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Wirtschaftsweise: Streit um Dekarbonisierung im Güterverkehr - Batterie oder auch Wasserstoff?

(dpa) Die deutsche Wirtschaft kommt nicht richtig in Schwung. Die «Wirtschaftsweisen» dürften ihre Prognose anpassen - intern gibt es erneut Streit in dem Gremium - um ein Gutachten zur Dekarbonisierung im Güterverkehr. Die Mehrheit setzt auch hier auf den effizienteren batterieelektrischen Antrieb. Nur Veronika Grimm insistiert auf Wasserstoff, und erhält Rückendeckung aus der Industrie und vom VDA.

Welche Rolle spielt Wasserstoff bei der Dekarbonisierung des Verkehrs? Darüber ist ein Streit unter den Wirtschaftsweisen entbrannt. | Foto: MB Trucks
Welche Rolle spielt Wasserstoff bei der Dekarbonisierung des Verkehrs? Darüber ist ein Streit unter den Wirtschaftsweisen entbrannt. | Foto: MB Trucks
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Johannes Reichel

Die «Wirtschaftsweisen» legen an diesem Mittwoch in Berlin eine neue Konjunkturprognose vor. Erwartet wird, dass der Sachverständigenrat die Erwartungen für dieses Jahr senkt. Wie das «Handelsblatt» berichtete, rechnet der Sachverständigenrat damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr nur um 0,2 Prozent wächst. Im vergangenen Herbst hatten die «Wirtschaftsweisen» für 2024 noch ein Wachstum von 0,7 Prozent prognostiziert. Die Bundesregierung rechnet nur mit einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent. Sie hatte unter anderem darauf verwiesen, dass die Weltwirtschaft noch nicht wieder richtig in Schwung gekommen sei. 

Auch die EU-Kommission legt an diesem Mittwoch ihre neueste Konjunkturprognose vor. Bei ihrer Winterschätzung im Februar hatte die Brüsseler Behörde in Sachen Wirtschaftswachstum nicht allzu positiv auf das laufende Jahr geblickt: So senkte sie ihre EU-weite Prognose für 2024 das dritte Mal in Folge und rechnete mit einem Wachstum von 0,9 Prozent. Zuvor war sie noch von 1,3 Prozent ausgegangen. Das Plus in der Eurozone schätzte die Behörde für dieses Jahr auf 0,8 Prozent (vorher 1,2 Prozent). 

Für Deutschland hatte die EU-Kommission ebenso ihre Prognose heruntergeschraubt: Der größten Volkswirtschaft der Staatengemeinschaft sagte sie ein Wachstum von 0,3 Prozent in diesem Jahr voraus, zuvor waren es 0,8 Prozent. Als Gründe dafür wurden etwa Fachkräftemangel und eine schwache Auslandsnachfrage genannt. Ein so kleines Plus sagt die Behörde für kein anderes Euroland für dieses Jahr voraus.

Streit über Gutachten 

Die «Wirtschaftsweisen» stellen am Mittwoch auch ein Gutachten zur Dekarbonisierung des Güterverkehrs vor - es geht darum, wie der Schwerlastverkehr klimaneutral werden kann. Darüber gibt es aber Differenzen in dem fünfköpfigen Sachverständigenrat - entsprechende Medienberichte wurden von Insidern bestätigt. Vier Ratsmitglieder sprechen sich dafür aus, auf eine Elektrifizierung des Güterverkehrs zu setzen. Eine andere Meinung hat dagegen Veronika Grimm: Sie hält einen Fokus nur auf Elektromotoren für falsch. Auch Technologien wie die wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle müssten weiter gefördert werden.

Autoindustrie unterstützt Grimm

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, sagte: «Um die Klimaneutralität im Verkehr zu realisieren, müssen die Potenziale aller zur Verfügung stehenden Technologien ausgeschöpft werden. Batterieelektrische Antriebe spielen dabei die entscheidende Rolle, flankiert von Wasserstoff – sowohl für den Einsatz in der Brennstoffzelle als auch mit Blick auf die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen für die Defossilisierung des Fahrzeugbestands.» Gerade im Bereich der schweren Nutzfahrzeuge müsse auch der Brennstoffzellenantrieb als Teil der Technologievielfalt mitgedacht werden. «Grundsätzlich gilt: Es wäre ein folgenreicher Fehler, auf dem Weg in die klimaneutrale Mobilität eine Technologie vorab politisch auszuschließen», sagte Müller.

Nicht der erste interne Streit

Um Grimm gab es bereits vor ein paar Monaten Aufregung: Grund war, dass Grimm ein Aufsichtsratsmandat beim Energiekonzern Siemens Energy antrat. Die anderen vier «Wirtschaftsweisen» sahen darin einen Interessenkonflikt und forderten Grimm auf, entweder auf das Mandat bei Siemens Energy oder auf ihren Posten im Sachverständigenrat zu verzichten. 

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