WHO startet Dekade der Verkehrssicherheit und fordert Tempo 30 in Städten

Weltgesundheitsorganisation ruft Dekade der Verkehrssicherheit aus, will die Zahl der Toten und Verletzten um 50 Prozent bis 2030 reduzieren und fordert Tempo 30 in Städten als Schlüsselfaktor.

Runter vom Gas: Die WHO fordert Tempo 30 in den Städten und will die Zahl der Toten und Verletzten im Verkehr drastisch senken. | Foto: WHO
Runter vom Gas: Die WHO fordert Tempo 30 in den Städten und will die Zahl der Toten und Verletzten im Verkehr drastisch senken. | Foto: WHO
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die Weltgesundheitsorganisation der UN WHO hat in Genf die Aktionsdekade für Straßenverkehrssicherheit 2021-2030 gestartert, mit dem ehrgeizigen Ziel, bis 2030 mindestens 50 Prozent der Todesfälle und Verletzungen im Straßenverkehr zu verhindern. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählt auch ein generelles Tempolimit von innerorts Tempo 30, das auch bei den Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP in Berlin eine Rolle spielt. Die WHO und die regionalen UN-Kommissionen haben für dieses Ziel in Zusammenarbeit mit anderen Partnern in der UN-Kooperation für Straßenverkehrssicherheit einen globalen Plan für das Aktionsjahrzehnt entwickelt. Weltweit würden jeden Tag mehr als 3500 Menschen im Straßenverkehr sterben, was fast 1,3 Millionen vermeidbare Todesfälle und schätzungsweise 50 Millionen Verletzungen pro Jahr bedeute, so die WHO. Damit sei der Straßenverkehr die häufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen weltweit.

WHO pronostiziert vor allem in ärmeren Ländern viele Unfalltote

Nach dem derzeitigen Stand der Dinge werde der Straßenverkehr in den nächsten zehn Jahren schätzungsweise weitere 13 Millionen Todesfälle und 500 Millionen Verletzungen verursachen, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, prognostiziert die WHO. Dies seien inakzeptable Zahlen, sowohl absolut als auch relativ gesehen. Straßenverkehrsunfälle bildeten nach wie vor eine der Haupttodesursachen weltweit, obwohl jeder einzelne dieser Todesfälle und Verletzungen vermeidbar wäre.

"Der Verlust von Menschenleben und Existenzen, die verursachten Behinderungen, die Trauer und der Schmerz sowie die finanziellen Kosten, die durch Verkehrsunfälle verursacht werden, summieren sich zu einem unerträglichen Tribut für Familien, Gemeinden, Gesellschaften und Gesundheitssysteme", erklärte Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor.

Der Globale Plan für das Aktionsjahrzehnt für Straßenverkehrssicherheit soll aufzeigen, welche praktischen, evidenzbasierten Schritte alle Länder und Gemeinden unternehmen können, um Leben zu retten. In Anerkennung der Bedeutung des Problems und des Handlungsbedarfs hätten Regierungen aus der ganzen Welt mit der Resolution 74/299 der UN-Generalversammlung einstimmig das Aktionsjahrzehnt für Straßenverkehrssicherheit 2021-2030 ausgerufen, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Zahl der Verkehrstoten und -verletzten in diesem Zeitraum um mindestens 50 Prozent zu senken.

"Eine der besten Möglichkeiten, Leben zu retten und zu verbessern, besteht darin, unsere Straßen sicherer zu machen - aber diese Arbeit erhält oft nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient", appellierte Michael R. Bloomberg, Gründer von Bloomberg LP und Bloomberg Philanthropies und globaler WHO-Botschafter für nichtübertragbare Krankheiten und Verletzungen.

Die Organisation setze sich seit 2007 für die Verbesserung der Verkehrssicherheit ein, indem es Gesetze verschärft, die Durchsetzung von Vorschriften erhöht, Straßen neu gestalte und Daten nutze, lobte Bloomberg die WHO.

Fuß- und Radverkehr stärken, ÖPNV sicherer machen

In dem globalen Plan werden die Maßnahmen beschrieben, die zur Erreichung dieses Ziels erforderlich sind. Dazu gehörten beschleunigte Maßnahmen, um das Zufußgehen, Radfahren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sicher zu machen, da dies auch gesündere und umweltfreundlichere Verkehrsmittel sind, um sichere Straßen, Fahrzeuge und Verhaltensweisen zu gewährleisten und um eine rechtzeitige und wirksame Notfallversorgung sicherzustellen. Sie soll die Länder, einschließlich der Regierungen und Partner, dazu anregen, mutig und entschlossen zu handeln und die aus dem letzten Aktionsjahrzehnt gewonnenen Instrumente und Erkenntnisse für einen Kurswechsel zu nutzen.

"Seit der Erfindung des Automobils sind mehr als 50 Millionen Menschen auf den Straßen der Welt gestorben. Das ist mehr als die Zahl der Toten im Ersten Weltkrieg oder bei einigen der schlimmsten Epidemien", mahnte Etienne Krug, Direktor der Abteilung für die sozialen Determinanten der Gesundheit.

Es sei an der Zeit, das umzusetzen, von dem man wisse, dass es funktioniert, und auf eine viel sicherere und gesündere Art des Verkehrs umzusteigen. Dieser neue Plan werde die Länder auf einen nachhaltigeren Weg führen, glaubt Krug.

Der Globale Plan enthält Handlungsempfehlungen, die sich auf bewährte und wirksame Maßnahmen stützen, sowie bewährte Verfahren zur Verhütung von Straßenverkehrstraumata. Er soll als Vorlage für nationale und lokale Pläne dienen, die auf die lokalen Gegebenheiten, die verfügbaren Ressourcen und die Kapazitäten zugeschnitten sind. Der Globale Plan richte sich nicht nur an hochrangige politische Entscheidungsträger, sondern auch an andere Interessengruppen, die Einfluss auf die Straßenverkehrssicherheit nehmen können, wie etwa die Zivilgesellschaft, die Wissenschaft, die Privatwirtschaft und führende Vertreter von Gemeinden und Jugendlichen.