TÜV Süd: E-Mobilität bei Minusgraden kein Problem

Die Prüforganisation rückt einem der hartnäckigsten Vorurteile gegen die E-Mobilität zuleibe und gibt Tipps, wie man mit dem Stromer im Winter klar kommt. 

Geprüft und für wintertauglich befunden: Daimler fuhr mit dem neuen eVito ausgiebige Wintertests im hohen Norden. | Foto: Daimler
Geprüft und für wintertauglich befunden: Daimler fuhr mit dem neuen eVito ausgiebige Wintertests im hohen Norden. | Foto: Daimler
Redaktion (allg.)

Der TÜV Süd hat sich mit der Wintertauglichkeit der Elektromobilität befasst und kommt zu dem Urteil, dass E-Fahrzeuge bei Beachtung einiger Punkte durchaus auch in der kalten Jahreszeit gut einsetzbar sind. Zwar verhalte sich die Batterie bei niedrigen Temperaturen tatsächlich anders. Aber wer wisse wie, könne sich aber darauf einstellen und kommt lokal emissionsfrei durch den Winter, wirbt die Prüforganisation für den alternativen Antrieb. „Wer ein paar grundsätzliche Regeln beachtet, beispielsweise die Batterie nicht zusätzlich belastet, die Bordelektronik clever einsetzt und die Fahrdynamik kennt, für den ist das Elektroauto ein zuverlässiges Fahrzeug – rund ums Jahr. Die Batterietechnologie ist winterfest", meint Volker Blandow, Head of E-Mobility bei TÜV SÜD. Er hat weitere Tipps zusammengestellt:

  • Tipp 1: Batterien haben es gerne warm. Wer also die Möglichkeit hat, sein Auto in der Garage zu parken und zu laden, tut dem Stromspeicher Gutes. Dazu Volker Blandow, Head of E-Mobility bei TÜV SÜD: „Gewisse Eigenschaften ändern sich mit der Temperatur und das ist im Fahrbetrieb auch spürbar. Die Batterie verliert bei sehr tiefen Temperaturen an Dynamik.“
  • Tipp 2: Das Laden verlangsamt sich etwas. Die geringere Dynamik sorgt auch dafür, dass die Ladezeiten im Winter ein wenig länger sind. Das gilt ganz besonders auch für die Schnellladung. Wenn ein Batteriesystem über Nacht ohne Ladung völlig ausgekühlt ist, wird der Strom zum Schutz der Batterie nur langsam auf den Maximalwert angehoben. Dies geschieht zu Schutz der Batterie und gegen bleibende Schäden. „Eine normal betriebene Batterie findet schnell zurück zu gewohnter Performance, sobald die Temperaturen wieder über Null liegen“, sagt Blandow.
  • Tipp 3: Achtung bei der Reichweite. Denn die sinkt mit den Temperaturen. Der Einsatz der Heizung kann schon mal bis zu 30 Prozent Aktionsradius kosten. Immer bessere Batterietechnologie inklusive Wärmesystem, insgesamt größere Akkus und der Einsatz von Elektronik sorgen hier aber für stetige Verbesserungen. Und: Der Verbrenner braucht bei Minusgraden auch mehr Sprit. 
  • Tipp 4: Das Fahren ändert sich geringfügig. Kältebedingte Dynamikeinbußen der Batterie sorgen einerseits für eine geringere Beschleunigung. Andererseits kann sich aber auch im Bremsverhalten eine wesentliche Änderung bemerkbar machen: Die Rekuperation, das heißt das Nutzen der Bremsenergie, wird verringert, weil bei sehr kalter Batterie nicht die gesamte Leistung in die Batterie gepresst werden kann. Der Effekt: Erfahrene Elektrofahrer, die gekonnt die Energierückgewinnung zum Verzögern einsetzen, müssen bei sehr kalten Temperaturen mit leicht verminderter elektrischer Bremsleistung rechnen. „Einen ähnlichen Effekt gibt es, wenn man mit randvoller Batterie losfährt, auch im Sommer“, sagt Blandow. Und noch ein Tipp für den Winter: „Auch bei geringerer Beschleunigung, wegen der kalten Batterie: Bei glatter Fahrbahn immer an das hohe Drehmoment denken“, rät Volker Blandow.
  • Tipp 5: Sparsam Heizen. Beim Elektroauto ist auch die Heizung elektrisch. Die gesamte Insassenkabine ständig auf Kuscheltemperatur zu halten, kostet eine Menge Energie. Wesentlich sparsamer agieren Sitz- und Lenkradheizung. Sie kosten weniger Reichweite. Zusätzlicher Tipp vom Experten: „Vorheizen! Am besten das Auto über Nacht ans Netz hängen. So erspart man der Batterie das energieaufwändige Aufheizen eines kalten Fahrzeugs. Außerdem ist es einfach angenehm in ein vorgeheiztes Auto zu steigen, inklusive eisfreier Scheiben“, so Blandow. (gs/jr)