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Tüv-Report: Erhebliche oder gefährliche Mängel bei jedem fünften Nutzfahrzeug

Bei der Hauptuntersuchung fallen 19,6 Prozent der Nutzfahrzeuge durch. Zudem gibt es hohe Mängelquoten bei Kleintransportern und schweren Lkw. Wartungsmentalität sei ein entscheidender Faktor für Abschneiden bei der TÜV-Prüfung. Mängel an Rückleuchten und Ölverlust häufigster Grund für Beanstandungen.

Hohe Mängelquoten bei Nutzfahrzeugen konstatiert der neue Tüv-Report. | Symbolbild: Pixabay
Hohe Mängelquoten bei Nutzfahrzeugen konstatiert der neue Tüv-Report. | Symbolbild: Pixabay
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Johannes Reichel
(erschienen bei Transport von Nadine Bradl)

Laut dem aktuellen "Tüv-Report Nutzfahrzeuge 2023" bestehen weniger Fahrzeuge ohne Mängel die Hauptuntersuchung (HU). Nach fünf Jahren auf der Straße sind lediglich 70,8 Prozent der Nutzfahrzeuge unabhängig von der Gewichtsklasse komplett mängelfrei. Zum Vergleich: Beim letzten Nutzfahrzeugreport 2021 waren es 72,1 Prozent und bei der Ausgabe zwei Jahre zuvor 71,5 Prozent. Im aktuellen Untersuchungszeitraum weisen 19,6 Prozent aller untersuchten Fahrzeuge bei der HU erhebliche oder gefährliche Mängel auf. Die Quote lag damit exakt auf dem Niveau des Reports 2021. Erhebliche Mängel (18,9 Prozent) müssen innerhalb von vier Wochen behoben werden. Stellen die Tüv-Sachverständigen einen gefährlichen Mangel (0,7 Prozent) fest, muss das Fahrzeug direkt in die Werkstatt gebracht werden. Das betraf insgesamt rund 15.000 Nutzfahrzeuge.

"Fast jedes fünfte Nutzfahrzeug fällt bei der TÜV-Prüfung durch und es bleiben weniger geprüfte Fahrzeuge völlig mängelfrei", sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband.

"Am schlechtesten schneiden die stark geforderten Kleintransporter ab. Dagegen sorgt die Gewichtsklasse von 7,5 bis 18 Tonnen mit einem Ausreißer bei den Mängelquoten nach unten für eine positive Überraschung."

Nur 13,8 Prozent der Fahrzeuge sind mit erheblichen Mängeln beanstandet worden, im Jahr 2021 waren es noch 19,5 Prozent.

Kleintransporter bilden Schlusslicht

Klein-Lkw bis 3,5 Tonnen, sprich Transporter, Kastenwagen, Pick-Ups oder Pritschen rangieren in der Mängelstatistik ganz hinten: Über alle Altersklassen sind 20,4 Prozent der geprüften Leichten mit erheblichen und gefährlichen Mängeln unterwegs. Damit hat sich die Quote nur leicht um 0,1 Prozentpunkt verschlechtert. Laut Kraftfahrt-Bundesamt bilden Kleintransporter bis 3,5 Tonnen mit rund 84 Prozent den Großteil aller Nutzfahrzeuge in Deutschland. Der Bestand in dieser Klasse liegt aktuell bei rund 3,1 Millionen Fahrzeugen. In absoluten Zahlen fallen rund 620.000 Fahrzeuge bei der HU durch.

"Für Lieferdienste und Handwerker sind Kleintransporter das Transportmittel der Wahl", sagte Goebelt. "Diese Fahrzeuge stehen kaum still, werden stark beansprucht und werden in vielen Fällen schlecht gepflegt. Das Ergebnis dieser Dauerstrapazen zeigt sich in den hohen Mängelquoten."

