Volkswagen Nutzfahrzeuge: Komplette Erneuerung bis 2016

Jahresbilanz: Auch wenn sich die aktuellen Modelle 2014 prächtig verkauft haben, VW Nutzfahrzeuge will mehr - und erneuert die Produktpalette vom Caddy bis zum Crafter. Für Vortrieb von Klein bis groß sorgt ein neuer 2,0-Liter-TDI-Motor in Euro 6.
Johannes Reichel

Ausgerechnet der bei VW eher ungeliebte Crafter verkauft sich so gut wie nie zuvor: Um satte 17,2 Prozent konnte das Kooperationsprodukt des Mercedes Sprinter in Westeuropa zulegen. Fast eine Ironie der Geschichte zu einer Zeit, da bei Volkswagen Nutzfahrzeuge die Kräfte gebündelt werden für den kompletten Neustart des Crafter in Eigenregie. Weltweit setzte VWN 49.200 Exemplare des großen Transporters ab, der sich vom Rivalen Sprinter nur durch Design und einen anderen Antriebsstrang unterscheidet. Auch sonst vermeldete VWN-Markenvorstand Eckhard Scholz Rekordzahlen: Vor allem der VW T5 verkauft sich in seinem letzten Produktionsjahr blendend und ging 168.000 mal von der Händlerhöfen, eine Zunahme von 7,9 Prozent. Im B-Segment in Europa sei jeder vierte verkaufte Van ein T5, reklamierte Scholz stolz. Auch der Caddy überzeugte mehr Kunden denn je mit 149.000 verkauften Exemplaren. Insgesamt sah man die höheren Verkaufszahlen im margenstarken Westeuropa auch als Bestätigung der Bemühungen um gewerbliche Kundengruppen im Rahmen der Vertriebsinitiative "Drive#15". Sorgen bereitet VW eigentlich nur im Zuge der Ukrainekrise schwächelnde Osteuropa (minus 6,1 Prozent) und Russland (minus 20,7 Prozent) sowie der für die Marke wichtige südamerikanische Markt, der VW krisenbedingt fast 22 Prozent geringere Verkaufszahlen bescherte. Das erklärt zum Gutteil auch die rückläufigen Verkaufszahlen beim in diesen Märkten traditionell starken Pickup Amarok, dessen Verkäufe um 12,2 Prozent zurückgingen.

Scholz kündigte für die nächsten zwei Jahre eine "Erneuerung der Marke im Sinne der Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit" an. Neue Produkte wie der Caddy IV, der T6, der überarbeitete Amarok und vor allem der VW Crafter, der 2016 aus dem im Bau befindlichen neuen Werk Wrzesnia/Polen vom Band gehen soll, sollen weiteres Wachstum sicherstellen. Die Premiere des Crafter kündigte Scholz für die IAA Nutzfahrzeuge im September 2016 an. Man sei auf klarem Expansionskurs, auch weltweit wolle man alle Potenziale für leichte Nutzfahrzeuge erschließen. Und man wolle darüber hinaus die Elektrifizierung des Stadtverkehrs mit nachhaltigen Mobilitätskonzepten unterstützen. Scholz zeigte sich "zutiefst überzeugt", dass die Elektrifizierung des urbanen Lieferverkehrs kommen werde, der Fokus liege für VW daher auf der Entwicklung batterieelektrischer Fahrzeuge. Personell freue man sich, all diese Pläne auch mit dem neuen Gesamt-Nutzfahrzeug-Chef Andreas Renschler unter dem Dach einer größeren Nutzfahrzeugallianz umsetzen zu können, erklärte der VW-Nutzfahrzeuge-Chef.