Trans-o-flex testet RYTLE-Lastenrad mit Mikrodepot im Pharmadienst

Mit Container-Wechselbrücke und Kombination mit einem speziell für Pharmatransporte ausgestatteten Lastenrad wagt sich der Logistiker auf für Räder neues Terrain: Temperaturgeführte Cargobike-Transporte. Bei erfolgreichem Test will man das Konzept skalieren.  

Clever kombiniert: Die Bikes von RYTLE vom Typ „MovR“, verfügen über eine 1,4-Kubik-Wechselbox. Der Fahrer kann selbst beladen oder vorkommissionierte Boxen übernehmen. | Foto: trans-o-flex
Clever kombiniert: Die Bikes von RYTLE vom Typ „MovR“, verfügen über eine 1,4-Kubik-Wechselbox. Der Fahrer kann selbst beladen oder vorkommissionierte Boxen übernehmen. | Foto: trans-o-flex
Johannes Reichel

Nach einem Jahr Vorbereitungszeit hat der Expressdienst trans-o-flex in der Bremer Innenstadt einen mehrmonatigen Test gestartet, bei dem in einem fest definierten Postleitzahlgebiet zwei Lastenfahrräder die bisherige Auslieferung von Pharmasendungen mit klassischen Transportern ersetzen.

„Dass die Auslieferung per Lastenrad leiser und sauberer ist als die bisher übliche Nutzung von Transportern und gerade in der Innenstadt zur dringend nötigen Verkehrsentlastung beitragen kann, liegt auf der Hand“, erklärt Wolfgang P. Albeck, Vorsitzender der Geschäftsführung von trans-o-flex.

Damit sie aber wirklich nachhaltig und somit auch wirtschaftlich effizient sei, bräuchten Lastenräder ein komplett neues Ausliefersystem, bei dem die Zustellung von einem Mini-Hub möglichst im Zustellgebiet erfolgen könne, sonst würden die Wege für die Lastenräder zu lang und die Radfahrer könnten nur unverhältnismäßig wenige Sendungen pro Tag zustellen. , skizziert der Logistiker. Deshalb hat man sich für ein Systemfahrrad der Bremer Firma RYTLE entschieden, das eine Box mit rund 1,4 Kubikmeter Laderaum und einer Nutzlast von 180 Kilo aufnehmen kann. Neun dieser Boxen im Europaletten-Format passen in eine Wechselbrücke im 10-Fuß-Format, die als Mini-Hub dient. Sie hat einen festen Stellplatz im Jakobikirchhof in Bremen.

Wechselbrücke als Mikrodepot

Das System bietet die Möglichkeit, dass ein Lkw entweder die gesamte hydraulisch autarke Wechselbrücke oder einzelne Boxen aufnehmen kann, um sie zwischen dem Stellplatz in der Innenstadt und dem Umschlagzentrum  hin und her zu transportieren. Dadurch können auch schon bereits vorkommissionierte Boxen angeliefert werden und die zustellenden Radfahrer müssen dann nur die Box zwischen die beiden Hinterräder des dreirädrigen Lastenrades schieben, sie sichern und können unmittelbar auf die Zustelltour starten. Im Test nutzen die Auslieferfahrer das Mini-Hub zunächst als Umschlagplatz, an dem sie die angelieferten Pakete selbst in die Box laden und dann ausliefern. Sobald ein Fahrer alle Sendungen ausgeliefert hat, kehrt er zum Mini-Hub zurück und kann entweder den leeren Behälter in weniger als fünf Minuten gegen einen vollen austauschen oder erneut manuell laden und dann wieder starten.

„Es ist auch möglich, dass die Fahrer unterwegs Sendungen abholen. Die bringt der Fahrer dann zum Mini-Hub", ergänzt Albeck. 

Abends werden die Pakete ins nächste Logistikzentrum gebracht. Von dort gehen die abgeholten Sendungen noch am selben Tag auf ihre Reise zum Empfänger. Am nächsten Morgen wird das Mini-Hub vom Logistikzentrum aus wieder mit neuen Sendungen beliefert. Die eingesetzten Lastenräder verfügen über zwei Elektromotoren. Sie sind in die Hinterräder eingebaut und unterstützen die Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Da die Distanzen der Lastenräder sehr kurz sind, werden sie in Bremen wahrscheinlich weniger als 20 Kilometer pro Tag zurücklegen. Dank Wechselakkus steht den Fahrern aber ausreichend Energie auch für deutlich längere Ausliefertouren zur Verfügung, ohne dass sie tagsüber Strom nachladen müssen.

Zusätzliche Anforderung: aktive Temperaturführung

Das System ist bisher noch nicht für die Zustellung aktiv temperaturgeführter Sendungen ausgelegt. Man habe sich unter anderem deshalb für RYTLE als Partner entschieden, weil das Unternehmen an Konzepten arbeitet, wie mit seinem System auch die Zustellung temperatursensibler Sendungen möglich wird", so Albeck weiter.

„Läuft der aktuelle Test erfolgreich, kann eine mögliche Ausbaustufe deshalb die Auslieferung von Sendungen in einem bestimmten Temperaturbereich sein“, hofft der Logistiker.

Als Logistikpartner der Pharma- und Gesundheitsbranche mit ihren zahlreichen temperatursensiblen Sendungen bietet das Unternehmen innerhalb von 24 Stunden bundesweit flächendeckend aktiv temperierte Transporte bei 2 bis 8 Grad sowie bei 15 bis 25 Grad Celsius an. Die zuverlässige Einhaltung des jeweiligen Temperaturbereichs samt der dazugehörigen Dokumentation über einen lückenlosen Temperaturlebenslauf seien unverzichtbarer Bestandteil der Dienstleistung.

"Auch eine Zustellung per Lastenrad muss dies auf Dauer leisten können", fordert Albeck.

Das gelte insbesondere vor dem Hintergrund der immer weiter steigenden Anforderungen an aktiv temperierte Zustellungen von pharmazeutischen Sendungen, vor allem im Privatkundenbereich. Dieses Segment baut das Unternehmen weiter aus und hat hierfür das neue Angebot B2C-Pharma entwickelt, bei dem Privatempfänger ihre Arzneimittel als Sendungen mit aktiver Temperaturführung erhalten.