In der Gruppe der 9- bis 10-jährigen Kleintransporter weist fast die Hälfte aller Fahrzeuge (46,8 Prozent) bei der HU Mängel auf. Etwa jedes dritte geprüfte Fahrzeug (31,3 Prozent) besteht die HU nicht. Im Durchschnitt haben die Fahrzeuge in dieser Altersklasse eine Strecke von 147.000 Kilometern hinter sich. Mit einem Anteil von 14,6 Prozent beanstanden TÜV-Prüfer:innen bei Kleintransportern dieser Altersklasse am häufigsten Mängel an den Rückleuchten. 8 Prozent erhalten aufgrund von Ölverlust am Motor oder Antrieb keine TÜV-Plakette. Defekte Abblendlichter (7,5 Prozent) und Mängel an der Achsaufhängung (7,1 Prozent) sind ebenfalls häufige Gründe für Beanstandungen.

Knapp jeder fünfte leichte Lkw von 3,5 bis 7,5 Tonnen (19,2 Prozent) ist bei der HU durchgefallen. Damit ist der Anteil der Fahrzeuge dieser Gewichtsklasse mit erheblichen und gefährlichen Mängeln über alle Altersgruppen seit 2021 um 0,7 Punkte gestiegen. Ebenfalls Sorgen bereitet die Klasse der schweren Lkw ab 18 Tonnen. Auch hier hat fast jedes fünfte Fahrzeug (19 ,8 Prozent) erhebliche und gefährliche Mängel und ist nicht verkehrssicher.

Mittelschwere Lkw sind die Mängelzwerge

Mit 13,8 Prozent erheblicher und gefährlicher Mängel schneiden die mittelschweren Lkw von 7,5 bis 18 Tonnen am besten ab - im Vergleich zu 2021 zeigt sich in dieser Gewichtsklasse eine Verbesserung von 5,7 Prozentpunkten. "Mittelschwere Lkw übernehmen die Hauptlast der innerdeutschen und grenznahen Versorgungslogistik", sagt Goebelt.

"Die Waren müssen just in time ankommen, sonst riskieren die Spediteure empfindliche Geldbußen. Daher investieren sie in neue Technik und in die Pflege ihrer Fahrzeuge. Die gute Wartungsmentalität spiegelt sich in der niedrigen HU-Durchfallquote wieder. Auch die häufig praktizierte Zuständigkeit eines Fahrers für ein Fahrzeug trägt zur Verbesserung der Fahrzeugpflege und damit zur Mängelreduktion bei."

In der Gewichtsklasse ab 18 Tonnen liegt die Quote der erheblichen Mängel mit 19,8 Prozent auf dem Niveau des letzten Reports (minus 0,1 Punkt). Allerdings sind die Quoten bei den "geringen Mängeln" in allen betrachteten Altersklassen gestiegen, am stärksten bei den vier Jahre alten schweren Lkw um 2,8 Punkte auf 11,5 Prozent.

"Insgesamt sind weniger Nutzfahrzeuge mängelfrei und damit absolut verkehrssicher unterwegs", sagt Goebelt.

Defekte Beleuchtungsanlage, Ölverlust und Probleme an den Bremsen: diese Defekte führen über alle Gewichts- und Altersklassen am häufigsten dazu, dass Nutzfahrzeuge die Hauptuntersuchung nicht bestehen.

"Wenn es um die Verkehrssicherheit von Fahrzeugen geht, ist der Mensch einer der größten Faktoren", sagt Goebelt.

Das zeige sich am eindrucksvollsten an den Mängeln an der Beleuchtung.

Goebelt: "Wegen defekter Beleuchtungsanlagen durch die HU-Prüfung zu rauschen ist vermeidbar. Durch einen Gang ums eigene Fahrzeug sind solche Mängel schnell zu bemerken und recht leicht zu beheben."

Fehlerhafte Leuchten gefährden die Fahrer selbst und andere Verkehrsteilnehmende, daher werden Defekte an der Beleuchtungsanlage als erhebliche Mängel eingestuft.

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