VDA: Von der EU geplante CO2-Regulierung für Lkw "extrem ambitioniert"
Mit deutlicher Kritik reagierte der Verband der Automobilindustrie VDA auf den gestrigen Vorschlag der Europäischen Kommission zur Regulierung der CO2-Emissionen für Lkw. Bis 2040 soll der Flottengenzwert um 90 Prozent gegenüber 2019 sinken. Der Verband verweist darauf, dass er ein Verbrenner-Verbot für „nicht zielführend“ hält, den Ausbau von E-Lade- und Wasserstofftankstellen für Nutzfahrzeuge dagegen für „essenziell“. Die Industrievertreter plädieren lieber für Anreizsysteme, um den Hochlauf alternativer Antriebe zu beschleunigen. Mit Blick auf die „bisher leider nur unzureichend vorhandene Lade- und Wasserstoffinfrastruktur“ sei der vorgelegte Gesetzesentwurf ausgesprochen ambitioniert, kommentierte VDA-Präsidentin Hildegard Müller die Brüsseler Entscheidung.
„Die EU verschärft die CO2-Grenzwerte deutlich, ohne dabei notwendige flankierende Maßnahmen zu verabschieden und damit einen tatsächlich realisierbaren Hochlauf alternativer Antriebe sicherzustellen. Im Klartext: Ohne Tempo und Entschlossenheit bei den notwendigen Rahmenbedingungen, insbesondere die entsprechenden Investitionen in die Infrastruktur, wird das Ziel kaum erreichbar sein“, begründet die Chef-Lobbyisting der deutschen Automobilindustrie ihre Kritik.
In seiner Pressemeldung erklärt der VDA außerdem die konkreten Auswirkungen des Brüsseler Beschlusses für die Industrie. Mit den neuen Flottenzielen werden ab 2030 mehr als 98 Prozent des Schwerlastverkehrs im Hinblick auf CO2-Emissionen reguliert sein. Bisher seien es 73 Prozent gewesen. Dass dies die bisherige Regelungslücke schließt, befürwortet der VDA.
Weniger positiv beurteilt er das neue Ziel der EU-Kommission, bis 2040 die vorgesehene Reduktion des Flottengrenzwerts auf 90 Prozent gegenüber 2019 zu erhöhen. Als „sehr ehrgeizig“ bezeichnet der VDA die neue Zielmarke. Als Zwischenetappe sollen es 2030 bereits 45 Prozent sein und für 2035 sind sportliche 65 Prozent angesetzt, führt der VDA weiter aus.
Unstrittig ist dabei auch für den Lobby-Verband, dass das Potential, CO2-Emissionen durch emissionsfreien Schwerlastverkehr zu vermeiden, enorm ist. Schwere Lkw und Busse stoßen derzeit rund ein Drittel der CO2-Emissionen im Straßenverkehr aus. In Europa fahren 8,1 Millionen schwere Lkw und Busse. Bis 2030 werden es voraussichtlich knapp zehn Millionen sein.
Wenn nun allerdings die EU-Kommission ihren ehrgeizigen Plan umgesetzt sehen will, muss sie, darauf pocht Müller, für die notwendigen Rahmenbedingungen sorgen und diese vor allem strategisch zusammendenken.
„Das heißt: Damit ehrgeizige Ziele auch tatsächlich erreicht werden können, ist – neben einem ausreichenden Angebot von Fahrzeugen, zu dem wir uns verpflichten – vor allem ein ausreichend dichtes Netz von Elektrolade- und Wasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge in ganz Europa notwendige Voraussetzung.“
Von einer reinen Verschärfung der CO2-Grenzwerte hält Müller also nichts. Die werde nicht zum Umstieg befähigen, sondern lediglich, so ihre Befürchtung, die Nutzung von Lkw und Bussen mit konventionellem Antrieb unmöglich machen.
„In der Nutzfahrzeugbranche besteht ohnehin ein hohes Kostenbewusstsein. Somit werden CO2-emissionsfreie Lkw und Busse erst dann in hohen Stückzahlen in die Fuhrparks aufgenommen, wenn batterieelektrische oder mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge auf der Straße profitabler fahren als solche mit konventionellem Motor“, ist Müller überzeugt.
Die Flottenerneuerung hin zu CO2-emissionsfreien Fahrzeugen könne flächendeckend folglich erst dann geschehen, wenn genügend Anreize für Speditionen und Verkehrsbetriebe geschaffen werden. Müller spricht in diesem Zusammenhang von Förderungen, Mautbefreiungen und Steuererleichterungen für Null-Emissions-Lkw und -Busse.
„Nur so wird es gelingen, Speditionen und Verkehrsunternehmen zu ermutigen und zu befähigen, ausreichend in CO2-emissionsfreie Fahrzeuge zu investieren.“
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