VW Abgasmanipulation: Software auch in Euro-Fahrzeugen aktiv

Hersteller gibt auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung zu, dass die Software auch bei europäischen Modellen aktiv bei der Zyklusmessung eingreift.
Scheibchenweise Wahrheit: Auch in europäischen Modellen von VW mit EA189-TDI-Motor war die Schummelsoftware nicht nur verbaut, sondern auch im Prüfzyklus aktiv. | Foto: VW Nutzfahrzeuge
Scheibchenweise Wahrheit: Auch in europäischen Modellen von VW mit EA189-TDI-Motor war die Schummelsoftware nicht nur verbaut, sondern auch im Prüfzyklus aktiv. | Foto: VW Nutzfahrzeuge
Johannes Reichel

Der Skandal um manipulierte Stickoxidwerte bei Volkswagen zieht immer weitere Kreise: Wie Recherchen der Süddeutschen Zeitung, des NDR und des WDR ergaben, hat der Hersteller auch bei europäischen Fahrzeugen die Software nicht nur eingebaut, sondern auch zur Manipulation der Abgaswerte im NEFZ-Prüfzyklus eingesetzt, um die Abgasnorm Euro 5 zu erfüllen. Die Software im TDI-Aggregat EA189 sei eher noch komplexer gewesen als die US-Version. Sie habe demnach auch den europäischen Prüfzyklus erkennen können, entsprechend regelnd eingegriffen und den Diesel in eine Art Sparmodus versetzt. Nach Erkenntnissen des Rechercheteams sei am Anfang des Prüfzyklus der Partikelfilter so wenig wie möglich gereinigt worden, um Sprit zu sparen. Wenn der Motor auf dem Prüfstand auf Autobahntempo gebracht wurde, habe der Filter ohne zusätzlichen Spritverbrauch reinigen können. Im Alltagsbetrieb sei die Abgasreinigung dann stark reduziert worden.

Ursprünglich hatte der neue VW-Chef Matthias Müller mitgeteilt, die Software sei zwar auch in Europa verbaut, aber möglicherweise nur in einem geringen Teil der Fahrzeuge aktiv. Ob in Anbetracht dieser neuen Details ein schlichtes Software-Update noch genügt, um die für die Zulassung geforderte Euro-5-Norm zu erfüllen, ist fraglich. Zumindest für den 2,0-Liter-TDI scheint das möglich zu sein, für den 1,6-Liter-TDI sind wohl auch Eingriffe in die Hardware nötig. Unklar ist weiterhin auch, ob die Software in den 1,8 Millionen betroffenen Nutzfahrzeugen der Marke ebenfalls aktiv war.