ ermöglicht unseren Kunden während des Kommissioniervorgangs noch effizienter zu arbeiten. Dieser Bereich birgt aus unserer Sicht noch immer massive Verbesserungspotenziale, die wir mittels neuer Technologien wie Augmented Reality heben können“, erklärt Mats Lindell, Leiter Logistics Solutions Deutschland. Man sehe auch deutliche Vorteile gegenüber der "Pick-by-Voice"-Technologie, die für den Nutzer einen deutlich höheren Stresslevel bedeute, argumentierte Lindell.

Darüber hinaus führt der Hersteller ab sofort eine 10-Jahres-Garantie für seine Industriemotoren in der Tonero-Baureihe von 1,5 bis 8 Tonnen Gewicht ein.

Eine Bildergalerie zum Rundgang bei Toyota Material Handling Deutschland und wie man versucht, "Muda" zu vermeiden, finden Sie hier.