Volkswagen Nutzfahrzeuge Bilanz 2022: Wachstum dank Stromern
Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) hat im Jahr 2022 zum zweiten Mal in Folge ein Ergebniswachstum von rund einer halben Milliarde Euro erreicht. Damit steht am Ende des Jahres ein operatives Ergebnis von 529 Millionen Euro. Der Umsatz stieg trotz leicht rückläufiger Auslieferungen auf 11,5 Milliarden Euro gegenüber 9,9 Milliarden Euro im Vorjahr. Carsten Intra, Vorsitzender des Vorstands der Marke, und Michael Obrowski, Vorstand Finanz und IT, dankten während der digitalen Pressekonferenz dem gesamten Team von Volkswagen Nutzfahrzeuge für dieses starke Jahresergebnis.
Als das Highlight des Jahres bezeichnete der Hersteller die Markteinführung des vollelektrischen und vollvernetzten ID. Buzz. Auf seiner Plattform werde das autonome Fahren in den laufenden Jahren weiter entwickeln. Das Serienfahrzeug soll im Jahr 2025 vorgestellt werden. Der neue Premium-Pick-up Amarok feierte ebenfalls seine Weltpremiere. Die weltweiten Fahrzeugauslieferungen von VWN gingen von 359.500 auf 328.600 Stück zurück. Dennoch habe man in den wichtigsten Regionen Marktanteile gewonnen. In Europa stiegen sie laut dem Hersteller um 1,5 Prozentpunkte auf fast 13 Prozent. Im Heimatmarkt Deutschland erreichte VWN den eigenen Angaben zufolge einen Marktanteil von über 23 Prozent.
7.500 reine Stromer sind noch immer verschwindend - das soll sich ändern
Insgesamt 7.500 vollelektrische Fahrzeuge brachte der Hersteller an die Kunden – auch denk des Marktstarts von ID. Buzz und ID. Buzz Cargo. Das seien mehr als doppelt so viele Elektrofahrzeuge wie im Jahr zuvor, wobei der absolute Anteil am VWN-Portfolio mit 2,3 Prozent noch immer auf niedrigem Niveau liegt. Dies will man aber nun rasch anheben, wie Finanzvorstand Michael Obrowski ankündigte. Man wolle jetzt auch verstärkt an Flottenkunden adressieren, ergänzte VWN-Vertriebschef Lars Krause.
Aber auch in anderen Segmenten freute sich der Hersteller über hohe Nachfrage. Der Auftragsbestand habe ein Rekordhoch von knapp 300.000 Fahrzeugen erreicht. Wobei man, wie Carsten Intra ergänzte, den hohen "Order Backlock", den Auftragsbestand resultierend in langen Lieferzeiten nun rasch auflösen wolle. Das Werk Hannover solle dafür etwa auf Volllast laufen und 900 Fahrzeuge täglich produzieren. 650 bis 700 Exemplare vom ID. Buzz sind dann angestrebt.
Operatives Ergebnis
Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 15 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro, das operative Ergebnis kletterte auf 529 Millionen Euro.
„Nehmen wir die beiden Jahre 2021 und 2022 zusammen, beträgt unser Ergebnis-Turnaround insgesamt rund eine Milliarde Euro“, sagte Finanzvorstand Obrowski.
Obrowski erklärte die starken Zahlen mit positiven Effekten aus dem Produktmix sowie dem anhaltenden Trend zu höherwertigen und margenstarken Modellen. Weiterhin trugen vor allem die anhaltende Kostendisziplin und das gute Gebrauchtwagen- und After-Sales-Geschäft zum positiven Ergebnis bei. Weiteres Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre erhofft sich der Hersteller vom neuen ID. Buzz und dem neuen Amarok.
„Unser Ziel für das laufende Jahr ist es, den Netto-Cashflow auf mehr als 500 Millionen Euro positiv zu steigern“, erklärte Obrowski.
ID. Buzz als Verkaufsschlager
Bei ID. Buzz Pro und ID. Buzz Cargo sind bereits mehr als 32.000 Fahrzeuge verkauft. Auch in Presse und Öffentlichkeit sei die Resonanz auf den vollelektrischen und vollvernetzten Bulli äußerst positiv. Unter anderem habe man mit dem Fahrzeug den Titel „Van of the Year 2023“ gewonnen. Dazu Carsten Intra:
„Der ID. Buzz ist Technologie- und Sympathie-Träger in einem. Wo er auftaucht, drehen sich die Menschen nach ihm um und freuen sich sichtlich! Es ist diese Begeisterung unserer Kundinnen und Kunden, die VWN stark macht.“
Zehn-Punkte-Plan für das Jahr 2023: Neben BEV auch PHEV
Für das laufende Jahr stellte Carsten Intra einen zehn-Punkte-Plan vor, der mit konkreten Zielen und Maßnahmen auf die Unternehmensstrategie Grip 2030 einzahlen soll. Dazu gehört unter anderem die weitere Elektrifizierung der Fahrzeugflotte von VWN. Im Sommer 2023 wird der ID. Buzz Pro mit langem Radstand vorgestellt, allerdings nur für den Pkw-Bereich. Bei den Nutzfahrzeugen will man diese Bedarfe mit anderen Modellen abdecken, so die Aussage. Mit dieser Variante kehrt der Bulli dann auf den nordamerikanischen Markt zurück. Darüber hinaus peilt man auch auf weitere Märkte im Osten, neben Japan soll der ID.Buzz auch in Singapur sowie in der Türkei und Israel starten ab 2024. Auch die speziell im Gewerbe dringliche Version mit kleinem Akku zu etwa 58 kWh soll die Stückzahlen befördern und ab Ende 2023/Anfang 2024 kommen.
