Wellpappen-Produktion: Krieg in Ukraine verschärft Lage

Zusätzlich zu den ohnehin bestehenden Problemen, bringen jetzt steigende Energiepreise und drohende Rohstoffknappheit den Markt weiter unter Druck.

Die Wellpappenhersteller in Deutschland - die unter anderem die Lebensmittelindustrie, aber auch den Onlinehandel beliefern - stehen wegen steigender Energiepreise und Rohstoffengpässen unter starkem Druck. (Foto: VDW)
Die Wellpappenhersteller in Deutschland - die unter anderem die Lebensmittelindustrie, aber auch den Onlinehandel beliefern - stehen wegen steigender Energiepreise und Rohstoffengpässen unter starkem Druck. (Foto: VDW)
Johannes Reichel
(erschienen bei LOGISTIK HEUTE von Sandra Lehmann)

Die Wellpappenindustrie verurteilt den Angriffskrieg gegen die Ukraine und unterstützt ausdrücklich die Sanktionsmaßnahmen gegen Russland. Zugleich sieht sich der Wirtschaftszweig jedoch durch rasante Preissteigerungen im Energiesektor und drohende Rohstoffknappheit in extremer Bedrängnis, signalisiert der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) in einer Pressemeldung vom 16. März 2022. Schon vor Kriegsausbruch sei die Marktlage angespannt und der Kostendruck über Monate so hoch wie nie zuvor gewesen.

„Die zuletzt beobachteten schwindelerregenden Preissteigerungen im Energiesektor treffen auf eine Wellpappenindustrie, die schon seit vielen Monaten mit immer neuen Kostenzuwächsen konfrontiert ist“, warnt der VDW-Vorsitzende Steffen P. Würth.

In der vergangenen Woche kletterten nun die Großhandelspreise für Erdgas laut Medienberichten so stark wie nie zuvor: Demnach bewegte sich der Preis für eine Megawattstunde an der niederländischen Börse TTF am 7. März zwischenzeitlich gegen 350 Euro. Im März 2021 hingegen war der Tagesendwert immer unter 20 Euro pro Megawattstunde geblieben. Die Wellpappenindustrie selbst, aber auch die zuliefernden Hersteller von Wellpappenrohpapier seien maßgeblich auf Erdgas als Energieträger angewiesen.

„Schon jetzt sind durch aus dem Ruder gelaufene Gaspreise Schließungen von Papierwerken zu verzeichnen. In Kombination mit wegfallenden Kraftliner-Importen aus Russland droht damit eine Verknappung unseres wichtigsten Rohstoffes Wellpappenrohpapier – und das unter der Voraussetzung eines schon vor Kriegsbeginn historisch hohen Papierpreisniveaus“, erklärt Würth.

Auch die durch den Krieg angeheizten Kraftstoffpreise treffen die Wellpappenindustrie überaus empfindlich, betont der VDW-Vorsitzende. Am 9. März vermeldete der ADAC im bundesweiten Mittel 2,15 Euro je Liter Dieselkraftstoff und damit ein Plus von 39,4 Cent im Vergleich zur Vorwoche – was dem größten Preissprung aller Zeiten an deutschen Tankstellen entspreche. VDW-Mitglieder berichten außerdem bereits von Verzögerungen in der Logistik, knapper werdendem Frachtraum sowie von Produktionsstopps oder -beeinträchtigungen in der verpackenden Industrie.

Prozessketten aufrechterhalten

Für den nationalen wie internationalen Güterverkehr sind Transportverpackungen aus Wellpappe unverzichtbar, heißt es vonseiten des Verbands. Weil die Wellpappenindustrie allein im Lebensmittelbereich einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung leistet, wurde sie von der Bundesregierung schon in der Anfangsphase der Covid-19-Pandemie als systemrelevant anerkannt.

„Wir werden weiterhin alles daransetzen, diesen Beitrag bestmöglich zu leisten und die Lieferketten aufrechtzuerhalten. Die massiven Preisturbulenzen am Energiemarkt und die in diesem Zusammenhang drohende Rohstoffknappheit erfüllen uns jedoch mit größter Sorge. Wir müssen jetzt darauf zählen können, dass auch die Politik entschieden handelt, um die Kriegsauswirkungen auf die Energiepreise einzudämmen. Nur so lässt sich eine kritische Schwächung systemrelevanter Wirtschaftsbereiche verhindern“, so Würth.