UPS feiert zehn Jahre Lastenradeinsatz

2012 startete der Paketdienstleister in Hamburg sein Pilotprojekt zur City-Belieferung aus Mikrodepots mit elektrisch unterstützten Lastenrädern. Über die Jahre und mit viel Fein- und Justierarbeit entwickelte sich ein Vorzeigemodell, das vielfach Schule machte. Und sich rechnet.

Wo alles anfing: Mit einer modernen ONO gehen die Zusteller heutzutage auf Tour in Hamburg. | Foto: UPS
Wo alles anfing: Mit einer modernen ONO gehen die Zusteller heutzutage auf Tour in Hamburg. | Foto: UPS
Johannes Reichel

Vor zehn Jahren hat der US-Paketdienstleister UPS in Hamburg die City-Belieferung aus einem Mikrodepot mit E-Cargobikes gestartet. Heute ist man mit dem Konzept für die letzte Meile in über 30 Städten weltweit präsent, wie Frank Jørgensen, UPS-Deutschlandchef in einem Blogbeitrag berichtet. Die Leitfrage damals war: Wie lassen sich Umweltverschmutzung und Verkehr in einer Stadt wie Hamburg reduzieren? Der Paketdienstleister erarbeitete gemeinsam mit Partnern ein Konzept, das die Paketzentren in die Stadtzentren bringen sollte. Dort werden die Pakete in sogenannten „Mikro-Depots“ zwischengelagert und von dort mit speziellen Fahrrädern oder Sackkarren zu den Empfängern gebracht. Auch die Abholung von Paketen übernehmen die Bike-Kuriere. Das 2012 gestartete Projekt laufe nach wie vor erfolgreich und war wohl der erste großangelegte und gelungene Test dieses Logistikkonzepts mit Lastenrädern in Deutschland. LOGISTRA hatte erstmals 2015 im Rahmen der "Best-Practice"-Serie LOGISTRA City Check über das Projekt am Neuen Wall in Hamburg berichtet.

Wie ein Start-up in einem 100-jährigen Unternehmen

Die Herausforderung bestand auch strukturell darin, dass UPS City Logistik ein Projekt im Stil eines "Start-ups" war, innerhalb eines über 100 Jahre alten Unternehmens, wie Jørgensen weiter berichtet. Neben der Suche nach geeigneten Lastenrädern und den richtigen Standorten für Mikro-Depots habe man auch die Zeit, die durch den zusätzlichen Umschlag verloren geht, irgendwo einsparen müssen, damit das Konzept nachhaltig und effizient sein würde. Es zeigte sich, dass Fahrräder schneller einen Ort, an dem sie für die Zustellung anhalten können als ein großes Fahrzeug. Sie können zudem auch durch Bereiche fahren, in denen Autos und andere Fahrzeuge nicht durchkommen, und sich schneller an Verkehrsstaus anpassen. Nicht zuletzt halten die Zustellerinnen und Zusteller näher beim Kunden, wodurch er/sie  weniger laufen müssen. Das spart Zeit und kompensiert den zusätzlichen Aufwand, der in den Mikro-Depots entsteht, resümiert der UPS-Chef.

Unterschiedliche Depot-Konzepte: Von Anhänger bis Wechselbrücke

Dabei können die Mikro-Depots unterschiedlich geartet sein. So betreibt UPS Mikro-Depots in Parkhäusern wie in Hamburg und Köln, aber auch in Lagerräumen von Gebäuden wie in Mannheim oder Westerstede. Wo diese Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen, können Anhänger auf von der Stadtverwaltung genehmigten Flächen abgestellt werden. Das Lieferfahrzeug einer benachbarten Route bringt den Anhänger dann in die Innenstadt, wie in Offenbach oder Paderborn. Bei größeren Projekten wird ein LKW-Container voller Pakete in die Stadt gebracht und als Mikro-Depot genutzt, wie in Frankfurt oder München.

Schnell stellte man aber auch fest: Das neue Konzept erfordert geeignete Lastenräder. UPS habe Hersteller dabei unterstützt, geeignete Lastenfahrräder zu entwerfen und sie anhand von Praxiserfahrungen zu optimieren, so dass sie zuverlässiger, wartungsfreundlicher und alltagstauglicher geworden sind.

"Jede Stadt ist anders - sowohl in Deutschland als auch weltweit - daher passen wir das Konzept den lokalen Anforderungen und unseren Nachhaltigkeitszielen an, ohne die Zuverlässigkeit zu beeinträchtigen, die unsere Kunden von UPS erwarten", erklärt Jørgensen.

Die Umweltbilanz sieht er klar positiv: Konventionelle und elektrisch unterstützte Lastenräder verursachen keine Abgas- und Feinstaubemissionen, nehmen weniger Platz in Anspruch und reduzieren Staus. Allein das Hamburger City Logistik Projekt mit derzeit 17 Lastenrädern spare rund 57 Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr. Hinzu kämen indirekte Einsparungen, die sich aus der Entlastung des Verkehrs in der Innenstadt ergeben. Der Erfolg von UPS in Hamburg wurde zum Modell für die Paketzustellung in mehr als 30 Städten weltweit. Dazu gehören größere Städte wie Köln, Dortmund, Frankfurt, Hannover und München - aber auch kleinere Städte wie Freiburg, Karlsruhe, Kiel, Mannheim, Offenbach, Oldenburg, Paderborn und Westerstede. Zudem exportierte man das Konzept zum Beispiel nach Leuven (Belgien), Paris und Toulouse (Frankreich), Dublin (Irland), London (Großbritannien), Wien (Österreich), Kopenhagen (Dänemark) und Stockholm (Schweden) sowie in den Vereinigten Staaten in Portland (Oregon) und Fort Lauderdale (Florida).