World of Material Handling 2016: Stapler für die Logistik von Morgen

Flurförderzeughersteller Linde Material Handling richtet zum zweiten Mal eine Hausmesse aus. Im Mittelpunkt: Vernetzte, teilautomatisierte Gabelstapler der Zukunft.
Auf der hauseigenen World of Material Handling zeigt der Gabelstaplerhersteller Linde MH seine Produkte und Lösungen für eine vernetzte und automatisierte Logistik. | Foto: Linde MH
Auf der hauseigenen World of Material Handling zeigt der Gabelstaplerhersteller Linde MH seine Produkte und Lösungen für eine vernetzte und automatisierte Logistik. | Foto: Linde MH
Tobias Schweikl

Der Gabelstaplerhersteller Linde Material Handling hat auf der hauseigenen Messe „World of Material Handling 2016“ seine Vision von der Zukunft der Flurförderzeuge vorgestellt. Automatisierung, Individualisierung, Vernetzung und Energiesysteme – diese vier Megatrends sollen die Staplerbranche in den kommenden Jahren verändern.

Vor allem die Grenzen zwischen manuell und vollautomatisch sollen künftig mehr und mehr aufweichen. Es komme immer öfter zu Mischformen zwischen manuell bedienten Flurförderzeugen und vollautomatisierten Regal- und Förderanlagen, so die Prognose. Linde reagiert darauf unter anderem mit dem automatisierten Hochregalstapler „K-MATIC“. Das Gerät soll Ende des Jahres auf den Markt kommen und erweitert die bereits erhältliche autonom fahrende Flotte des Herstellers in die vertikale Ebene. Der automatische Schmalgang-Stapler fährt im Regal über eine Draht- oder Schienenführung und greift zu beiden Seiten Waren oder lädt diese ab. Sobald er bei seiner Arbeit den Gang wechseln muss, fährt er ohne mechanische Führung mittels Geo-Navigation.

Doch nicht nur für selbstfahrende Stapler ist eine genaue Ortsbestimmung nötig. Auch manuell betriebene Flurförderzeuge sollen künftig als Teil eines vernetzten Gesamtsystems von Geodaten profitieren. So könne man das Lager virtuell in Zonen einteilen und individuelle Berechtigungen und Regeln für Fahrer und Fahrzeuge vergeben – etwa für Geschwindigkeit und Hubhöhe. Die kostengünstige Lokalisierungslösung hat Linde mit dem Tracking-Spezialisten Quantitec entwickelt: Im Lager oder in den Produktionsräumen werden dabei sogenannte Nodes installiert, anhand derer das Ortungssystem die Position eines Senders am Fahrzeug im Raum bestimmt. [pagebreak]

Gemeinsam mit dem Partner CRG hat man außerdem die Flottenmanagementlösung „connect:“ entwickelt. Flottenmanager können damit eine individuelle Zugangskontrolle zu den Geräten, unterschiedliche Fahrparameter für unterschiedliche Fahrer, die Erfassung von Kollisionen über Schocksensoren, eine Wartungsplanung sowie die Analyse der Fahrzeugnutzung realisieren. Neu ist die „connect:“-App „pre-op check“. Der Staplerfahrer kann damit bei Schichtbeginn sein Fahrzeug per Smartphone auf Parameter wie Reifendruck und mögliche Schäden prüfen. Erst nach diesem Check wird das Fahrzeug freigeschaltet. Die Software „connect: desk“ führt unterdessen die Informationen mit anderen Daten zusammen und wertet sie aus.

Nicht automatisiert und vernetzt, aber dennoch spannend ist der neue „Roadster“-Stapler „E25“ von Linde. Der Gabelstapler kommt ohne störende A-Säule aus und soll deshalb eine bessere Sicht auf die Last bieten. Vorgestellt wurde ein entsprechendes Konzeptfahrzeug zwar bereits auf der CeMAT 2011, inzwischen sei man aber bereit für den breiten Markt. [pagebreak]

Li-Ion-Akkus für Flurförderzeuge sind auch bei Linde ein entscheidendes Thema. Der Hersteller bietet mittlerweile sowohl für seine Lagertechnik als auch für die Gegengewichtsstapler entsprechende Lösungen an – auch zum Nachrüsten. Die Li-Ion-Technik sieht man bei Linde aber nur als einen Zwischenschritt auf dem Weg zum Brennstoffzellenstapler. Dieser habe wegen seines schnellen Tankvorgangs entscheidende Vorteile gegenüber batteriebetriebenen Geräten, argumentiert der Anbieter. Allerdings seien die hohen Investitionskosten für die Wasserstoffinfrastruktur ein Hindernis. Man hoffe auf die Vorreiterrolle der Automobilindustrie, so Linde MH. Damit spielt der Hersteller auf die Kooperationen im BMW-Werk Leipzig oder im Mercedes-Sprinter-Werk Düsseldorf an (LOGISTRA berichtete), wo Pilotprojekte mit Brennstoffzellenstaplern laufen.

Den Kundenevent „World of Material Handling“ (WOMH) hat Linde 2014 ins Leben gerufen. Damals kamen rund 6.000 Gäste aus über 40 Ländern zu der Leistungsschau des Unternehmens. Jetzt geht das Unternehmen mit dem eigenen Messeformat ein zweites Mal an den Start. Im Mittelpunkt der Veranstaltung 2016 steht eine sich zunehmend vernetzende, digitalisierte und automatisierte innerbetriebliche Logistik.