Umweltbundesamt: Treibhausgasneutraler Güterverkehr mit Oberleitungs-Lkw und Sprit aus grünem Strom

Mit zwei Studien skizziert Deutschlands oberste Umweltbehörde, wie der Transport bis 2050 CO2-neutral werden könnte. Im Plan: Oberleitungs-Hybrid-Lkw und Power-to-Liquid-Technologie. UBA-Chefin: "Unerlässlich für das Erreichen der Klimaziele."
Wo möglich, elektrisch: Nach Vorstellung des Umweltbundesamts sollten die Chancen der Elektromobilität auch für Lkw genutzt werden. Im Bild: Einsatz eines Elektro-Sattelzugs bei Scherm. | Foto: Scherm
Wo möglich, elektrisch: Nach Vorstellung des Umweltbundesamts sollten die Chancen der Elektromobilität auch für Lkw genutzt werden. Im Bild: Einsatz eines Elektro-Sattelzugs bei Scherm. | Foto: Scherm
Johannes Reichel

Um Deutschlands Klimaziele zu erreichen, muss der Verkehr in Deutschland bis spätestens 2050 treibhausgasneutral werden. Das gelte gerade auch für den stark wachsenden Güterverkehr. So lautet das Fazit zweier aktueller Studien des Umweltbundesamtes (UBA). Mit diesen wolle man aufzeigen, wie CO2-Neutralität geschaffen werden könne, erklärte die oberste Umweltbehörde des Landes. Kernpunkte sind für das UBA die konsequente Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene sowie eine "Energiewende hin zu postfossilen Antrieben und Kraftstoffen". Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA, erklärte dazu: „Der Verkehr ist der einzige Sektor, der seine Treibhausgasemissionen seit 1990 nicht mindern konnte. Um unsere Klimaziele auch mit einem wachsenden Güterverkehr zu erreichen, brauchen wir deutlich mehr Güter auf der Schiene und gleichzeitig ein Ende der fossilen Kraftstoffe auch beim Lkw-Verkehr.“

Prognosen des Bundesverkehrsministeriums zeigten, dass bei einer Fortschreibung des derzeitigen Wachstums die Güterverkehrsleistung bis 2030 um 38 Prozent gegenüber 2010 ansteige. „Dass dieses Wachstum nicht ohne Konsequenzen für die Umwelt bleiben wird, ist offensichtlich“, so Krautzberger. Der Schienengüterverkehr sei daher ein unverzichtbarer Baustein für mehr Klimaschutz im Güterverkehr. Das zeigt die Studie „Klimaschutzbeitrag des Verkehrs bis 2050“: Richtige Rahmenbedingungen vorausgesetzt, könne bis 2050 die Verkehrsleistung der Schiene im Vergleich zu heute auf mehr als das Zweieinhalbfache gesteigert werden, so die Überzeugung des Amts. Damit verblieben 2050 jedoch immer noch 60 Prozent der Güterverkehrsleistung auf der Straße. Um auch hier auf null Treibhausgasemissionen zu kommen, müssten "fossile Kraftstoffe aus den Tanks von Lkw verbannt werden", forderte das UBA.

Kernelement dabei sei eine "Energiewende im Verkehr": Wo möglich, sollten alle Fahrzeuge mit Elektromotoren und Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Bei einigen Verkehrsträgern sei dies jedoch nicht möglich, zum Beispiel beim Flugzeug oder bei Seeschiffen. Hier sollten nach Vorstellung des UBA aus regenerativem Strom hergestellte Kraftstoffe wie Power-to-Liquid (PtL) oder Power-to-Gas (PtG) eingesetzt werden. Für den Straßengüterfernverkehr untersuchte die Studie den Einsatz von PtL in Diesel-Lkw und den Oberleitungs-Hybrid-Lkw. Das Ergebnis: Beide Optionen ermöglichten im Jahr 2050 null Emissionen im Güterverkehr. Die Lösung mit Oberleitungs-Hybrid-Lkw benötige dabei deutlich weniger erneuerbaren Strom. Insgesamt sei es kostengünstiger, so die Autoren der Studie, wenn durch vorherige Verlagerung auf die Schiene bereits deutlich weniger Energie im Verkehrsbereich benötigt werde. Verkehrswende und Energiewende im Verkehr müssten daher Hand in Hand gehen.

„Die vorgeschlagenen Maßnahmen stärken den Wirtschaftsstandort Deutschland“, ist die UBA-Präsidentin sicher. „Sowohl Beschäftigung also auch Wertschöpfung steigen laut unserer Studie leicht an. Und das obwohl der Straßengüterverkehr durch eine stärkere Anlastung der Umweltkosten teurer wird.“