Der Caddy wird nach dem Multivan ebenfalls als PHEV, also als Plug-in-Hybrid-Version, angeboten. Generell glaubt man bei VWN neben der BEV-Strategie aber einstweilen auch an dieses Antriebskonzept: Es gebe Kunden privat wie gewerblich, die viele Langstrecken absolvierten, aber eben für Stadteinfahrt ein emissionsfreies Fahren benötigten, so Vertriebschef Lars Krause. Künftig sollen die E-Reichweiten der Plug-in-Hybride bis 90 oder 100 Kilometer betragen, kündigte er an. Von der ursprünglich mal avisierten CNG-Version war nun allerdings keine Rede mehr. Beim heißt debattierten Thema E-Fuels "bewerte man die Potenziale", sehe das aber ansonsten wie der Mutterkonzern und entwickle keinen eigenen Zweig für solche Fahrzeuge.
Torschlusspanik: Der T6.1 erlebt ein großes Finale
Auch der neue Van im Eintonner-Segment, der den aufgrund der laut Krause enormen Nachfrage und des daraus resultierend hohen Auftragsbestands sowie der dräuenden UNECE-Norm nicht mehr bestellbaren Transporter T6.1 ab Mitte 2024 ablöst, kommt als Multiantriebsmodell mit Diesel, Plug-in-Hybrid und reinem E-Antrieb. Er erweitert ab dem dritten Quartal 2024 das Angebot aus der Ford-Volkswagen-Allianz und basiert auf dem jüngst neu vorgestellten Transit Custom. Ob man den von Ford angekündigten kleineren Transit Courier unterhalb der Caddy-Klasse auch übernimmt, sei noch nicht klar. Man erwäge, ob das für VWN sinnvoll sei, hieß es.
Neuauflage des e-Crafter braucht noch bis 2027
Zudem sei eine Neuauflage des e-Crafter in Vorbereitung, dann wohl auf Basis des Ford E-Transit, was man aber nicht offiziell bestätigen wollte. Hier sei noch in Erwägung, wie man am besten Skaleneffekte erzielen könne, so Krause. Dieses Modell wird aber nicht vor 2027 auf den Markt kommen, dann aber genau auf die Anforderungen der Kunden passen, versprach der Vertriebschef.
Argo-AI-Ausstieg soll kein Rückschritt sein
Die Umsetzung der Strategie Autonomes Fahren ist ein weiterer Schwerpunkt 2023: Nachdem Volkswagen im Jahr 2022 entschieden hat, nicht weiter in Argo AI zur Entwicklung des autonomen Fahrens zu investieren, werden nun mit neuem Partner die ursprünglichen Planungen fortgesetzt. Das sei kein Rückschritt oder eine Aufgabe der Pläne, sondern im Gegenteil ein kraftvoller Neustart, unterstrich Carsten Intra.
„Das neue Self-Driving-System wollen wir noch im ersten Halbjahr vorstellen“, so Intra.
Volkswagen Nutzfahrzeuge ist die Leitmarke für autonomes Fahren im Volkswagen Konzern und damit auch verantwortlich für die Entwicklung der Businessfelder MaaS (Mobility as a Service) und TaaS (Transport as a Service). Im Jahr 2023 wird VWN umfangreiche Testfahrten in München mit seinem neuen Partner umsetzen. In Hamburg werden erste Testkunden autonome Mobilitätsservices von Moia erproben. VWN-CTO und AD-Verantwortlicher Christian Senger sprach vom "nächsten großen Ding", das man auch auf deutschem Boden zeitnah bestätigen wolle. Carsten Intra:
„Die Serienversion unserer ID. Buzz AD-Fahrzeuge präsentieren wir Ihnen im Jahr 2025. Diese wird dann zuerst in Hamburg bei Moia eingesetzt. Weitere Städte in Deutschland und in den USA werden folgen.“
Die Grundlage allen Handelns sei Nachhaltigkeit, so Intra. Das gehe weit über die CO2-Reduktion der Fahrzeugflotte hinaus:
„Wir wollen aktiv unseren Beitrag leisten, zukünftigen Generationen eine intakte Grundlage zum Leben und Arbeiten zu übergeben. Das ist unsere Vision und unsere Verantwortung.“
Im laufenden Jahr werde dieses Verständnis in eine umfangreiche so genannte ESG-Strategie für die Bereiche Umwelt, Soziales und Governance überführt.
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